Uwe Stuckenbrock wirbt beim SPD-Rundgang für städtebaulichen Verbesserungen im Rosensteinviertel.

Lokales: Sybille Neth (sne)
Stuttgart - Am Ende lobten sich Teilnehmer und Veranstalter gegenseitig für die vielen detaillierten Informationen einerseits und für die konstruktive Kritik andererseits. Die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik Stuttgart (SGK) und der frühere SPD-Betreuungsstadtrat für Stuttgart-Nord, Robert Thurner, hatten zur Ortsbegehung im Rosensteinviertel eingeladen, um dort auf die Veränderungen und Belastungen durch das Bahnprojekt Stuttgart 21 hinzuweisen.

Gekommen waren 40 Teilnehmer, einige auch aus anderen Stadtteilen wie Gaisburg, Weilimdorf und Sillenbuch und gekommen waren auch mehrere, die plakativ die Buttons der S21-Gegner am Revers trugen. Doch die Kontroverse blieb im Großen und Ganzen aus.

Dafür sorgte Uwe Stuckenbrock vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung. In einem glühenden Plädoyer warb er dafür, die positiven Seiten des Projekts für den Stadtteil zu würdigen und gestalterisch zu nutzen: Das Wohngebiet, das jetzt zwischen Rosenstein- und Nordbahnhofstraße eingeklemmt ist, werde sich nicht nur qualitativ verbessern, sondern könne von jetzt 15.000 Bewohnern auf 30.000 anwachsen. Durch den Wegfall des Bahnbetriebshofes und des ehemaligen Paketpostamts würden viereinhalb Hektar Fläche frei. Das hier entstehende Wohngebiet werde eine direkte Verbindung zum Unteren Schlossgarten bekommen und sei städtebaulich an die City angebunden. Der 17 Meter hohe Wall, der das jetzige Betriebsgelände vom Park trennt, werde abgeflacht. "So kann man von hier aus sogar den Kappelberg sehen", versprach Stuckenbrock und konnte damit offensichtlich punkten. "Vor der Hacke ist es immer dunkel", mit dem Bergmannspruch versuchte er Mut zu machen, für die "Utopie" und erhielt als einziger Redner Beifall.

Die Gäubahnstrecke wird bald ganz wegfallen


Zuvor jedoch kommen vor allem auf die Bewohner der Rosensteinstraße viele Belastungen durch die Bauarbeiten zu: Schon jetzt donnert vor ihren Fenstern die Gäubahn vorbei, im Zuge der Bauarbeiten wird parallel zu dieser Trasse die Logistikstraße für den Erdaushub angelegt. Eine Lärmschutzwand soll für Entlastung sorgen und nach Abschluss des Projekts wird die Gäubahnstrecke ganz wegfallen.

Manfred Poethke, ehemals Generalplaner der Bundesbahn und jetzt Mitarbeiter beim Turm-Forum von Stuttgart 21, überbrachte die schlechten Nachrichten: Über die Logistikstraße, die nördlich des Pragfriedhofs schon erkennbar ist, werden mit Beginn der Tunnelarbeiten Ende 2011 in den kommenden vier Jahren täglich zwischen acht und 20 Uhr 2400 Lastwagenfuhren rollen. Gemessen an den 110.000 Fahrzeugen, die täglich auf der B 27 fahren, sei der Bauverkehr aber eher eine geringe Zusatzbelastung, so Poethke. Nördlich der Wagenhallen wird der Aushub deponiert und nachts, wenn der S-Bahn-Verkehr ruht über deren Schienen abgefahren.

Der inzwischen pensionierte Poethke kennt das Stuttgarter Schienennetzes und die anstehenden Veränderungen wie kaum ein anderer, da er an den Planungen für das Milliardenprojekt Stuttgart 21 maßgeblich beteiligt war. Seine Informationen über die Verbesserungen im innerstädtischen Personnahverkehr stachelten die Gegner zwar immer wieder zu Zwischenrufen und Widerspruch an, aber am Ende des dreieinhalbstündigen Rundgangs bedankte sich eine Teilnehmerin: "Mir hat das heute wirklich was gebracht."