Ob Angela Merkel, Heidi Klum oder Lieschen Müller – Udo Walz macht allen die Haare schön. In Waiblingen geboren, in Stuttgart ausgebildet, in Berlin zu Hause: Deutschlands bekanntester Frisör wird am Montag siebzig Jahre alt.

Berlin - Die Öffentlichkeit sei ihm nie zu viel, sagt Udo Walz. Man nimmt ihm das ab, denn der Mann bewegt sich auf dem Boulevard genauso selbstverständlich wie auf dem Parkett seiner Salons. Deutschlands Frisör Nummer eins ist ein Liebling der Medien und inzwischen so unantastbar, dass er die Regeln bestimmt. Ihm kommt die Öffentlichkeit nur so nah, wie er es zulässt.

 

Beispiel: Udo Walz im Telefoninterview mit der StZ zu seinem siebzigsten Geburtstag. Frage: „Sie sind ein Medienprofi und ständig auf dem Boulevard vertreten. Was reizt Sie daran?“ Udo Walz antwortet, scheinbar leicht abwesend: „ Ja, och Gott, äh . . .“ Da kommt offenbar ein Kunde zur Tür herein. „Grüß Gott! . . . Wenn man bekannt ist, ist es auch gut fürs Geschäft.“

Frage: „Wie wird man Starfrisör?“ Antwort: „Indem man viel im Fernsehen ist.“ Nachfrage: „Können Sie sich noch an Ihre Anfänge erinnern? Wie schafft man den Sprung vom Niemand zum Jemand?“ Udo Walz: „Das weiß ich nicht. Da hab ich nie drüber nachgedacht.“ „Wird Ihnen die Öffentlichkeit nie zu viel?“ „Nein, die wird mir nicht zu viel. Warum auch. Man hat doch viele Vorteile.“ „Zum Beispiel?“ „Man kriegt in jedem Restaurant einen Platz.“

Smalltalk beim Haarschneiden? Nicht mit Walz!

Udo Walz gibt zwar gern Interviews – auch und vielleicht gerade der Stuttgarter Zeitung, schließlich ist er gebürtiger Waiblinger –, aber er plaudert halt nicht gern. „Ich will kein Geheimnisträger sein“, sagt er. Bei ihm seien alle gleich, egal ob Star oder Otto-Normal-Kunde. Er sei kein Frisör für Smalltalk. „Bei mir quatscht niemand. Die Leute wissen, dass ich mich nicht unterhalte und dass mich der Pudel von Frau Maier und was der zum Mittagessen kriegt, nicht interessiert.“

Das wissen sicher auch die Berühmtheiten zu schätzen, die sich bei ihm die Haare schön machen lassen. Er lässt sich partout zu keinem Schwank aus dem Promi-Nähkästchen, keiner noch so winzigen Allüren-Anekdote, herab. Und wenn er dann doch mal für einen kurzen Moment ins Plaudern gerät, kommt er gleich ins Schwärmen. „Die Knef war eine tolle Persönlichkeit, so ein bisschen Berlin. Eine witzige Frau. Der hab ich eine Farah-Fawcett-Frisur gemacht, die Haare so nach außen geföhnt.“

Von der Knef bis zu Claudia Schiffer

Hildegard Knef, Romy Schneider, Maria Callas, Twiggy, Sabine Christiansen, Simone und Sophia Thomalla, Ursula Carven, Claudia Schiffer, Heidi Klum, Demi Moore, Gerhard Schröder, Angela Merkel – ihnen allen hat er in seiner mehr als 50-jährigen Frisörlaufbahn einen neuen Haarschnitt oder eine schicke Hochsteckfrisur – seine Spezialität – verpasst. Undenkbar, dass heute noch jemand über Merkels Frisur lästern würde. Das ist Walz’ Verdienst, und darauf ist er auch stolz, gibt er zu.

Ans Aufhören denkt der Hans Dampf längst nicht. Ihm gehören neun laut eigener Aussage sehr gut laufende Salons, sieben davon in Berlin und Potsdam, zwei auf Mallorca. Ein „Berliner Phänomen“ und „Regierender Friseurmeister“ nennen ihn die lokalen Medien. Am Montag feiert Walz in der Berliner Kabarettbar mit 150 Gästen seinen runden Geburtstag. „Es kommt auch irgendjemand aus Hollywood“. Wer, verrät er nicht.

Eine Zeit lang hat Udo Walz überlegt, auch ein Geschäft in Stuttgart zu eröffnen. „Das hat sich aber erledigt, ich habe hier in Berlin genug zu tun“, sagt er. Obwohl es ihn, je älter er werde, immer öfter in Richtung Heimat ziehe. „Ich komme immer zum Cannstatter Wasen und zwischendurch zum Rostbraten und Spätzle essen.“ Vom Schwabenhass in Berlin will Walz nichts wissen. „Na ja, das ist eigentlich . . . ja, Quatsch. Das ist auch wurscht, mich hassen sie nicht. Ich teile dann schon aus.“

Der schwäbische Haus- und Hofcoiffeur der High Society

Udo Walz wird als Sohn einer Fabrikarbeiterin und eines Lkw-Fahrers 1944 in Waiblingen geboren. Nach einer Lehre in Bad Cannstatt geht er nach St. Moritz in die Schweiz, wo er sich mit seiner Hochsteckfrisurenkunst einen Namen macht.

1963 zieht er nach Berlin und arbeitet im Salon Ina Sailer. 1968 eröffnet er seinen ersten eigenen Salon. In den siebziger Jahren wird er zum Haus- und Hofcoiffeur internationaler Mode- und Gesellschaftsmagazine wie „Vogue“, „Elle“ oder „Glamour“. Außerdem arbeitet er für die Designer Joop, Jil Sander und Gaultier. Ende der Neunziger veröffentlicht er zwei Bücher.

Seit 1994 lebt Udo Walz in einer Beziehung mit dem 26 Jahre jüngeren Carsten Thamm, seit 2008 in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Barbara Becker und die „Bunte“-Chefin Patricia Riekel sind seine Trauzeuginnen. Seit 2005 ist Walz Mitglied der CDU Steglitz-Zehlendorf – wegen seiner Bewunderung für Angela Merkel.