Skihersteller Völkl soll wieder einmal einen neuen Eigner bekommen. Er soll die Produktion in Straubing möglichst erhalten.

München - Für Christoph Bronder gehört die Frage zum Geschäft. „Schneit es bei Ihnen auch?“, will der Chef des letzten deutschen Skiherstellers Völkl wissen. Erste Flocken im November lassen bei ihm Hoffnungen auf eine zumindest normale Wintersaison keimen. Auch für den geplanten Verkauf der Traditionsfirma wäre das hilfreich. Denn zum insgesamt vierten Mal seit 2004 sollen die Straubinger nun den Besitzer wechseln und das vorzugsweise im Verbund mit den Schwestermarken K2 (Ski), Marker (Bindung) und Dalbello (Skischuhe).

 

„Wir passen aufgrund unseres Geschäftsmodells nicht zu Newell“, betont Bronder, der auch die US-Firma K2 managt. Newell ist der US-Konsumgüterhersteller, der vor Jahresfrist die Völkl-Mutter Jarden für 15 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) geschluckt hat, nun hoch verschuldet ist und die Last über Verkäufe einiger Konzernteile wieder mildern will. Jarden-Töchter mit einem Umsatzvolumen von 1,5 Milliarden Dollar (1,4 Milliarden Euro) will Newell versilbern. Ein Teil davon ist das komplette Wintersportgeschäft. Der Werkzeugbereich wurde bereits an Black & Decker verkauft.

Bei Völkl & Co dürfte das nicht so einfach sein, denn Wintersport ist in Zeiten des Klimawandels witterungsanfälliger denn je. „So einen Winter hatten wir die letzten 20 Jahre nicht“, klagt Bronder im Rückblick auf die Saison 2015/16. Nicht nur Europa litt vor Jahresfrist unter Schneemangel sondern auch der weltgrößte Skimarkt USA und Asien. „Irgendwo schneit es immer“, hatte der Völkl-Chef bis dahin stets gesagt und musste sich eines Besseren belehren lassen. Nun muss er nicht nur Skier verkaufen sondern vorzugsweise gleich die eigene Firma.

Ein Käufer soll die Besonderheiten von Völkl akzeptieren

„Es gibt Interessenten“, verrät Bronder. Darunter seien sowohl strategische wie auch Finanzinvestoren. Namen nennt der Wintersportmanager nicht. „Wir stehen noch am Anfang“, wirbt er um Geduld. Binnen drei bis neun Monaten will Newell aber einen Käufer finden, am liebsten für alle vier Wintersportmarken im Paket. Und es soll ein Erwerber sein, der die Besonderheiten speziell von Völkl akzeptiert. Denn die 1884 als Kutschenhersteller gegründete Firma produziert neun von zehn Skiern in ihrem Straubinger Werk und nur ein Zehntel in China. Sie ist in der Branche damit ein Unikum.

„Made in Germany ist für uns Erbe und Zukunft, Qualität und Image“, betont Bronder. Die rund 400 Beschäftigten in Straubing seien auch flexibler als jeder asiatische Hersteller, schwört er. Das sei angesichts des unwägbaren Winterwetters zu einem Faustpfand geworden. Schneit es unverhofft und der Handel ordert nach, könne man in Straubing rasch reagieren. Bei einem Werk in China sieht das anders aus. Dennoch könnte sich ein Völkl-Käufer verleitet fühlen, in ein Billiglohnland zu verlagern, um Kosten zu sparen. Bronder glaubt, dass das ein kapitaler Fehler wäre. „Straubing ist voll wettbewerbsfähig“, sagt er über das unter ihm aufgebaute Stammwerk. Vor einiger Zeit habe man sogar Produktion aus China dorthin zurückholen können und bislang habe sich Völkl noch nach jedem Gesellschafterwechsel weiterentwickelt.

Früher waren die Zeiten für Wintersport aber auch noch weit rosiger. Von einem Kaufinteresse großer Sportartikler ist jedenfalls nichts bekannt. Weltmarktführer Nike konnte sich mit diesem Sportsegment noch nie anfreunden und Adidas hat seine Skitochter Salomon bereits vor über einem Jahrzehnt wieder verkauft. Mit Zukäufen hatten die Franken noch selten Erfolg.

Freestyler und Freerider werden älter

Auch falls ein Finanzinvestor zum Zuge kommt, sei ihm das recht, sagt Bronder. Vorausgesetzt, er taste die bestehenden Strukturen mit dem Straubinger Werk als Rückgrat von Völkl nicht an. Letztlich entscheide aber Newell, an wen die Straubinger gehen, räumt er ein. Falls sie sich am Ende als unverkäuflich erweisen, hätten die aktuellen US-Eigner aber schon eine Bestandsgarantie für Völkl ausgesprochen. Aufgegeben werde das bayerische Unternehmen auch dann nicht, aber in einem solchen Fall wohl nur noch als Finanzbeteiligung weitergeführt.

Bronder gibt sich jedoch zuversichtlich, dass sich in den nächsten Monaten ein passender Käufer findet. Bis dahin hofft er, dass es schneit. Denn einen neuen Trend glaubt Völkl mit dem Tourengehen auf Skiern schon ausgemacht zu haben. „Die Freestyler und Freerider werden älter“, sagt Bronder zu dieser Spezies der betont sportlichen Skifahrer-Jugend. Aber auch die wird einmal ruhiger. Speziell für sie hat Völkl nun breite, aber besonders leichte Tourenski im Programm. Die Schwestermarke Dalbello bietet dazu Skischuhe mit angerundeter Sohle, damit man ohne Skier leichter darin laufen kann. Die passende Bindung liefert Marker. „Wenn wieder Schnee fällt, haben wir ein schönes Wachstum“, ist sich Bronder jedenfalls sicher und das dürfte auch einen potenziellen Käufer freuen.