Das Land erhöht die Förderung für die Sozialpsychiatrischen Dienste. Das hilft auch dem Kreis Esslingen.

Kreis Esslingen - Nach der Haushaltsverabschiedung des Landes am Mittwoch hat der Kirchheimer Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz den Kreisdiakonieverband Esslingen besucht. Im Gepäck hatte der grüne Fraktionsvorsitzende eine gute Nachricht: Nächstes Jahr werden vier Millionen Euro für die sozialpsychiatrischen Dienste (SpDi) zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2021 kommen zusätzlich aufgrund eines Änderungsantrags der Grünen weitere zwei Millionen Euro dazu, sodass das Land Baden-Württemberg im Jahr 2021 sechs Millionen Euro für die SpDi zur Verfügung stellen wird. Damit werde die ambulante Versorgung vor allem auch im ländlichen Raum entscheidend gestärkt.

 

Das Geld soll in mehr Personal investiert werden

Die SpDi sorgen für eine möglichst wohnortnahe ambulante Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Träger im Kreis Esslingen sind der Kreisdiakonieverband, der Reha-Verein und der Landkreis Esslingen. Allerdings sei der Dienst seit Jahren unterfinanziert, erklärt Eberhard Haußmann. Der Geschäftsführer des Kreisdiakonieverbands hatte deshalb gemeinsam mit Schwarz die Initiative ergriffen. Das Ergebnis ist jetzt die Aufstockung der Förderung.

Pro Jahr erhält jeder der fünf Dienste im Kreis Esslingen nun circa 18 000 Euro mehr. Eberhard Haußmann rechnet damit, dass sich der Betrag sogar weiter erhöht. Da es sich bei der Förderung um eine Komplementärfinanzierung handelt, sei zu erwarten, dass auch die Landkreise ihren Anteil entsprechend erhöhen. Das Geld soll für mehr Personal verwendet werden, damit die Versorgung in der Fläche, aber auch in den Städten verbessert wird, kündigt der Kreisdiakoniechef an.

Betroffene finden in Gruppen und Gesprächen wieder Halt

Der SpDi ist ein niederschwelliges Angebot. Der Kirchheimer Verbund etwa betreut circa 300 chronisch psychisch kranke Menschen. Geprüft wird zunächst einmal, ob Hilfesuchende nicht auch bei den psychologischen Beratungsstellen ausreichend Unterstützung erhalten. Die Grundversorgung beim SpDi ist für alle offen. Teils reicht ein Telefonat oder eine Beratung, teils benötigen Betroffene aber auch über einen langen Zeitraum hinweg eine fachliche Betreuung. Weiter gibt es die Soziotherapie, die von Ärzten verschrieben werden muss. Die dritte und weitestgehende Form der Hilfe ist das ambulant betreute Wohnen.

Verona Nowak ist seit neun Jahren in Betreuung. Monatlich hat sie eine Stunde Gesprächstherapie, und einmal wöchentlich ist sie für zwei Stunden in einer Gruppe mit gleichermaßen Betroffenen. „Wir sind fast wie eine Familie“, sagt die Wendlingerin. „Ich habe meinen Alltag wieder im Griff“, berichtet sie. Davor konnte sie nicht mehr arbeiten, schaffte es wegen ihrer Probleme nicht mehr zu kochen.

Ambulant vor stationär lautet der Grundsatz

Für Andreas Schwarz sind solche Beispiele der Beleg dafür, dass die Förderung gut angelegtes Geld ist. Ambulant vor stationär, laute der Grundsatz. Ziel müsse es sein, dass die Menschen so lange wie möglich in ihrem Lebensumfeld bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.