Der Co- und Torwarttrainer Erol Sabanov war sich 2015 schon mit der SG Sonnenhof Großaspach einig – unterschrieb aber bei den Stuttgarter Kickers. Diese Entscheidung bereut er laut eigener Aussage nicht.
Stuttgart - Alles falsch gemacht – könnte man meinen. Doch davon will Erol Sabanov nichts wissen. Obwohl er sich vor der Saison 2015/16 mit der SG Sonnenhof Großaspach schon einig war. Doch dann funkte in letzter Sekunde der damalige Drittligarivale Stuttgarter Kickers dazwischen – und der Torwart-Trainer entschied sich doch noch um. Vor dem Stadtderby an diesem Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen den VfB II stehen die Kickers vor dem Sturz in die Regionalliga, die SG hat sich in der dritten Liga etabliert. Tendenz steigend. Das muss ihn doch ins Grübeln bringen. Tut es aber nicht. Sagt er zumindest: „Ich habe diese Entscheidung nicht bereut. So ein Typ bin ich nicht. Etwas nachzutrauern bringt ohnehin nichts. Ich stelle mich der Herausforderung.“
Warum der gebürtige Aalener mit den mazedonischen Wurzeln damals bei den Kickers unterschrieb? Weil er in Degerloch die bessere Perspektive sah. In der Saison 2014/15 schrammte die Mannschaft von Trainer Horst Steffen nur haarscharf am Relegationsspiel zur zweiten Liga vorbeigeschrammt. Dazu gefiel ihm die attraktive Spielweise. Und: „Die Blauen sind eben ein echter Traditionsclub“, sagt Sabanov.
Kein Talismann
Als Talismann hat er sich bisher nicht erwiesen. Vielmehr ist die Talfahrt an Rasanz nicht zu überbieten. Fünf Cheftrainer hat er in nur 18 Monaten erlebt: Nach Horst Steffen, Tomislav Stipic, Alfred Kaminski und Dieter Märkle arbeitet er seit Januar mit Tomasz Kaczmarek zusammen. Mit 32 ist der aktuelle Chefcoach noch sehr jung an Jahren. Sabanovs Rat und Hilfe ist verstärkt gefragt. Er hat schon viel erlebt in seiner Karriere: VfR Aalen, 1. FC Saarbrücken, Jahn Regensburg, SSV Reutlingen und 1. FC Heidenheim hießen seine Stationen als Torwart. Überall war er Führungsspieler, überall übernahm er Verantwortung und gehörte dank seiner kämpferischen Einstellung und Fannähe stets zu den Publikumslieblingen. Sabanov – der Charakterkopf. Man würde sich im aktuellen Kickers-Team mehr Typen von seiner Sorte wünschen.
Er würde so etwas nie offen aussprechen. Der 42-Jährige ist von der aktuellen Mannschaft und von Cheftrainer Kaczmarek überzeugt. Obwohl die Blauen seit zehn Spielen nicht mehr gewonnen haben und das Derby gegen den VfB II auch für Kaczmarek schon der sechste Anlauf zu seinem ersten Dreier ist. „Er ist ein sehr guter Trainer, die Mannschaft muss aber endlich die Trainingsleistungen im Spiel umsetzen und einmal in Führung gehen“, sagt Sabanov und ist sich sicher, „mit einem Erfolgserlebnis würden wir den Bock umstoßen.“
Knifflige Situationen
Sabanov hat in seiner Laufbahn schon einige knifflige Situationen überstanden. „In Heidenheim hatten wir unter Trainer Frank Schmidt mal sechs oder sieben Spiele in Folge nicht gewonnen und haben die Situation dann als Mannschaft gelöst“, erinnert er sich. Beim Zweitligisten hörte er 2014 als aktiver auf und wechselte in die Scouting-Abteilung. Darin sah er aber nicht seine Zukunft. „Ich wollte wieder die Nähe zu einer Mannschaft spüren“, betont der Co- und Torwart-Trainer. Dafür fährt der Familienvater (zwei Kinder im Alter von zwölf und 16 Jahren) fast täglich die 90 Kilometer einfach von seinem Wohnort Unterkochen nach Degerloch. Nach Großaspach wäre es ein bisschen kürzer gewesen. Doch die Kickers waren für Sabanov eine Herzenssache –und er hofft immer noch auf die Wende zum Guten: „Totgesagte leben länger“, sagt er.