Stresstest zu Stuttgart 21 SMA attestiert dem Projekt "Stabilität"

Die Gutachter sind mit den Nachbesserungen der Bahn soweit zufrieden. Bei der Wendlinger Kurve bleiben die Experten allerdings skeptisch.
Stuttgart - Das Schweizer Verkehrsgutachterbüro SMA hat der Deutschen Bahn (DB) bescheinigt, dass ihr Fahrplankonzept für das Bahnprojekt Stuttgart 21 stabil ist. Dies ist das Resultat der nachträglich durchgeführten Simulation, die SMA-Chef Werner Stohler bei der Präsentation der Ergebnisse des sogenannten Stresstests am 29. Juli angeregt hatte. „Die zusätzliche finale Simulation bestätigt die Einschätzung, dass die im Hauptbericht noch festgestellten Unstimmigkeiten im Modell keinen entscheidenden Einfluss auf das Gesamtresultat haben“, bilanzieren die Eidgenossen in ihrem Abschlussbericht. Allein beim Thema kreuzungsfreier Ausbau der Wendlinger Kurve bleibt SMA kritisch: Dort sei eine „lokale Betrachtung über Nutzen und Kosten eines Ausbaus angezeigt“.
Für die Bahn gilt damit der Stresstest als endgültig erledigt. „Wir betrachten den Stresstest als bestanden und das Thema als abgeschlossen“, sagte der Bahn-Technikvorstand Volker Kefer gestern bei einer Telefonpressekonferenz. Der Abschlussbericht sei eine Bestätigung des Ende Juli präsentierten Stresstests. Man liege beim geforderten Verspätungsabbau durch die vorgenommenen Optimierungen sogar noch leicht über den damaligen Ergebnissen.
Nach Angaben des Bahnvorstands hat die Bahn bei der ergänzenden Simulation unter anderem bei Takt- und Haltezeiten nachgebessert sowie die Laufwege einzelner Züge den Vorgaben von SMA entsprechend angepasst. Das heißt, die Züge fahren nun statt wie vorgesehen auf Bestandsstrecken auf neu verlegten Schienenwegen. Auch die Disposition der Zughalte wurde verbessert. Nach den Worten des DB-Fahrplankonstrukteurs Christian Becker ist so gewährleistet, dass die S-Bahn im Flughafenbahnhof immer an der höheren Bahnsteigkante halte, während der Regional- und Fernverkehr auf dem Gleis mit der niedrigeren Bahnsteigkante einlaufe. Überarbeitet wurden von der Bahn auch nochmals die Gleisbelegungen im Tiefbahnhof. Dabei ergab sich eine Reduzierung der Doppelbelegungen am Bahnsteig von 14 auf zwölf Züge.
Kefer: Alle Anforderungen sind erfüllt
Allein beim Thema Wendlinger Kurve wollen die Einschätzung von SMA und die Auffassung der Bahn noch immer nicht so recht zueinander passen. Zwar hat die DB diesmal, wie vom Land gewünscht, ein drittes Zugpaar nach und von Nürtingen in ihre Simulation eingespeist und am Modell nachgewiesen, dass der Fahrplan – wenn auch mit geringen Pufferzeiten – funktionieren würde. Doch im SMA-Abschlussbericht klingt unverhohlene Skepsis durch: „Über die angebotsplanerische Qualität dieser Konstruktion kann ohne genauere Kenntnis von Fahrgastzahlen und -prognosen keine Aussage gemacht werden“, schreibt SMA und regt erneut eine Diskussion über Nutzen und Kosten eines kreuzungsfreien Ausbaus an.
Volker Kefer dagegen bekräftigt die Meinung der Bahn, ohne den Ausbau der Wendlinger Kurve auskommen zu können, der nach Ansicht von Experten bis zu 90 Millionen Euro kosten würde und – obwohl räumlich gesehen, eher zur geplanten ICE-Trasse Ulm-Wendlingen gehörend – laut Finanzierungsvertrag aus dem Budget für Stuttgart 21 zu zahlen wäre. „Die Bemerkung von SMA ist im Hinblick auf künftige Untersuchungen für eine Verbesserung des Verkehrs zu verstehen“, lautet Kefers Interpretation des Berichts. Dementsprechend fällt sein Fazit aus: Nun seien alle Anforderungen an die Betriebsqualität des Fahrplans erfüllt.
Die Sprecherin des Aktionsbündnisses gegen S 21, Brigitte Dahlbender, sagte dagegen, aus ihrer Sicht sei der „Stresstest ohne Stress“ keineswegs bestanden. Die Simulation eines dritten Zugpaares auf der Wendlinger Kurve bezeichnete sie als „Trickserei“. Auf diese Weise versuche die Bahn, zukünftig anfallende Kosten für einen Ausbau auf das Land abzuwälzen.
Die SMA-Dokumente finden sich hier.
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