Titelteam Stuttgarter Zeitung: Andreas Müller (mül)

Ein halbes Jahr später wurde die Vereinbarung geschlossen, mit einer Kündigungsfrist bis Ende 2009, sollte der Kostendeckel bis dahin durchstoßen werden. Höchst ungelegen kam da im Spätherbst die neue Kalkulation der Bahn, die nun mit 4,8 Milliarden Euro rechnete. „Eine Kostensteigerung um circa eine Milliarde Euro binnen acht Monaten nach Abschluss des Finanzierungsvertrages ist in der Öffentlichkeit schwer kommunizierbar“, hieß es in einem Regierungspapier. Wenn die SPD das erfahre, werde sie womöglich „von dem Projekt abrücken“. Auch der Spruch vom angeblich bestgeplanten Vorhaben Deutschlands lasse sich „bei einer derartigen Kostenexplosion nicht halten“, monierten die Autoren.

 

Die Prognosen der eigenen Prüfer waren noch düsterer: Unter Berücksichtigung der erwarteten Preissteigerungen kamen sie auf bis zu knapp 6,5 Milliarden Euro. Doch von der neuen Kostenberechnung sollte „auf Wunsch des Herrn MP“ (Ministerpräsidenten) zunächst abgesehen werden, bis dieser Bahn-Chef Grube zum Gespräch getroffen habe. Dabei solle auch angesprochen werden, „dass die Kostensteigerungen bei der DB wohl bereits vor der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung bekannt waren“.

„Jede Menge verschiedene Szenarien“

Hat Oettinger der Öffentlichkeit also bewusst absehbare Mehrkosten vorenthalten? Man habe „jede Menge verschiedene Szenarien“ durchgespielt, verteidigte er sich später; gemeinsam mit den Fachleuten seien schließlich die 4,5 Milliarden Euro festgelegt worden. Als ihn ein Reporter von „Frontal 21“ einmal fragte, ob er „wichtige Informationen unterdrückt“ habe, blaffte der EU-Kommissar zurück: „Was soll denn Ihr scharfer Ton? Bleiben Sie doch gelassen.“ Er habe keine solche Anweisung gegeben. Später verwies er bei Anfragen nur noch an die neue Landesregierung.

Deren Chef Winfried Kretschmann vermisst bei Strobl, Oettinger & Co. jedes Problembewusstsein. „Warum“, fragte er jüngst im StZ-Interview, „höre ich von den Befürwortern nicht einen einzigen nachdenklichen Satz, wie es zu dieser eklatanten Verteuerung kam?“

Prognose: Stuttgart 21 kostet 6,5 Milliarden

Ein halbes Jahr später wurde die Vereinbarung geschlossen, mit einer Kündigungsfrist bis Ende 2009, sollte der Kostendeckel bis dahin durchstoßen werden. Höchst ungelegen kam da im Spätherbst die neue Kalkulation der Bahn, die nun mit 4,8 Milliarden Euro rechnete. „Eine Kostensteigerung um circa eine Milliarde Euro binnen acht Monaten nach Abschluss des Finanzierungsvertrages ist in der Öffentlichkeit schwer kommunizierbar“, hieß es in einem Regierungspapier. Wenn die SPD das erfahre, werde sie womöglich „von dem Projekt abrücken“. Auch der Spruch vom angeblich bestgeplanten Vorhaben Deutschlands lasse sich „bei einer derartigen Kostenexplosion nicht halten“, monierten die Autoren.

Die Prognosen der eigenen Prüfer waren noch düsterer: Unter Berücksichtigung der erwarteten Preissteigerungen kamen sie auf bis zu knapp 6,5 Milliarden Euro. Doch von der neuen Kostenberechnung sollte „auf Wunsch des Herrn MP“ (Ministerpräsidenten) zunächst abgesehen werden, bis dieser Bahn-Chef Grube zum Gespräch getroffen habe. Dabei solle auch angesprochen werden, „dass die Kostensteigerungen bei der DB wohl bereits vor der Unterzeichnung der Finanzierungsvereinbarung bekannt waren“.

„Jede Menge verschiedene Szenarien“

Hat Oettinger der Öffentlichkeit also bewusst absehbare Mehrkosten vorenthalten? Man habe „jede Menge verschiedene Szenarien“ durchgespielt, verteidigte er sich später; gemeinsam mit den Fachleuten seien schließlich die 4,5 Milliarden Euro festgelegt worden. Als ihn ein Reporter von „Frontal 21“ einmal fragte, ob er „wichtige Informationen unterdrückt“ habe, blaffte der EU-Kommissar zurück: „Was soll denn Ihr scharfer Ton? Bleiben Sie doch gelassen.“ Er habe keine solche Anweisung gegeben. Später verwies er bei Anfragen nur noch an die neue Landesregierung.

Deren Chef Winfried Kretschmann vermisst bei Strobl, Oettinger & Co. jedes Problembewusstsein. „Warum“, fragte er jüngst im StZ-Interview, „höre ich von den Befürwortern nicht einen einzigen nachdenklichen Satz, wie es zu dieser eklatanten Verteuerung kam?“