Das Problem mit den Autoposern in Stuttgart ist seit der Ausgangssperre zurückgegangen – zumindest freitagabends. Wohin sich die Szene teilweise verlagert hat und was das Land gegen die Poser zu tun gedenkt, erfahren Sie hier.

Stuttgart - Mit dröhnenden Motoren in aufgemotzten Karren langsam durch die City cruisen, die Reifen quietschen lassen und sich dem „Publikum“ besonders cool präsentieren – das Phänomen der sogenannten Autoposer hat sich in den vergangenen Monaten auch in Stuttgart als ein nicht zu unterschätzendes Problem herausgestellt. Wie sich die Ausgangssperre auf die Poser auswirkt und was das Land gegen diese Szene tun will, verraten wir hier.

 

Während in Zeiten vor der Ausgangssperre der Freitagabend ein Feiertag für die zumeist jungen Männer in ihren getunten Autos war, änderte sich deren Verhalten in den vergangenen Wochen schlagartig. „Seitdem die Ausgangssperre herrscht, ist der Verkehr auf der Theo-Heuss am Freitagabend deutlich weniger geworden“, sagt Polizeisprecherin Ilona Bonn - man könne also generell von einem Rückgang dieses Phänomens sprechen. Mit einer Ausnahme – dem 9. Mai.

An jenem Sonntagnachmittag musste die Polizei in die Bolzstraße ausrücken, weil dort der Verkehr praktisch zum Erliegen kam. „Unsere Kollegen wurden zur Bolzstraße gerufen, weil sich dort etliche Poser in ihren Autos versammelt hatten. Die Straße war dicht, weder für die Feuerwehr noch für den Rettungsdienst wäre im Falle eines Einsatzes ein Durchkommen gewesen“, so Ilona Bonn. Folgerichtig sperrten die Einsatzkräfte die Bolzstraße, sodass die Poser auf die Theo-Heuss und die Friedrichstraße auswichen. Auch dort sorgten die Beamten schließlich dafür, dass den Fahrern der Spaß verging, indem sie Poller aufstellten, die das Wenden in diesem Bereich unmöglich machten. Gegen 19.30 Uhr war der Spuk schließlich vorbei.

Nicht nur Stuttgart hat mit den Autoposern zu kämpfen

„Obwohl dieser Sonntag eine unrühmliche Ausnahme darstellt, behalten wir die Autoposer-Szene weiterhin im Blick, indem wir auch in der Zukunft verstärkt in den betroffenen Straßen kontrollieren“, erklärt die Polizeisprecherin. In Stuttgart wären dies die Theo-Heuss-, die Friedrich- sowie die Bolzstraße.

Nicht nur Stuttgart hat mit dem Problem der Autoposer zu kämpfen. Vor allem in Mannheim gelten sie als Phänomen. Eigens dazu wurde 2016 eine Polizei-Ermittlungsgruppe gegründet.

Mitte April hatten sich allein in Reutlingen an zwei Abenden insgesamt bis zu 200 Menschen mit ihren Fahrzeugen versammelt, um in Kolonnen von Parkplatz zu Parkplatz zu fahren. Dabei sei es auch zu Hupkonzerten und typischem Poser-Verhalten gekommen. Die Beamten erteilten nach eigenen Angaben viele Platzverweise und Ahndungen wegen Verkehrsverstößen. Auch in Böblingen, Villingen-Schwenningen, Pforzheim oder Ulm hatte es zuletzt ähnliche Treffen gegeben.

Mit geballtem Fachwissen will die Polizei dieser Szene nun entgegentreten. Spezialisten aller Polizeipräsidien und Experten der Hochschule für Polizei tauschen in einem neuen „Kompetenzteam“, das aus rund 30 Beamtinnen und Beamten bestehen soll, Erfahrungen aus, wie das Innenministerium mitteilte. Ziel sei es unter anderem, Konzepte der örtlichen Polizei zu verbessern und gemeinsame Kontrollen zu organisieren. „Wir haben immer gesagt: Autoposing ist kein Spaß, sondern sinnlos, verantwortungslos und rücksichtslos“, sagte Innenminister Thomas Strobl (CDU). Der Posing- und Tuning-Szene solle flächendeckend „der Saft abgedreht“ werden.