Die Hilfsorganisation Stelp aus Stuttgart ist mit zwei Lastwagen voller Hilfsgüter auf dem Weg in Richtung Ukraine. Viele Menschen haben mit angepackt.

Stuttgart - „Das übertrifft unsere Erwartungen deutlich!”, sagt Serkan Eren und schaut über das Gewusel auf dem Platz bei der Kulturinsel in Bad Cannstatt. Hunderte Liter Wasser, kartonweise Konservendosen, Nudeln, Reis, Babynahrung, Decken, Medikamente. Die Menge an Überlebens-Mitteln, die Helferinnen und Helfer heran schleppen, ist kaum überschaubar.

 

Am Donnerstag, als die russische Armee die Ukraine angriff und in das unabhängige Land einmarschierte, war für Serkan Eren, den Gründer und Geschäftsführer der Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp klar, dass man den Menschen in der Ukraine helfen muss. Binnen weniger Stunden organisierten er und sein Team einen Hilfstransport, starteten über Social Media und die klassischen Medien einen Spendenaufruf. Am Freitag von 13 bis 16 Uhr konnten Hilfsmittel zu den beiden Lastwagen gebracht werden, die bei der Kulturinsel in Bad Cannstatt standen.

Großes Echo auf den Aufruf in den Social-Media-Kanälen

Wie groß die Betroffenheit in Stuttgart über den kriegerischen Angriff Russlands auf die demokratische Ukraine ist, zeigte sich an der überwältigenden Hilfsbereitschaft. „Die Konserven sind dort drüben“, „Wir haben noch Medikamente, wo sollen die hin?“ – kein Aufruf musste wiederholt, keine Frage zweimal gestellt werden, überall packten Helferinnen und Helfer mit an. Aleksandra und Helena Panajotova aus Stuttgart hatten den Aufruf über Social-Media-Kanäle mitbekommen und gleich überlegt, was sie beisteuern konnten. „Wir haben warme Sachen gebracht, Isomatten, Bettzeug. Was auf die Schnelle halt ging“, sagt eine der Schwestern, die ihre Wurzeln in Nordmazedonien haben und in Stuttgart leben.

Ein paar Meter weiter beobachtet eine Frau mit verschränkten Armen und traurigen Augen die Sortier- und Packarbeiten. Auf die Hilfsaktion angesprochen, bricht sie in Tränen aus. „Ich bin aus Kiew”, sagt die Ukrainerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will. Sie sei zu Besuch bei ihrer Tochter und ihrem Enkelkind in Stuttgart, erzählt sie. Am Sonntag hatte sie eigentlich zurückfliegen wollen. Jetzt bleibt sie erst einmal hier und ist fest entschlossen, vom Home Office in Stuttgart aus ihre Aufgaben für ihren Arbeitgeber in Kiew zu erledigen. Und sie bietet Stelp Hilfe an, als Übersetzerin bei Telefonaten, Mails oder wo ihre Unterstützung gebraucht werden kann.

Am Sonntagabend wollen sie wieder zurück sein

Serkan Eren, der in einer von der Stuttgarter Zeitung und der Volksbank Stuttgart organisierten Abstimmung jüngst zum „Stuttgarter des Jahres 2021“ gewählt worden ist, will zusammen mit drei Stelp-Helfern die beiden Lastwagen von Stuttgart aus über den kürzesten Weg durch Polen zur ukrainischen Grenze steuern. Dort soll entschieden werden, ob die Hilfsgüter an die dort schon eingetroffenen Geflüchteten verteilt werden, oder ob sie weiter nach Lwiw kurz hinter der Grenze fahren, sofern das noch möglich ist. Am Sonntagabend wollen sie wieder zurück in Stuttgart sein, – nach Möglichkeit mit neuen Kontakten, die kontinuierliche Hilfsaktionen für die Geflüchteten an der Grenze oder in der Ukraine selbst ermöglichen.