Miriam und Alex sind Freundinnen, verbunden wie Schwestern. Beide Frauen haben Kinder und tauschen sich täglich aus. Plötzlich wird Alex krank, fällt ins Koma und ist danach nicht mehr die, die sie mal war. Miriam gibt alles für ihre Freundin.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Es war ein Infekt – nicht mehr und auch nicht weniger. Ein Virus, wie er in der Winterzeit wohl häufiger vorkommt, legte Alex und ihre drei Jungs um die Weihnachtszeit lahm. Der Nachname von Alex soll nicht in der Zeitung stehen, ihre Geschichte jedoch muss erzählt werden, denn der scheinbar harmlose Infekt entpuppte sich als lebensbedrohliche Erkrankung, und die alleinerziehende dreifache Mutter braucht dringend Unterstützung. „Mir fällt es schwer, um Hilfe zu bitten. Aber Alex braucht uns jetzt, und ich muss ein riesiges Netz spannen, Geld zusammenbekommen und alles mobilisieren, um ihren Jungs und ihr Beistand zu leisten“, sagt Miriam Opitz, die seit dem Schicksalsschlag ihrer besten Freundin zeigt, dass für sie eine Freundschaft im wahrsten Sinne sowohl in guten als auch in schweren Zeiten Bestand hat.

 

An Silvester verschlechtert sich der Zustand von Alex schlagartig

Doch der Reihe nach: Es war an Silvester, als sich der Zustand der Fellbacherin plötzlich verschlechterte. „Auch ein Magen-Darm-Infekt war mit involviert. Aber die Werte, die die herbeigerufenen Sanitäter ermittelten, waren noch in Ordnung, und Alex berappelte sich noch mal ein bisschen“, sagt Miriam Opitz, die wie Alex im Fellbacher Stadtteil Oeffingen verwurzelt ist. Zwei Tage später brach die 46-Jährige dann aber nach dem Aufstehen im Beisein ihrer Jungs zusammen und lag wenig später verkabelt und mit Medikamenten versorgt im Rettungswagen auf dem Weg nach Winnenden. „Ihr mittlerer Sohn, der zu dem Zeitpunkt noch zwölf Jahre alt war, entschied richtig und rief den Notarzt und parallel dazu uns an“, sagt Miriam Opitz.

In der Klinik ergeben die Tests eine Meningitis – Alex fällt ins Koma

In der Klinik wird schnell klar, nicht ein Virusinfekt, sondern eine verschleppte Mittelohrentzündung und eine Hirnhautentzündung haben den Zusammenbruch ausgelöst. „So klassische Anzeichen wie Nackensteifigkeit gab es nicht, deshalb konnte man die Meningitis wohl leider nicht früher erkennen“, erklärt Miriam Opitz. Sie ist gelernte Pflegefachfrau und Sanitäterin und versteht gut – fast schon zu gut –, wie schlecht es um ihre beste Freundin und Mama von drei Kindern steht. Die wurde nach der schlimmen Diagnose ins Stuttgarter Katharinenhospital verlegt und behandelt. Nachdem sie dort noch mal kurz zu sich gekommen war, fiel sie ins Koma.

Rund zwei Wochen später öffnete sie die Augen zwar wieder, doch sie war nicht mehr dieselbe. „Sie ist nicht bei sich. Wir wissen nicht, wie viel sie überhaupt mitkriegt. Jetzt hoffen wir, dass sich noch einiges tun wird und sie wieder zu uns zurückkommt. Aber wir müssen uns auch der Tatsache stellen, dass durch die Meningitis und das Koma irreparable Schäden entstanden sein können“, sagt Miriam Opitz, die trotz der schwierigen Situation auf ein Wunder hofft und sich wünscht, dass Alex nach der Reha einfach aus der Tür läuft und wieder da ist. „Aber wie auch immer sich die Situation von Alex noch verändert und hoffentlich verbessert. Fakt ist, dass alle Fortschritte sehr viel Zeit brauchen werden.“

Bis dahin hat die 36-Jährige, die sich so selbstlos und mutig um ihre Freundin und deren drei Kinder kümmert, hauptsächlich ein Ziel: Sie will für alle Beteiligten Ruhe reinbringen. Weil das bedeutet, dass sie Geld braucht, damit Alex auch die Therapien und Hilfsmittel erhalten kann, die von der Krankenkasse nicht übernommen werden und weil die drei Jungs gut versorgt sein müssen, hat sich Miriam Opitz entschlossen, eine Spendenkampagne auf der Internetplattform GoFundMe zu starten. Parallel dazu hat sie ihre Geschichte im Radio erzählt.

Große Hilfsbereitschaft

„Gerade überlegen wir, uns mit der Bitte um Hilfe an Autohäuser zu wenden. Denn wir sind so viele, wenn wir Alex in der Reha besuchen wollen, dass es toll wäre, wir könnten unser Auto in einen gebrauchten Siebensitzer tauschen“, sagt die 36-Jährige, die mit ihrem Mann den mittleren Sohn von Alex aufgenommen hat. „Er ist 13 Jahre alt und versteht sich super mit unserem 15-Jährigen. Das wird jetzt auch in eine Dauerpflegestelle umgewandelt.“ Damit die pubertierenden Jungs jeweils ein eigenes Reich haben, muss ein wenig umgebaut werden. Auch dafür will Miriam Opitz das gespendete Geld nutzen. Aber vor allem möchte sie einen möglichst großen Puffer für alles aufbauen, was Alex noch benötigen wird, um fitter zu werden.

Rund einen Monat nach dem Vorfall sitzt der Schock auch bei Miriam Opitz noch immer tief. „In der Pflege habe ich es auch schon erlebt, jetzt bekomme ich es bei meiner besten Freundin hautnah mit. Es kann so schnell gehen, und solche Erlebnisse zeigen, wie zerbrechlich Leben ist.“ Trotz der eigenen Überforderung engagiert sie sich rund um die Uhr für die Freundin, spricht bei Besuchen viel mit ihr und das, obwohl sie Nachtschichten in einer Behinderteneinrichtung macht. „Das ist selbstverständlich, Alex ist wie Familie für mich. Ich versuche, den Kindern in dieser furchtbaren Zeit einen Halt zu geben und alles zu tun, damit sie ihre Mama zurückkriegen“, sagt Miriam Opitz, die überwältigt ist von der bisher schon erlebten Hilfsbereitschaft – mehr als 15 000 Euro sind bereits zusammengekommen.

Mama Alex ist schwer neurologisch erkrankt

Weil Mama Alex schwer neurologisch erkrankt und momentan nichts absehbar ist, ist der Jüngste – noch ein Kindergartenkind – beim getrennt lebenden Papa eingezogen. Miriam Opitz unterstützt ihn bei der Betreuung. „Die Einzimmerwohnung, in der sie aktuell leben, ist viel zu klein für die beiden. Deshalb soll ein Teil der Spenden auch in Möbel und eine größere Wohnung fließen“, erklärt die 36-Jährige. Der größte Junge von Alex ist gerade volljährig geworden und wohnt noch in der Wohnung, die sie mit ihren Kindern bewohnt hat. „Er benötigt dringend eine kleinere Wohnung, da er die große nicht allein halten kann – weder finanziell noch emotional. Es ist ein Ausnahmezustand, aber wir haben nur den einen Wunsch, dass es gut ausgehen wird. Darauf arbeiten wir hin, und dafür brauchen wir gesicherte Verhältnisse und einfach Ruhe.“

Wer für Alex und ihre Jungs spenden möchte, kann das unter https://gofund.me/030a6cac auf der Plattform GoFundMe tun.