Leonbergs ehemalige Kulturamtsleiterin Christina Ossowski engagiert sich weiter bei Kunst und Kultur in Leonberg. Am Samstag führt sie durch die evangelische Stadtkirche.

Christina Ossowski ist 2018 nach 27 Jahren im Leonberger Kulturamt in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Aber Kunst und Kultur in Leonberg interessieren sie weiterhin, und so führt die frühere Kulturamtsleiterin und Kulturwissenschaftlerin am Samstag in der Reihe „Kennen Sie Leonberg?“ durch die evangelische Stadtkirche. Dabei spricht Ossowski auch über den Bildhauer Jeremias Schwartz und ausgewählte Grabdenkmale, sogenannte Epitaphien, die dieser geschaffen hat.

 

Für die Führung hat Christina Ossowski die Literatur zur Stadtkirche studiert, wie sie erzählt. Zu Schwartz hat sie auch geforscht. „Jeremias Schwartz wird in der Mitte meiner Führung eingebaut sein“, sagt sie. Über den Bildhauer hat Ossowski in der „Schwäbischen Heimat“ einen Beitrag publiziert, der im vergangenen Jahr erschienen ist. Schon Ende 2021 hat sie in der Stadtkirche einen Vortrag über Schwartz gehalten. „Seine Epitaphien bilden eine interessante Facette der Baugeschichte“, so Christina Ossowski.

Eine interessante Facette der Baugeschichte : die Epitaphien

Schon 1534 hatte Herzog Ulrich das Herzogtum Württemberg von den katholischen Habsburgern zurückerobert und sich den protestantischen Reichsständen angeschlossen. „Das bedeutete für seine Untertanen auch in Leonberg die Einführung des protestantischen Gottesdienstes und die Auflösung des Klosters“, schreibt Ossowski in ihren Beitrag für die „Schwäbische Heimat“. Das vom Herzog im Geiste des Protestantismus verfügte Bilderverbot führte zu einer künstlerischen Verarmung. Das hatte wiederum Auswirkungen auf das Bildhauerhandwerk, weiß Ossowski. Nun wurde das figürliche Epitaph zu einer Hauptaufgabe der Bildhauer.

Jeremias Schwartz hat den in Württemberg unbekannten Grabdenkmaltypus des nicht adeligen Amtsträgers in bürgerlicher Tracht und in Lebensgröße geschaffen. Ossowski: „Das am besten erhaltene Beispiel für diesen Werktypus ist 1618 entstanden: ein Familiendenkmal für den einflussreichen Stadtschreiber Jacob Korn, seine Ehefrau Anna Breitschwert und deren Kinder. Es ist von Anbeginn als einziges bürgerliches Epitaph im Kirchenraum aufgehängt worden. Das Innere der Kirche war sonst dem Gedenken des Adels und des Pfarrstands vorbehalten.“ Inzwischen, nach einer aufwendigen Rettungsaktion durch die Kirchengemeinde mit Unterstützung der Stadt, findet der Besucher die ursprünglich an der Außenwand befindlichen Objekte aus konservatorischen Gründen alle im Inneren der Kirche. In der Vorhalle trifft man auf die Epitaphien von Justina Dreher – sie war die Tochter des Untervogts Dreher – sowie ihres Bruders Sebastian und ihres Neffen Veit.

Eine Haube mit vier wappentragenden Löwen

Die Geschichte der Leonberger Stadtkirche reicht bis in die Gründungsphase der Stadt zurück. 1574 bekam der Turm der Stadtkirche eine Haube mit vier wappentragenden Löwen. Urkunden belegen, dass es Werke von Jeremias Schwartz sind.

Die Kunstvermittlung lag und liegt Christina Ossowski seit jeher am Herzen. „Sie war mir immer das Liebste an meiner Tätigkeit“, sagt sie. Sie engagiert sich zurzeit nicht nur bei den Stadtführungen in Leonberg. Sie arbeitet weiterhin für den Leonberger Galerieverein, bei dem sie auch Mitglied ist. „Das Konzept einer Zusammenarbeit zwischen Galerie und Stadt war ja ein Kind von mir“, sagt die ehemalige Kulturamtsleiterin. Sie führt weiterhin durch die städtischen Ausstellungen im Galerieverein. „Es ist ja auch ein Bedarf da,“ betont Ossowski.

„Ein Bedarf an Führungen ist ja da“

Es verwundert somit nicht, dass sie – ganz in der Nähe ihres Wohnorts Neuhausen –in der Städtischen Galerie Ostfildern ebenfalls ehrenamtlich tätig ist. „Führungen sind immer eine Herausforderung, weil man nie weiß, was dort für Leute kommen“, sagt die Kunstexpertin. Aber Leonberg und Ostfildern seien zwei Orte, die sie gut finde. Und Führungen seien wichtig. „Man kann den Aufwand, der für die Ausstellungen betrieben wird, vermitteln und bei einem interessierten Publikum vertiefen.“ Schließlich kosteten solche Ausstellungen viel Geld, und es stecke erhebliche Manpower darin.

Eine weitere Stadtführung in Leonberg mit Christina Ossowski gibt es im Herbst. „Da mache ich eine Stadtführung zu den Skulpturen in der Stadt.“

Der Treffpunkt für die Führung mit Christina Ossowski ist am Samstag, 19. August, um 17 Uhr an der evangelischen Stadtkirche, am Eingang neben dem Stadtmuseum. Die Teilnahme kostet pro Person vier Euro, Personen unter 16 Jahren zahlen nichts. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.