Jasmin Skupin ist die neue stellvertretende Kommandantin der Heimsheimer Feuerwehr. Als Frau hat sie dort bisher nur gute Erfahrungen gemacht.

Seit ihrem zwölften Lebensjahr ist Jasmin Skupin (38) in der Feuerwehr: erst in der Jugendfeuerwehr, später bei den Aktiven. Als Leiterin der Jugendwehr Heimsheim, wo sie seit ihrem zehnten Lebensjahr wohnt, hat sie zum ersten Mal eine Leitungsfunktion übernommen. Nun ist sie sogar Teil des Vorstands – als stellvertretende Feuerwehrkommandantin. Im einstigen Landkreis Leonberg ist sie damit die erste Frau in einem Feuerwehrvorstand.

 

Schon ihr Großvater war einst bei der Feuerwehr Münklingen. Der erste Kontakt kam aber durch eine damalige Schulfreundin zustande. Deren Vater war Jugendwart, weshalb die beiden Mädchen irgendwann gemeinsam zu den Treffen gingen. „Ich hatte einige Hobbys damals, wie Tischtennis und Chor“, erzählt Jasmin Skupin. „Irgendwann habe ich alles an den Nagel gehängt, aber die Feuerwehr ist geblieben.“ Gerade an ihre Zeit in der Jugendfeuerwehr hat sie viele schöne Erinnerungen. „Besonders an die Freundschaften, das Miteinander, das hat mich sehr geprägt.“

Viele positive Erinnerungen an die Jugendwehr

Diese positiven Erinnerungen waren ein wichtiger Grund, dass sie später nicht nur als Feuerwehrfrau aktiv wurde, sondern selbst die Leitung der Jugendfeuerwehr übernahm und zehn Jahre dabeiblieb. „Das habe ich auch immer gerne gemacht – zu sehen, wie sich die jungen Leute entwickeln, welche Freundschaften sich bilden, ihnen auch gewisse Werte zu vermitteln, das war schon toll.“ Wie viele später von der Jugend- in die Aktiven-Abteilung wechseln, ist unterschiedlich. Viele Mitglieder beginnen ein Studium oder eine Ausbildung, einige ziehen weg. „Dieses Jahr konnten wir drei übernehmen, nächste Jahr wird es wahrscheinlich niemand, das ist jedes Jahr anders.“

Ihr eigener Wechsel in die Einsatzabteilung erfolgte nahtlos. „Das war für mich gar keine Überlegung, sondern ganz selbstverständlich“, erzählt sie. „Meine Freundin hatte zu dem Zeitpunkt schon gewechselt, ich hatte also nur drauf gewartet.“ Seit ihrem Eintritt gab es nie eine Zeit, in der sie ans Aufhören gedacht hätte. „Gar keine Feuerwehr, das war für mich nie eine Option“, sagt Jasmin Skupin. Die Kameradschaft und gemeinsam etwas zu erreichen waren ihr zu wichtig. Ihr Geschlecht hat dabei nie eine Rolle gespielt. „Ich musste da nie irgendwelche Kämpfe ausfechten, ich war von Anfang an integriert. Ich habe auch nie erlebt, dass mir das negativ ausgelegt wurde.“

„Es gab aber immer jemanden, der gesagt hat: Ich helfe dir.“

Klar seien Frauen meist kleiner, manche Aufgaben sind dann schwerer zu erledigen. „Ich selbst bin von der Statur ja auch eher klein, ich bin 1,60 Meter. Es gab aber immer jemanden, der gesagt hat: Ich helfe dir.“ Gleichzeitig gebe es Aufgaben, die ihr dafür leichter fallen als den anderen.

Als an der Spitze der Heimsheimer Feuerwehr ein großer Wechsel bevorstand – der ehemalige Kommandant Oliver Waldherr wollte nicht mehr antreten –, kam dessen bisheriger Stellvertreter Kevin Rössle auf Jasmin Skupin zu. Denn er wollte sich für die Nachfolge des Kommandanten zur Verfügung stellen und brauchte daher einen Nachfolger für sein eigenes Amt. „Erst mal habe ich das so ein bisschen weggelächelt“, erzählt sie. Anschließend habe sie dann aber doch mit den anderen Kameraden gesprochen, ob sie bereit wären, eine Frau als stellvertretende Kommandantin zu haben. „Ich selbst habe mir mit der Entscheidung auch meine Zeit gelassen.“

Über rote Ampeln und durch Rettungsgassen

Glücklicherweise habe man für die Jugendwehr mit Nicole Rühle eine großartige Nachfolgerin gefunden. „Und die Mannschaft hat sich auch hinter mich gestellt und sich für mich gefreut“, erzählt sie, weshalb sie sich für eine Kandidatur entschieden hat. Seit April ist Kevin Rössle neuer Kommandant der Heimsheimer Feuerwehr und Jasmin Skupin seine Stellvertreterin.

Als solche ist sie weiterhin als Feuerwehrfrau aktiv. Neu ist, dass sie nun regelmäßig den Einsatzleitwagen fährt. „Die ersten paar Male über rote Ampeln und durch enge Rettungsgassen zu fahren, das war schon nervenaufreibend.“ Zum Einsatz als Führungskraft kommt Jasmin Skupin dann, wenn der Kommandant nicht da ist. Inzwischen hat sie die ersten Erfahrungen als Einsatzleiterin gemacht: Beim ersten Mal ging es zu einer akuten Türöffnung wegen eines medizinischen Notfalls. Beim zweiten Mal, Ende August, musste die Heimsheimer Feuerwehr den Rettungsdienst in Wurmberg bei einem Einsatz unterstützen.

Nur ein Bruchteil sind Frauen

Bei den positiven Erfahrungen von Jasmin Skupin ist es nur schwer vorstellbar, dass immer noch nur ein Bruchteil der Feuerwehrleute Frauen sind. In Heimsheim selbst sind es vier unter 50 Einsatzkräften, zeitweise war Jasmin Skupin sogar die einzige Frau in der Truppe. Dass das etwas mit den körperlichen Anforderungen dieses Ehrenamts zu tun hat, glaubt sie nicht.

„Ich denke, das ist einfach nur immer noch sehr klischeebehaftet, dass das eine reine Männerdomäne ist. Aber ich glaube, es tut gut, wenn beide Seiten in einer Mannschaft vertreten sind, weil jeder seine eigenen Stärken mitbringt.“ Sie möchte daher Frauen und Mädchen dazu ermutigen, sich selbst einzubringen. „Denn ich denke, dass unsere Gesellschaft nur durch Ehrenamt funktionieren kann.“