Bürger und Gemeinderäte sind erzürnt: Auf dem Wertstoffhof in Steinenbronn läuft offenbar einiges nicht rund. Das Thema war immer wieder hochgekocht. Der Bürgermeister fordert nun einen Ortstermin.

Steinenbronn - Der Wertstoffhof im Ort ist ein Reizthema in Sitzungen des Gemeinderats Steinenbronn. Immer wieder berichteten Räte über schlechte Erfahrungen. Demnach seien Container voll gewesen, und die Anliefernden hätten ihre Wertstoffe nicht loswerden können. Der Groll trat zuletzt in der Gemeinderatssitzung in der vergangenen Woche zutage. Der SPD-Gemeinderat Dieter Menzel berichtete von seinen jüngsten Erlebnissen an einem Freitag: „Ich habe zehn Minuten nach Öffnung einen alten Kühlschrank angeliefert. Ein Mitarbeiter hat mir gesagt, dass der Container voll ist und er das Gerät nicht daneben stellen kann.“ Das Ergebnis: Menzel wurde den Kühlschrank dort nicht los. „Die hatten an dem Freitag gerade erst angefangen zu arbeiten und der Container war schon voll.“ Daraus schließt Menzel, „dass der AWB sein Geschäft nicht im Griff hat“. Die Abkürzung steht für den Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises.

 

Bürgermeister Johann Singer hatte immer wieder von solchen Ereignissen auf dem Hof gehört und pflichtete Menzel bei: „Wir fordern einen Ortstermin während der Öffnungszeiten.“ So will er sich im Mai ein Bild vom Umgang mit den Kunden machen. „Jetzt platzt mir der Kragen. Da klemmt es vorne und hinten“, sagte er.

Zum Hintergrund: Im Kreis Böblingen müssen die Einwohner ihre Kunststoffe, Papier und andere Dinge zu einem der 31 Wertstoffhöfe bringen. Der in Steinenbronn hat mittwochs, freitags und samstags geöffnet. Thomas Koch, der Fachbereichsleiter Abfalllogistik, Recycling und Deponien des AWB, nennt den Grund für dieses System: „Wenn die Stoffe sortenrein angeliefert werden, bringen sie höhere Erlöse, als wenn sie sortiert werden müssen.“

Kunden seien öfters nach Hause geschickt worden

Frank Schweizer, der eine Haustechnik-Firma in Steinenbronn betreibt und CDU-Gemeinderat ist, berichtete zuvor im Gremium immer wieder von schlechten Erfahrungen auf dem Wertstoffhof, etwa beim Pappeanliefern. Auf Nachfrage sagt er: „Meine Mitarbeiter und ich sind öfter am Freitag und Samstag nach Hause geschickt worden.“ Es stehe nicht in der Satzung, dass größere Mengen nicht angeliefert werden dürften. „Wenn die das nicht koordiniert bekommen, dass wir denen Wertstoffe bringen, machen die was falsch“, sagt er. Einer der Wertstoffhofmitarbeiter habe neulich gesagt, er solle am Mittwoch kommen. Dann sei nicht so viel los. Schweizer ärgert das. „Die Einteilung meiner Mitarbeiter obliegt ihm nicht.“ Er sei auch abgewiesen worden, als er private Abfälle mit seinem Firmenwagen abliefern wollte. „Mit dem AWB-Mitarbeiter hatte ich eine böse Diskussion.“ Aus seiner Sicht gibt es seit Monaten Probleme auf dem Hof.

Bei Streit an den Hofleiter wenden

Thomas Weber vom AWB geht auf die neuen Vorwürfe ein: „Grundsätzlich ist es so, dass wir in den Wertstoffhöfen vorrangig für Privathaushalte da sind. Die Mitarbeiter sind geschult, großzügig zu verfahren.“ Die Größen der Container seien für Privathaushalte ausgelegt. „Wir schicken aber niemanden weg“, sagt Koch. Allerdings wolle er nicht in Abrede stellen, dass es solche Fälle gegeben habe. „Das haben die Kunden ja nicht geträumt.“ Koch empfiehlt den Betroffenen, sich bei Streit an den Hofleiter zu wenden.

Auf dem Gelände steht ein Container, in den Bürger Pappe einwerfen sollen. „Man kann die Materialien zusammenpressen. Dann passen da fünf Tonnen rein“, erklärt der Wertstoffhofleiter Dumitru Caldaras. Für einen zweiten Container für Pappe fehlt der Platz, sagt Koch. Das Personal plane je nach Füllstand der Container, wann diese abgeholt werden sollen. Nun möchte er das teils verlorene Vertrauen wieder herstellen. „Wir legen Wert darauf, dass wir offen kommunizieren.“ Auch ein höflicher Umgangston der Mitarbeiter sei ihm wichtig. „Es kann aber mal sein, dass ein Mitarbeiter ein Wort sagt, wenn der Kunde schwierig ist, das er eine Stunde später so nicht sagen würde“, sagt Koch.