Nach elf Jahren als Rektor der Berufsschule an der Wiener Straße geht Roland Anger in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Marc van Bergen, der derzeit noch Schulleiter an der Kaufmännischen Schule Süd ist.
Stuttgart-Feuerbach - In zweieinhalb Wochen ist für Roland Anger Schluss. Elf Jahre war er Rektor an der Louis-Leitz-Schule in Feuerbach. Mit dem Start der Sommerferien beginnt für ihn ein neuer Lebensabschnitt: der Ruhestand. „In den vergangenen Jahren habe ich immer die Kollegen in den Ruhestand verabschiedet. Jetzt bin ich selber einer derjenigen, die gehen. Diesen Rollenwechsel muss ich erst einmal verkraften“, sagte Anger bei seiner offiziellen Verabschiedung am Freitag.
Doch die Gratulanten ließen eigentlich schon zuvor in ihren Reden keinen Zweifel daran aufkommen, dass sich der „Ranger“, wie der Rektor auch manchmal liebevoll von seinen Kollegen genannt wird, künftig sicherlich nicht langweilen wird. Er fahre unter anderem gerne Rad und sei Mitglied in einem Männerkochclub. Das seien gute Voraussetzungen. „Zudem haben wir in der Bildung doch so viel gelernt, dass wir auch den Ruhestand meistern müssten“, sagte Martin Frädrich, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stuttgart.
In der Vergangenheit habe Oberstudiendirektor Roland Anger auf jeden Fall immer wieder bewiesen, dass er Herausforderungen annehme und sie auch bewältigen könne, waren sich Weggefährten des scheidenden Rektors einig. Die Leiterin des Schulverwaltungsamtes, Karin Korn, konnte sich zum Beispiel noch sehr genau an die Einführung Angers ins Amt des Schulleiters an der Louis-Leitz-Schule erinnern: „Damals gab es hier 1723 Schüler. Das war der Höchststand. Danach ging es kontinuierlich bergab. Jetzt sind es knapp 1200 Schüler. Aber das liegt keineswegs an Ihnen“, sagte Korn und schmunzelte. 2007/2008 habe man in Stuttgart die gewerbliche und kaufmännische Schule für Informationstechnik gegründet und einige Bereiche der Louis-Leitz-Schule dorthin verlagert. Mit der Umstrukturierung der sechs kaufmännischen Schulen in Stuttgart, die zu fünf Kompetenzzentren werden sollen, wolle man den schwankenden Schülerzahlen entgegentreten. Das sei ein sehr intensiver Prozess gewesen, den auch Anger sehr konstruktiv begleitet habe.
Marc van Bergen: „Ich bin mit Leib und Seele Lehrer“
Künftig wegfallen wird die Kaufmännische Schule Süd. Dort ist derzeit interimsweise Marc van Bergen der Rektor, ehe er am 1. August die Nachfolge von Roland Anger antreten wird. Der Oberstudienrat und ehemalige Handball-Bundesliga-Schiedsrichter ist in Zuffenhausen aufgewachsen und hat dort auch sein Abitur gemacht. Anschließend machte er eine Lehre als Reiseverkehrskaufmann, ehe er Lehrer wurde. Später arbeitete er eine Zeit lang beim Kultusministerium. „Aber ich war immer mit Leib und Seele Lehrer. Ich bin froh, dass ich die Entscheidung getroffen habe, wieder an die Schule zu gehen“, sagte van Bergen. Über den stellvertretenden Schulleiter-Posten an der Kaufmännischen Schule Nord ging es nach Stuttgart-Süd und schließlich nun nach Feuerbach an die Louis-Leitz-Schule, die ab nächstem Schuljahr das Kompetenzzentrum für Industriekaufleute und Kaufleute für Büromanagement sein wird. „Das ist eine tolle Schule. Es ist ein großes Glück, hier anfangen zu dürfen“, sagte van Bergen. Er werde mit viel Herzblut an die Arbeit gehen.
Roland Anger wünschte seinem Nachfolger viel Erfolg, die notwendige Kraft und Gelassenheit. Und der leitende Regierungsschuldirektor des Regierungspräsidiums Stuttgart, Martin Sabelhaus, ergänzte, dass van Bergen die Arbeit sicher nicht ausgehen werde, bei den anstehenden Themen wie Schulentwicklungsprozess, dem Umgang mit den Zuwanderern und dem Aufbruch in die digitale Zukunft.
Deshalb werde für den Posten des Schulleiters eigentlich ein „fleißiges Wunderwesen gesucht. Ich habe erst vor kurzem folgende Stellenbeschreibung dazu gelesen“, sagte der geschäftsführende Schulleiter der kaufmännischen Schulen Stuttgart, Franz Scheuermann. Das Wunderwesen soll aus wenig immer mehr machen, rivalisierende Gruppen versöhnen, chronische besserwisserische Kritik ertragen, mit wenig Unterstützung auskommen, gewaltige Mengen Papier umwälzen und in Doppelschichten arbeiten. „Er oder sie wird alle Freiheiten für Innovationen haben, darf aber weder viel Geld ausgeben, noch Personal auswechseln, noch eine Gruppe gegen sich aufbringen.“ Da könne es eigentlich nur ein Ziel geben: Schnell in den Ruhestand zu kommen. „Deshalb herzlichen Glückwunsch Roland Anger. Du hast es geschafft“, sagte Scheuermann und lachte.