Die Grill-Geschmäcker sind verschieden, auch bei Journalisten. So grillen die Journalisten der Filder-Zeitung und vom Blick vom Fernsehturm.

Stuttgart - Es war der Zusammenprall der Kulturen – der Grillkulturen. Hier Rote Wurst und Bauchspeck mit Kartoffelsalat, dort Curry-Ananas-Puffer, vegetarische Maultaschen und gefüllte Paprika. Beides nebeneinander auf einem Holzkohlegrill. Die Mannschaft des BLICK VOM FERNSEHTURM hat es versucht: Fundamentalismus gegen Fortschritt, Tradition gegen Experiment. Mit dabei waren auch die Kollegen vom Schwesterblatt Filder-Zeitung, das in Vaihingen, Möhringen und Kaltental erscheint.

 

Kai Müller entpuppt sich als der mit Abstand konservativste Grilleur. Aber so richtig kommt er mit seinem Bauchspeck nicht an. „Igitt, da sind ja noch richtige Borsten dran“, stößt Julia Barnerßoi hervor. „In Frickenhausen isst man die Haare halt noch mit“, sagt Stefanie Käfferlein. Kai Müller wohnt in der Gemeinde am Albtrauf südlich von Nürtingen. „Ich finde kein Fleisch zwischen all dem Fett“, grummelt derweil Annegret Jacobs. Aber auch die Anhänger fleischlosen Grillens bekamen ihr Fett weg. „Die vegetarischen Maultaschen kleben am Grill“, sagt Simone Bürkle. „Und sie sind trocken“, ergänzt Julia Barnerßoi. „Das ist bei allen Maultaschen so“, wehrt sich Judith Sägesser.

Rötliche Kräuterbutter ist der Hit

Beim ersten Bissen Curry-Ananas-Puffer entfährt es Rüdiger Ott: „Da brichst du zusammen.“ Dennoch: Mit Überwindung nimmt er sich noch ein zweites Stück. „Fleisch ist mein Gemüse“, nuschelt unterdessen Kai Müller, während er seinen Bauchspeck verspeist. Ganz großes Lob bekommt die selbst gemachte, rötliche Kräuterbutter von Julia Barnerßoi. Auf die Frage nach dem Rezept antwortet sie: „Die geheime Zutat ist Butter.“

Während auf dem Grill die Curry-Ananas-Puffer neben dem Schaschlikspieß langsam fertig werden, nähern sich die Gegenspieler langsam an. „Dieser Halloumi-Käse quietscht zwar zwischen Zähnen, aber er schmeckt. Ich habe noch nie etwas gegessen, das quietscht“, sagt Rüdiger Ott, der sonst eher der Fleischfraktion zuzurechnen ist.

Grillen ist Männersache

„Ich habe kein Problem mit Berührungen“, sagt die sich eher fleischlos ernährende Judith Sägesser, als sich die Rote Wurst und der Ananas-Puffer auf dem Grill gefährlich nahe kommen. Trotz allem bleiben die Grill-Hardliner dabei: „Gefüllte Paprika“, sagt Kai Müller., „warum grillen wir das überhaupt? Das kann man doch prima als Salat zum Schweinehals essen.“ Die Paprika hat Annegret Jacobs mitgebracht. Die Rheinländerin hat die Schoten sorgsam ausgehöhlt und mit Pilzen, Schafskäse und Tomaten gefüllt. Auf dem Grill schmilzt das alles irgendwie zusammen – und schmeckt. Unterdessen wird es enger um die Feuerstelle. „Es sind immer die Männer, die die Grillzange in der Hand haben“, sagt Judith Sägesser und beißt in ein Stück Grillkäse.

Simone Bürkle zerschneidet derweil vorsichtig ihren Lammlachs für neun Euro das Stück: „Da musste ich vorher zur Bank gehen und einen Kleinkredit aufnehmen.“

Spezialitäten aus Thüringen

Als gebürtige Erfurterin legt Alexandra Kratz etwas ganz Überraschendes auf den Grill: Thüringer Bratwurst. Die sieht aber ganz anders aus als die übliche Thüringer von der Imbissbude. Sie ist dicker, kürzer und nicht gebrüht. Jedenfalls schmeckt sie richtig gut. In Rage gerät Alexandra Kratz, als Rüdiger Ott sich zu seiner Thüringer Ketchup auf den Teller tropft. „Das geht gar nicht“, sagt sie. „So eine Bratwurst schmeckt nur mit echtem Erfurter Bornsenf.“ Und schon steht ein Becher davon auf dem Tisch.

Zu fortgeschrittener Stunde kommt es zu einer leichten Annäherung der Grillkulturen. Rüdiger Ott: „So schlecht sind die vegetarischen Maultaschen eigentlich gar nicht.“ Judith Sägesser grinst. „Blödsinn, die Dinger gehören nach der Genfer Konvention verboten“, grätscht Simone Bürkle dazwischen. „Da muss irgendetwas mit deinen Geschmacksnerven nicht ganz in Ordnung sein.“ Beim Curry-Ananas-Bratling hat die Verbrüderung allerdings ein jähes Ende. Rüdiger Ott verdreht die Augen, Simone Bürkle schluckt verzweifelt und tapfer. Julia Barnerßoi seufzt: „Wo man doch einfach auch Steak essen könnte.“ Kai Müller hat immer noch ein Stück Bauchspeck anzubieten. Er lockt jetzt mit violett schimmerndem Dijon-Senf. Aber den will keiner. „Ich hasse so Sachen, wo die Liste der Inhaltsstoffe länger ist als das Etikett“, sagt Rüdiger Ott. Zu später Stunde geht dann schon mal was daneben – neben den Teller. Aber zimperlich sind die Zeitungsgriller nicht. „Gib mir mal das Gyrosstück neben deinem Schuh“, sagt Annegret Jacobs, die ihren Spieß zu schwungvoll geleert hat.

Nachtisch vereint Fleisch- und Pflanzenfresser

Und jetzt kommt noch der Nachtisch. Den braucht zwar eigentlich keiner mehr. Aber als Andrea Schmitz schließlich ihre in Alufolie gehüllten Erdbeeren und Bananen samt Bananenlikör und Vanillezucker auf den Grill legt, da entfährt es Julia Barnerßoi: „Boah, wie geil riecht das denn?“ Und obendrauf gibt es noch Vanilleeis. Besser geht es nicht. Fleisch- und Pflanzenfresser sitzen einträchtig nebeneinander, löffeln und genießen.

Aber das ist noch immer nicht alles. Es gibt noch ein zweites Dessert. Stefanie Käfferlein hat Einmachgläser mit Himbeeren, Sahne und Baiser gefüllt. Jeder kriegt eins – auch wenn eigentlich keine einzige Kalorie mehr rein passt. Der Abend ist zu Ende. Alle sind satt und zufrieden. Selbst Kai Müller, der es noch einmal versucht: „Ich hätte da noch ein Stück Bauchspeck.“

Zubereitung der Gerichte

1) Kräuterbutter

Zutaten: Ein Paket Butter (250 Gramm), rund drei Esslöffel Tomatenmark, frische oder tiefgefrorene Kräuter, drei Knoblauchzehen, Salz, Pfeffer, Paprikapulver

Zubereitung: Die Butter einige Stunden vor der Verarbeitung aus dem Kühlschrank nehmen, damit sie weich wird. Den Knoblauch pressen oder sehr fein hacken, alle Zutaten miteinander vermischen, mit Salz, Pfeffer und Paprikapulver abschmecken. Die Butter vor dem Genuss am besten über Nacht ziehen lassen.

2) Schwäbischer Kartoffelsalat

Zubereitung: Für zwölf Personen braucht man etwa zwei bis zweieinhalb Kilo Salatkartoffeln. Nach dem Kochen abkühlen lassen und fein in eine Schüssel hobeln. Eine geschnittene Zwiebel, einige Esslöffel Essig und Öl, Salz, Pfeffer zugeben. Etwa einen Viertelliter Gemüse- oder Fleischbrühe erwärmen und soviel davon zum Kartoffelsalat geben, dass er „schlonzig“ wird. Das Ganze mindestens anderthalb Stunden ziehen lassen. Dann noch einmal abschmecken und bei Bedarf weitere Gemüsebrühe zugeben. Mit Schnittlauchröllchen garniert servieren.

3) In Wein marinierte Spieße

Zutaten: Schweinefleisch, Paprika, Cocktailtomaten, Champignons, Zwiebeln, Rotwein, Olivenöl, Gartenkräuter nach Belieben (Salbei, Rosmarin, Thymian, etc.), Salz, Pfeffer

Zubereitung: Schweinefleisch in Stücke schneiden, in der Marinade aus Wein, Öl, Kräutern und gehackten Zwiebeln einige Stunden ziehen lassen. Gemüse in Stücke schneiden und mit dem Fleisch auf Holzspieße stecken. Salz und Pfeffer drüber und auf den Grill damit.

4) Heiße Erdbeeren und Bananen

Zubereitung : Zwei Lagen Alufolie übereinanderlegen, Folienglanzseite nach außen. Frische Erdbeeren (größere werden halbiert) und circa 2 Zentimeter breite Bananenscheiben auf die Folie legen. Knapp einen Esslöffel Bananenlikör drüberträufeln und mit Vanillezucker bestreuen. Dann die Folie übereinanderschlagen und circa 10 bis 15 Minuten auf den Grill legen. Danach Päckchen öffnen, eine Kugel Vanilleeis drauf, fertig. Eine alkoholfreie Variante: Statt Bananenlikör einfach Orangensaft verwenden.