Über Grenzwerte für Stickoxide lässt sich freilich trefflich debattieren, wie sogar die Lungenärzte beweisen. Aber Schadstoffe sind nicht das einzige Argument für weniger Autoverkehr in den Städten, meint Werner Ludwig.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Neue Studien können der Lungenarzt Dieter Köhler und seine Mitstreiter nicht vorweisen. Dass sie gerade jetzt mit ihrer Kritik an den Stickoxid-Grenzwerten an die Öffentlichkeit gehen, ist den Dieselfahrverboten geschuldet. Im Kreise ihrer Fachkollegen stellen die Unterzeichner von Köhlers Aufruf nach wie vor eine Minderheit dar. Das heißt nicht, dass alle ihre Argumente falsch sind. So ist es tatsächlich schwierig, bestimmte Erkrankungen oder Todesfälle mit einem einzelnen Luftschadstoff wie Stickstoffdioxid in Verbindung zu bringen. Und es gibt zu denken, dass etwa in den für strenge Umweltgesetze bekannten USA ein mehr als zweieinhalbmal so hoher Grenzwert gilt.

 

Die Gesundheitsrisiken sind um ein Vielfaches kleiner geworden

Doch was ist die Konsequenz? Die geltenden Grenzwerte lassen sich nicht über Nacht kippen. Damit würde die Glaubwürdigkeit der gesamten Umweltpolitik untergraben – deren konsequente Durchsetzung uns in den vergangenen Jahrzehnten eine enorme Verbesserung der Luftqualität beschert hat. Natürlich gibt es weiteres Optimierungspotenzial, aber die Gesundheitsrisiken, über die wir heute diskutieren, sind um ein Vielfaches kleiner als in früheren Jahren oder in anderen Regionen der Welt. Und trotzdem spricht vieles dafür, den Autoverkehr in den Städten zu verringern. Wenn die Luft dadurch noch ein bisschen sauberer wird – umso besser.