Drangvolle Enge in den Hörsälen und Seminarräumen in Baden-Württemberg war gestern. Noch nie gab es so wenige Erstsemester in den Bachelorstudiengängen.

Immer weniger junge Menschen in Baden-Württemberg fangen ein Studium an. Besonders die Zahl der Erstsemester in den Bachelorstudiengängen schrumpft. Seit vor zehn Jahren die gestuften Studiengänge eingeführt wurden, gab es noch nie so wenig Bachelor-Studienanfänger an den Hochschulen im Südwesten, erklärte das Statistische Landesamt.

 

Rückgang um zehn Prozent

Das neue Semester hat zwar gerade begonnen, verlässliche Zahlen über die Anfänger haben die Statistiker jetzt aber für das vergangene Wintersemester vorlegt. Die Experten zählen zehn Prozent weniger Anfänger in den Bachelor-Studiengängen als noch ein Jahr zuvor. Das ist nach Angaben des Statistischen Landesamts der stärkste Rückgang seit der Einführung der gestuften Bachelor-/Master-Studiengänge im Jahr 2002.

Bei den auf den Bachelor aufbauenden Masterstudiengängen sieht es besser aus. Hier beträgt der Rückgang gegenüber dem Wintersemester 20/21 zwei Prozent. Insgesamt haben im vergangenen Wintersemester 54 400 Menschen in Baden-Württemberg ein Studium aufgenommen. Im Wintersemester 2016/17 waren es 64 400. Seither sind die Anfängerzahlen rückläufig. Über alle Studiengänge hinweg beträgt der Rückgang der Studienanfänger im Wintersemester 2021/22 gegenüber dem Vorjahr vier Prozent.

Besonders stark waren die Anfängerzahlen im Wintersemester 21/22 eingebrochen. Mitten in der Coronapandemie hatten sich neun Prozent weniger für ein Studium entschieden als noch ein Jahr zuvor.

Internationale Studierende kommen wieder

Dagegen kehren die ausländischen Studierenden wieder an die Hochschulen im Land zurück, vermerkt das Statistische Landesamt. Nach Beginn der Pandemie war im Wintersemester 2020/21 die Anzahl der ausländischen Studienanfänger um 28 Prozent gesunken. Bereits ein Jahr später gab es eine Erholung. Es kamen 25 Prozent mehr internationale Studierende an die Hochschulen im Südwesten. Vor einem Jahr gab es in Baden-Württemberg 10 660 ausländische Studienanfänger und insgesamt 45 680 ausländische Studierende.

Insgesamt waren im Wintersemester 2021/2022 rund 354 670 Frauen und Männer an den Hochschulen in Baden-Württemberg eingeschrieben. Ein Jahr zuvor waren es 358 650.

Einbußen in den Mintfächern

Besonders in den sogenannten Mintfächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik geht die Nachfrage zurück. So hatte beispielsweise die Stuttgarter Hochschule für Technik für dieses Semester die Einschreibefrist verlängert, um Plätze zu füllen. Ob die Rückgänge allein an der demografischen Entwicklung liegen oder es dafür auch andere Ursachen gibt, dem will Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) genau auf den Grund gehen.