Kultur: Adrienne Braun (adr)

Elsbeth Wiemann hat eine durch und durch kunsthistorische Ausstellung konzipiert und den Tafeln des Meisters Werke von Zeitgenossen gegenübergestellt. Dürers „Handwaschung des Pilatus“ (um 1509) könnte dem Meister als Vorlage gedient haben. Bei seiner „Beweinung Christi“ scheint er die Komposition von Hans Baldung Grien übernommen zu haben. Der Meister stellt die Szene alltäglicher dar, sie wirkt wie aus dem Leben gegriffen.

 

Eines seiner besten Werke ist das Hochaltarretabel aus St. Martin. Die Anbetung der Heiligen Drei Könige betört durch prächtige Gewänder und herrlich ausmodellierte Stoffe. Liebevoll und menschlich blickt Maria auf das blasse Kind, das kess mit einem Goldgefäß spielt. Auftraggeber war das Ehepaar Gottfried Werner von Zimmern und Apollonia von Henneberg. Den von Zimmern wird in der Ausstellung eine eigene Sektion gewidmet mit zahlreichen Schriften und Dokumenten. Ein Gemälde zeigt Meßkirch im 17. Jahrhundert – mehr als fünfzig Häuser besaß das Städtchen damals nicht.

Keine Frage: Hinter dieser Ausstellung steckt eine beeindruckende Expertise – und sehr, sehr viel Aufwand. Das belegt nicht nur der umfassende Katalog, sondern lässt sich auch an den vielen Exponaten ablesen, die ergänzt wurden. Aus dem Stadtarchiv Meßkirch hat man Urkunden mit roten Siegeln geliehen und aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv Donaueschingen einen Bericht über die Eroberung von Meßkirch durch die Herren von Zimmern im Jahre 1503.

Leider hat die Ausstellung vor allem Experten im Blick

Umso bedauerlicher, dass die Vermittlungsabteilung der Staatsgalerie offensichtlich nicht in die Konzeption eingebunden war und die Schau an vielen Stellen verrät, welches Publikum sie im Visier hat: Experten und Kollegen. So geht es in den anspruchsvollen Saaltexten um „mariologische Sujets“ oder die „offenbarende Realpräsenz Gottes“. Man stolpert über „Versehbecher mit Patenendeckel“ und „Balusterpokale“, „Horae canonicae“ oder eine „Herzkapsel“, eine metallene Dose, von der man gern gewusst hätte, wofür Graf Wilhelm Werner von Zimmern sie genutzt hat. Selbstverständlich wird auch vorausgesetzt, dass das Publikum bibelfest ist.

Eines ist aber sicher: Der letzte Saal der Ausstellung wird das Publikum begeistern. Zum ersten Mal seit mehr als 350 Jahren ist in Stuttgart der Gothaer Tafelaltar wieder zu Gast, ebenfalls ein Beispiel für Reformationskunst. Es ist ein 162 Einzelbilder umfassendes Werk von Heinrich Füllmaurer, das um 1538 entstand und wie ein Comic wirkt mit kurzweiligen Bildergeschichten. Eine Reise durch Landschaften, Städte und Architekturen. Das Böse stakst hier auf Krähenfüßen und hat Hörnchen am Kopf – und wer die Szenen nicht versteht, dem helfen knappe Texte auf die Sprünge. Ein Altar, der sein Publikum erreichen wollte – und das definitiv auch heute noch kann.

Höhepunkt ist die „Anbetung der Heiligen Drei Könige“

Elsbeth Wiemann hat eine durch und durch kunsthistorische Ausstellung konzipiert und den Tafeln des Meisters Werke von Zeitgenossen gegenübergestellt. Dürers „Handwaschung des Pilatus“ (um 1509) könnte dem Meister als Vorlage gedient haben. Bei seiner „Beweinung Christi“ scheint er die Komposition von Hans Baldung Grien übernommen zu haben. Der Meister stellt die Szene alltäglicher dar, sie wirkt wie aus dem Leben gegriffen.

Eines seiner besten Werke ist das Hochaltarretabel aus St. Martin. Die Anbetung der Heiligen Drei Könige betört durch prächtige Gewänder und herrlich ausmodellierte Stoffe. Liebevoll und menschlich blickt Maria auf das blasse Kind, das kess mit einem Goldgefäß spielt. Auftraggeber war das Ehepaar Gottfried Werner von Zimmern und Apollonia von Henneberg. Den von Zimmern wird in der Ausstellung eine eigene Sektion gewidmet mit zahlreichen Schriften und Dokumenten. Ein Gemälde zeigt Meßkirch im 17. Jahrhundert – mehr als fünfzig Häuser besaß das Städtchen damals nicht.

Keine Frage: Hinter dieser Ausstellung steckt eine beeindruckende Expertise – und sehr, sehr viel Aufwand. Das belegt nicht nur der umfassende Katalog, sondern lässt sich auch an den vielen Exponaten ablesen, die ergänzt wurden. Aus dem Stadtarchiv Meßkirch hat man Urkunden mit roten Siegeln geliehen und aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archiv Donaueschingen einen Bericht über die Eroberung von Meßkirch durch die Herren von Zimmern im Jahre 1503.

Leider hat die Ausstellung vor allem Experten im Blick

Umso bedauerlicher, dass die Vermittlungsabteilung der Staatsgalerie offensichtlich nicht in die Konzeption eingebunden war und die Schau an vielen Stellen verrät, welches Publikum sie im Visier hat: Experten und Kollegen. So geht es in den anspruchsvollen Saaltexten um „mariologische Sujets“ oder die „offenbarende Realpräsenz Gottes“. Man stolpert über „Versehbecher mit Patenendeckel“ und „Balusterpokale“, „Horae canonicae“ oder eine „Herzkapsel“, eine metallene Dose, von der man gern gewusst hätte, wofür Graf Wilhelm Werner von Zimmern sie genutzt hat. Selbstverständlich wird auch vorausgesetzt, dass das Publikum bibelfest ist.

Eines ist aber sicher: Der letzte Saal der Ausstellung wird das Publikum begeistern. Zum ersten Mal seit mehr als 350 Jahren ist in Stuttgart der Gothaer Tafelaltar wieder zu Gast, ebenfalls ein Beispiel für Reformationskunst. Es ist ein 162 Einzelbilder umfassendes Werk von Heinrich Füllmaurer, das um 1538 entstand und wie ein Comic wirkt mit kurzweiligen Bildergeschichten. Eine Reise durch Landschaften, Städte und Architekturen. Das Böse stakst hier auf Krähenfüßen und hat Hörnchen am Kopf – und wer die Szenen nicht versteht, dem helfen knappe Texte auf die Sprünge. Ein Altar, der sein Publikum erreichen wollte – und das definitiv auch heute noch kann.