Wenn Volker Karcher den Menschen bei seinen Stadtführungen ein Staunen entlocken kann und Sätze wie „Das wusste ich noch gar nicht“ oder ein „Hier war ich noch nie“, dann strahlt er übers ganze Gesicht. Das ist seine Mission. „Am liebsten sind mir Leute, die Stuttgart kennen“, sagt er verschmitzt. „Ich zeige denen ein anderes Stuttgart.“ Im Leonhardsviertel führt er seine Besucher auf die oberste Etage des Züblin-Parkhauses. Wo man Autos vermutet, stehen duzende bepflanzte Hochbeete – es duftet nach Blumen. Hier – mitten in und über der Stadt – wachsen Obst und Gemüse, welches Hobbygärtner für den Eigenbedarf angepflanzt haben. Ein wahrer Geheimtipp.

 

Im Rathaus erklärt Karcher seinen Besuchern, wie man Paternoster – einen Fahrstuhl ohne Türen - fährt, in der Markthalle zeigt er seinen Lieblingsgewürzstand. Beim Queren des Schlossplatzes läuft zufällig Ministerpräsident Winfried Kretschmann vorbei. Da kann sich auch Karcher ein Schmunzeln nicht verkneifen, denn was wie für die Stadtführung arrangiert wirkt, ist letztlich zufällig und zwanglos.

Auf dem Dach der Musikhochschule findet die alternative Stadtführung schließlich ihr Ende. Studenten sitzen hier mit ihrem Milchkaffee, unterhalten sich über ihre letzte Prüfung und das anstehende Abendprogramm. Sie genießen die Aussicht über die Stadt, die nur wenige kennen - ein Stuttgarter Greeter wie Volker Karcher zum Beispiel. „Die Tür zur Dachterrasse ist fast immer offen und wenn nicht, dann fragt man unten nach einem Schlüssel“, verrät er ein weiteres kleines Geheimnis. Wer sich nach einer klassischen Stadtführung oft müde und leer fühlt, ist nach einem alternativen Greet wie diesem hungrig nach mehr. Nicht selten erfolgt auf einen Greet deshalb die Abmachung zu einem nächsten Treffen. Wer einmal infiziert ist ... .