Der Münchner Technologieriese setzt sein lange erwartetes Sparprogramm um: Bereits bis zum Jahr 2014 sollen weltweit insgesamt 15 000 Stellen abgebaut werden – davon rund 5000 in Deutschland.

München - Siemens beendet für seine global 370 000 Beschäftigten die elfmonatige Phase der Ungewissheit mit einer Hiobsbotschaft: Im Zuge des Kostensparprogramms Siemens 2014 werden weltweit 15 000 Stellen gestrichen, davon zwei Drittel in Deutschland. Das bestätigte ein Konzernsprecher in München auf Anfrage.

 

Damit liegt der noch vom gescheiterten und jüngst abgetretenen Konzernchef Peter Löscher betriebene Kahlschlag um die Hälfte höher als von Börsianern, IG Metall und Betriebsräten erwartet. Sie hatten mit einem Abbau von rund 10 000 Stellen gerechnet, davon die Hälfte hier zu Lande. Abgeschlossen sein soll der Kahlschlag bis Ende des kommenden Geschäftsjahr am 30. September 2014.

Begonnen hat der Abbau aber bereits. Einige tausend Stellen seien bereits gestrichen und für etwa die Hälfte sei mit Arbeitnehmervertretern ein Interessensausgleich vereinbart, betonte ein Siemens-Sprecher. IG Metall und Betriebsräte hatten zuletzt diesen schleichenden Abbau ohne Nennung einer Gesamtzahl als „Salamitaktik“ kritisiert. Ein solches Vorgehen verunsichere die gesamte Belegschaft, obwohl am Ende gerade vier Prozent der Beschäftigten betroffen seien.

Der Sektor Industrie ist stark betroffen

Nun hat der neue Konzernchef Joe Kaeser für Klarheit gesorgt und den Gesamtumfang des Abbaus anders als Vorgänger Löscher endlich beziffern lassen. Ob davon ganze Standorte betroffen sind, will Siemens derzeit nicht sagen. Auch regionale Abbauzahlen oder Schwerpunkte der Stellenstreichungen werden vorerst noch verschwiegen. Klar ist aber, dass in Deutschland der Sektor Industrie mit einem Abbau von rund 2000 Arbeitsplätzen am stärksten betroffen ist. Weitere jeweils etwa 1400 Stellen werden in den beiden Sektoren Energie sowie Infrastruktur und Städte gestrichen. Der vierte Siemens-Sektor Medizintechnik kommt zwar im Rahmen des Sparprogramms Siemens 2014 ungeschoren davon. Hier läuft aber ein eigenes Kostensenkungsprogramm, das ebenfalls Arbeitsplätze kostet. Deren Umfang konnte ein Siemens-Sprecher nicht beziffern.

– Kommentar: Mehr Klarheit

– Keine betriebsbedingten Kündigungen

Zugleich stellte er klar, dass der Technologieriese Ende des kommenden Geschäftsjahr 2013/14 trotz Stellenabbaus nicht weltweit 15 000 Stellen weniger aufweisen werde. Die Abbauzahlen seien brutto zu verstehen, parallel dazu werde in noch nicht genau bezifferbarem Umfang aufgebaut. Das zum 30. September beendete Geschäftsjahr 2012/13 werde der Konzern mit fast unveränderter Belegschaftsstärke abschließen. Das wären rund 370 000 Stellen weltweit und 119 000 Arbeitsplätze in Deutschland. Beim bereits laufenden Abbauprogramm sei es bisher zu keinen betriebsbedingten Kündigungen gekommen und das soll zumindest in Deutschland auch so bleiben, betont Siemens. Auch im Ausland versuche man den Abbau sozialverträglich zu halten.