Stadtführung mit einem Stuttgarter Greeter „Ich zeige den Leuten ein anderes Stuttgart“

Stadtführung – das klingt nach dem langweiligen Pflichtprogramm von Schulausflügen. Die Stuttgarter Greeters beweisen das Gegenteil. Sie zeigen Touristen, Neubürgern und langjährigen Stuttgartern den Kessel aus ihrer persönlichen Perspektive – und das kostenlos.
Stuttgart - Halb 10 Uhr am Marienplatz in Stuttgart. Die Zahnradbahn kämpft sich ächzend die alte Weinsteige hinauf, eine junge Mutter trägt ihr Baby im Wickeltuch in Richtung Biomarkt und ein Lastwagen liefert im Rückwärtsgang lautstark Nachschub für die Kneipen und Cafés. 22 Grad und ein perfekter Tag für eine Stadtführung.
Wer beim Stichwort Stadtführung an das öde Pflichtprogramm von Schulausflügen denkt, hat die Stuttgarter Greeter noch nicht kennengelernt. Greeter heißt nichts anderes als Begrüßer. Das englische Wort verrät die Herkunft, denn die Bewegung stammt aus New York. Die amerikanische Metropole hatte in den Neunzigern einen ziemlich miesen Ruf, sodass sich damals einige Bürger zusammengetan haben, um das Image der Stadt aufzubessern. Und vor einigen Jahren hat sich die Bewegung auch in Baden-Württembergs Landeshauptstadt etabliert. „Stuttgart mit Freunden kennenlernen“ lautet das Motto auf der Homepage der Stuttgarter Greeter. Abseits der überlaufenen Königstraße und typischen Sehenswürdigkeiten, zeigen Greeter ihr persönliches Stuttgart – ehrenamtlich und kostenlos. Einer von ihnen ist Volker Karcher.
„Am Marienplatz bin ich bislang noch nicht gestartet“, verrät der 66-jährige Pensionär, der seit zwei Jahren bei den Stuttgarter Greeters dabei ist. Der ehemalige Unternehmensberater ist durch seine Lehre bei der Bank vor knapp 50 Jahren im Kessel gelandet. Aufgewachsen in Rheinau-Freistett an der französischen Grenze hat Karcher die Stadt Stuttgart als Zugezogener kennen und lieben gelernt. Als Greeter zeigt er sie nun anderen. Da die Touristen für gewöhnlich am Hauptbahnhof ankommen, startet er die meisten Stadtführungen am Hauptbahnhof. „Aber ich bin flexibel und richte mich gerne nach den Leuten“, sagt er. Das können Besucher auf Durchreise sein oder eine neugierige Neubürgerin, die zufällig Journalistin ist. Dann geht’s los.
Wer das Touriprogramm wünscht, ist an der falschen Adresse
Vorbei am Junkietreff unter der Paulinenbrücke und der benachbarten Obdachlosenküche, erzählt Karcher von den politischen Diskussionen rund um die umstrittenen Einkaufszentren Milaneo und das Gerber. Weiter geht’s zum Wilhelmsplatz, der einmal ein Henkersplatz war und der angrenzenden Hauptstätterstraße ihren Namen verlieh; anschließend durchs Rotlichtviertel. Wer das Touriprogramm wünscht, der ist bei Karcher an der falschen Adresse. „Denen empfehle ich, sich für 15 Euro in den roten Bus zu setzen, der alle Sehenswürdigkeiten abklappert“, sagt er – und meint das gar nicht abwertend. Wichtig ist wohl zu verstehen, dass sich die Greeter als Ergänzung der klassischen Stadtführung sehen - nicht als Konkurrenz.
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