Umzüge, Sanierungen, neue Bühnen: die Stuttgarter Staatstheater haben ein bewegtes Jahr hinter sich. Und 2011 wird noch spannender.

Stuttgart - Der letzte große Vorhang in einem für die Staatstheater Stuttgart ohnehin nicht gerade ereignisarmen Jahr hat sich erst vor einigen Tagen gehoben: bei der Premiere des Shakespeare-Klassikers "Romeo und Julia", mit dem die Studiobühne im neuen Zentrum Nord nun offiziell in Betrieb genommen wurde. Mitten im kulturellen Niemandsland. "Mit dem Depot haben wir 20 Jahre lang im Osten zur kulturellen Stadtteilentwicklung beigetragen, jetzt wollen wir den Norden beleben", sagt Marc-Oliver Hendriks, der Verwaltungschef der Staatstheater.

Sein Programm: eine neue Spielstätte mit Probenzentrum am Löwentor, eine Interimsspielstätte mit drei Bühnen in der Türlenstraße, ein Schauspielhaus, das derzeit vom Unterboden angefangen saniert wird, eine denkmalgeschützte Oper, in der die Bauarbeiter in naher Zukunft die Bühne betreten werden, ein millionenschwerer Neubau für das Stuttgart Ballett, der nun geplant werden muss, und nicht zuletzt ein schmuckes neues Besucherzentrum, das bereits im Frühjahr als zentrales Servicezentrum für alle Sparten in der Theaterpassage aufgemacht werden soll.

Bei solch einem Sammelsurium an Großbaustellen könnte einem geschäftsführenden Intendanten, der all dies gleichzeitig "verwalten" muss, leicht bange werden - doch derlei Gefühle haben keinen Platz im stilechten Büro von Marc-Oliver Hendriks, das er im September 2009 als Nachfolger von Hans Tränkle bezogen hat. "Gestalten zu können ist etwas sehr Erfüllendes und eine ungeheure Chance für uns. Was wir jetzt entscheiden, bleibt für die nächsten 50 Jahre", sagt der Rechtswissenschaftler, für den 14-Stunden-Tage in einem Jahr voller Eröffnungen, Premieren, Umzüge und Sanierungsmaßnahmen keine Seltenheit waren.

Es ist ein bemerkenswertes Zehnjahresprogramm, das für Deutschlands größtes Dreispartenhaus aufgelegt wurde. Den Auftakt hatte 2006 die Eröffnung des Logistikzentrums und Zentrallagers an der ehemaligen Zuckerfabrik im Hallschlag gemacht, der erste Meilenstein auf dem Weg in die Zukunft. Das zweite große Problem neben den beengten Platzverhältnissen für Kulissen und Kostüme seien die Probebedingungen gewesen, sagt Hendriks: "Viel zu kleine Räume, nicht annähernd mit Bühnenformat und über die ganze Stadt verteilt." Im neuen Zentrum Nord, bei der Eröffnung von Kunstminister Peter Frankenberg als "weltbestes Probenzentrum" bezeichnet, sind nun sechs Probenräume mit Drehbühnen und anderen Raffinessen untergebracht, je drei für die Sparten Oper und Schauspiel. "Ein Haus mit solch einem Renommee hat diese guten Arbeitsbedingungen verdient", sagt Hendriks.