Der SPD-Europaabgeordnete Peter Simon droht sein Mandat in Brüssel zu verlieren. Die SPD hat den Mannheimer auf einen derzeit aussichtslosen Platz 26 gesetzt. Der Fachmann für Wirtschafts- und Finanzfragen reagiert enttäuscht, will aber nicht nachtreten.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Der Mann ist eine echte Nummer unter den Europaabgeordneten. Unter anderem leitet Peter Simon das Verhandlungsteam des europäischen Parlaments, das sich mit der EU-Kommission und den Regierungen der Mitgliedsstaaten vor einer Woche auf strengere Regeln für Banken geeinigt hat – „ein Meilenstein für die weltweite Finanzstabilität“, wie er meint. Doch das hilft jetzt nichts mehr, denn am Sonntag hat die SPD dem Wirtschafts- und Finanzfachmann quasi den Weg aus dem Europaparlament gewiesen, dem er seit 2009 angehört. Auf seinem neuen Listenplatz 26 dürfte Simon bei der Wahl am 26. Mai 2019 keine Chance haben, Abgeordneter zu bleiben. Dazu müsste die SPD ein Ergebnis wie 2014 erzielen, als sie mit 27,3 Prozent auf 27 Sitze kam – was aus heutiger Sicht unmöglich erscheint.

 

Schwächen in der Bewerbungsrede

Simon unterlag auf der Delegiertenversammlung in Berlin in einer Stichwahl um Platz 14 dem rheinland-pfälzischen Parlamentskollegen Norbert Neuser mit 57 zu 129 Stimmen. Damit schlug der Rettungsversuch von Landeschef Andreas Stoch fehl, der sich hinter den Kulissen noch massiv für Simon eingesetzt hatte. Der Parteivorstand hatte eine weiblichere und jüngere Liste im Sinn, daran war kaum noch etwas zu rütteln. Dass der SPD-Landesverband Simon „als Stimmenkönig“, wie er seinerzeit jubelte, gemeinsam mit Evelyne Gebhardt erneut zum Spitzenduo gewählt hatte, wurde übergangen. Ursprünglich war gar nur Platz 28 für ihn vorgesehen.

In der Kampfkandidatur unterlag der 51-Jährige nun einem 69-Jährigen. Ganz unschuldig ist der Mannheimer an seiner Niederlage gegen Neuser vielleicht nicht. In der zehnminütigen Bewerbungsrede argumentierte er zunächst mit den Ungerechtigkeiten des Verfahrens, bevor er auf seine weithin gelobten Kompetenzen zu sprechen kam. Ein besserer Auftritt hätte es nicht herausgerissen, heißt es dazu parteiintern. Dafür sei die Liste – ein ausgeklügeltes Konstrukt aller Wünsche der Parteiführung, der Jusos und der starken Landesverbände – zu sehr zementiert gewesen.

Simon will die Ereignisse nicht kommentieren

Simon bittet enttäuscht um Verständnis, „dass er die Ereignisse von Sonntag nicht kommentieren möchte“, lässt er ausrichten. Offen nachtreten will er jedenfalls nicht. Freilich wird nun intern von der Parteispitze erwartet, dass sie das Gespräch sucht, um ihn in der SPD zu halten. Ansonsten würde er sich wohl neu orientieren.

Die beiden anderen Baden-Württemberger landeten nach einem hektischen Tausch im Vorfeld auf Platz 15 (Evelyne Gebhardt) und 25 (Luisa Boos).