Der Bahnhof mit Tiefgarage und Fahrradparkhaus, die Grabenstraße als neue Einkaufsmeile und an der Fils eine Uferpromenade: an Ideen mangelt es nicht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Das Göppinger Bahnhofsviertel soll von seinem Schmuddelimage wegkommen und zu einem attraktiven Stadteingang umgebaut werden. Monatelang haben sich Experten und Bürger in einem Dialogprozess namens „Göppingen 2030“ mit dieser Mammutaufgabe beschäftigt. Jetzt hat der Stuttgarter Professor für Stadtplanung, Franz Pesch, die Ergebnisse zu einem Rahmenplan ergänzt.

 

Demnach soll der Bahnhof zu einer Mobilitätszentrale ausgebaut werden. Der gegenwärtig als Parkplatz genutzte Vorplatz soll verkehrsberuhigt werden. Stattdessen soll eine Tiefgarage entstehen. Geplant sind außerdem Kiss-&-ride-Stellplätze und ein Fahrradparkhaus. Weitere Park-&-ride-Plätze könnten in unmittelbarer Nachbarschaft entstehen, wenn die Güterbahnhofshalle und das Zollamt abgerissen werden. An der westlichen Seite, wo auch die denkmalgeschützte Fabrikantenvilla steht, soll der Vorplatz baulich gefasst werden. Eine hochwertige, frequenzbringende Nutzung an dieser Stelle könne das Image des Stadteingangs steigern, so Pesch. Er schlägt vor, den Bau eines Museums, eines Geschäfts- oder eines Ärztehauses zu prüfen.

Bahn ist ein schwieriger Verhandlungspartner

Mittel- bis langfristig könnte sich das Einkaufsquartier der Innenstadt um eine Parallelstraße nach Süden erweitern. Demnach könnte die Grabenstraße zu einer verkehrsberuhigten Einkaufsstraße werden. Dafür sollen die Gebäude nördlich des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) abgerissen werden, um dort Platz für attraktive Geschäftshäuser zu schaffen. Voraussetzung ist der Bau einer Südtrasse, wofür eine Teil des Gleisbetts genutzt werden könnte. Gegenwärtig breitet sich der Schienenstrang am Göppinger Bahnhof auf bis zu zehn Gleise aus. Das sind zwei mehr als im künftigen Durchgangsbahnhof Stuttgart 21. Tatsächlich würden die Gleise eins und zwei überhaupt nicht genutzt, so der Tiefbauamtschef Helmut Renftle. Wann die Stadt über dieses Gelände verfügen kann, ist jedoch unklar. Die Bahn ist von jeher ein schwieriger Verhandlungspartner.

Uferpromenade an der Fils

Grundsätzlich sehen die Planer aber auch auf der anderen Seite des Bahnhofs die Chance, dass Gleise frei werden. Dann könnte dort ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung gehen. Eigentlich sei die Fils ein hochwertiger Freiraum. Durch die bisherige Gestaltung des Flussufers sei sie im Stadtbild aber kaum wahrnehmbar. In ferner Zukunft könnten nun grüne Terrassen und gar eine Uferpromenade entstehen.

Allerdings sei die Stadt bei der Umsetzung dieses ehrgeizigen Programms auf die Unterstützung privater Eigentümer angewiesen. „Wenn sich an den Rändern nichts tut, können Sie so viel pflastern, wie Sie wollen“, sagte der Stadtplaner Pesch. Er wünscht sich auch eine Aufwertung des historischen Handwerkerviertels östlich des Bahnhofs. Obwohl die Karlstraßen in den vergangenen Jahren als Sanierungsgebiet ausgewiesen waren, gibt es dort noch viele Baulücken und heruntergekommene Häuser. Zusammen mit dem Mieterverein und einem neuartigen Bundesprogramm soll es jetzt einen neuen Anlauf geben.