Es ist ein Kreuz mit dem Kreuz: 14 Prozent der AOK-Versicherten in Stuttgart waren im vergangenen Jahr mindestens ein Mal wegen Rückenschmerzen krank geschrieben. Wir sind den Ursachen auf den Grund gegangen und haben Tipps und Übungen für einen schmerzfreien Rücken zusammengestellt.

Stuttgart - Wer hat nicht geschmunzelt, als der Komiker Hape Kerkeling einst in seiner Rolle als Horst Schlämmer darüber klagte, dass er „Rücken“ habe. Wohl auch deswegen, weil die meisten Menschen die Zipperlein des Horst Schlämmer von sich selbst oder aus dem Bekanntenkreis gut kennen. Schließlich klagen 85 Prozent der Bevölkerung zumindest gelegentlich über Rückenbeschwerden. Doch bei vielen Menschen wird aus lästigen Verspannungen ein wirkliches Rückenleiden – und spätestens dann hört der Spaß auf. Denn Rückenschmerzen gehören mittlerweile zu den häufigsten Ursachen von Fehlzeiten im Beruf - auch in Stuttgart.

 

So gibt die Krankenkasse AOK an, dass knapp 14 Prozent ihrer Versicherten in Stuttgart im vergangenen Jahr mindestens ein Mal wegen Rückenschmerzen krank geschrieben waren - das waren insgesamt 10 600 Versicherte. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 waren es noch 10 467 Versicherte mit Rückenleiden, im Jahr  2013 waren es nur 9395. Besonders häufig davon betroffen ist die Altersgruppe der 30- bis 50-Jährigen - und hier insbesondere die Männer.    Neben dem Leid der Betroffenen kommt auch ein wirtschaftlicher Aspekt hinzu: Krankheitsbedingte Fehlzeiten sind sowohl für Betriebe und Verwaltungen, als auch für Krankenkassen und die Gesellschaft insgesamt mit hohen Kosten verbunden.  Schätzungen zufolge liegen die medizinischen Kosten bundesweit zwischen zehn und 20 Milliarden Euro jährlich, hinzu kommen durch die Ausfalltage Produktionsausfälle von 80 bis 90 Milliarden Euro. Im Stuttgarter Stadtkreis beliefen sich die Ausfallfalltage auf insgesamt 23.579 im Jahr 2015. 

Psychische Probleme können Rückenschmerzen erzeugen

Die Rückenschmerzen können wegen mangelnder Bewegung und einer schwachen Muskulatur entstehen. Die Ursache kann aber auch in der Psyche liegen. Stress am Arbeitsplatz, Streit mit dem Partner oder andere seelische Belastungen können bewirken, dass sich im Körper Spannung aufbaut. Muskeln verkrampfen dann und üben Druck auf Nervenbahnen aus.  Das Erlernen und Üben von Entspannungstechniken hilft, ihn zu durchbrechen.

"Untersuchungen zeigen, dass 74 Prozent der Bandscheibendegenerationen genetisch bedingt sind", sagt Farzam Vazifehdan, Chefarzt im Wirbelsäulenzentrum des Diakonieklinikums Stuttgart. Was allerdings nicht bedeutet, dass der Patient Rückenbeschwerden nicht trotzdem entgegenwirken kann: "Wir sollten unsere Arbeit so gestalten, dass wir bei Belastungen Bauch- und Rückenmuskulatur koordinieren und stabilisieren", sagt Vazifehdan. 

Rückenbelastung: Den Rucksack über beide Schultern tragen

Etwa 5000 Patienten werden im Wirbelsäulenzentrum der Orthopädischen Klinik jedes Jahr aufgrund von Rückenbeschwerden behandelt. Chefarzt Farzam ¬Vazifehdan hat es dabei meist mit ¬Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule zu tun. „Die doppelt S-förmige Wirbelsäule ist durch die drei Krümmungen zehnmal belastbarer, als wenn sie ganz gerade wäre. Die Krümmungen und die elastischen Bandscheiben, die die Wirbel auseinanderhalten, wirken wie eine Federung.“ Diese Belastbarkeit ist allerdings geschaffen für eine gerade Stellung. „Ich muss die Wirbelsäule nur richtig einsetzen, mich also gerade halten. Das ist die wichtigste ¬Regel.“ Das bedeute nicht, dass man jederzeit den Rücken steif durchstrecken müsse. Wechselnde Sitzpositionen seien gut, mal gerade gestreckt, mal entspannt in den Sitz lümmeln. Aber eine dauerhafte Fehlhaltung schädige die Bandscheiben und sorgt für Beschwerden im Rücken.

Einfache Tipps aus der Rückenschule

Beim Tragen von Einkäufen oder anderen schweren Dingen sollte das Gewicht gleichmäßig verteilt werden. In jede Hand eine Tüte nehmen, den Rucksack über beide Schultern und eine Schultertasche diagonal über den Oberkörper tragen, damit der Rücken gleichmäßig belastet wird. Schwere Gegenstände werden nah am Körper getragen, damit man vom Gewicht nicht auf eine Seite gezogen wird und in eine schiefe Körperhaltung gerät. „Beim Tragen in einer stabilen, geraden Haltung werden Arme, Schultern, Rücken, Bauch und Beine angespannt, das Gewicht verteilt sich gleichmäßig und die Wirbelsäule wird minimal belastet“, sagt Chefarzt Vazifehdan. Was grundsätzlich immer gut tue, sei Training zur Stärkung der Muskeln und Verbesserung der Koordination, sowie der Besuch einer Rückenschule. Regelmäßige Übungen, Sport und eine korrekte Körperhaltung sind Balsam für die Wirbelsäule.

Weitere Tipps und einfache Übungen für den Alltag finden Sie in unserer Bildergalerie.