Das Schraubendebakel vom Schlossplatz hat ein Nachspiel: Der Steuerzahlerbund prangert Verschwendung von öffentlichen Geldern an. Das Land habe falsche Materialien eingesetzt und die Sanierung deshalb wiederholt. Das Finanzministerium widerspricht.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Man nannte sie die Göttin der falschen Schrauben. Etwa 150 Jahre lang thronte Concordia erhaben auf hoher Warte, auf der Jubiläumssäule des Schlossplatzes, überstand Stürme und Kriege. Vor zehn Jahren aber hat ihre Leidensgeschichte begonnen. Eine Operation nach der anderen folgte. Lag ein „Kunstfehler“ der behandelnden Ärzte vor? Und wenn ja, wer haftet dafür?

 

Falsche Schrauben, so weiß man heute, sind bei der ersten Sanierung zwischen 2013 und 2015 eingebaut worden. Deshalb kam es zu korrosionsbedingten Spannungen auf Concordias Podest. Teile des Materials flogen von der Göttin der Eintracht herunter. Um Passanten zu schützen, musste 2019 ein Sicherheitsnetz oben um die Säule gespannt werden, das dort bis Mai 2023 blieb.

Der Bund der Steuerzahler sieht darin eine Verschwendung öffentlichen Geldes und hat Concordias Schrauben deshalb in sein neues Schwarzbuch aufgenommen. Die erste Sanierung habe 400 000 Euro gekostet, die zweite kostet laut Finanzministerium 250 000 Euro. Ein Ärgernis aus Sicht der Steuerzahler ist es, dass die Bauherren von Regressforderungen abgesehen haben. Gutachter hätten nicht klären können, wer die Schuld am falschen Material trägt. Mit den 250 000 Euro hätten Stuttgarter Museen „in die Konzeption neuer Ausstellungen investieren können“, findet der Steuerzahlerbund.

Der FDP-MdL Friedrich Haag sieht sich in seiner Einschätzung, die er mehrfach mit Anfragen ans Land öffentlich gemacht hatte, bestätigt. „Das Land und seine Behörden müssen bei Bau- und Sanierungsvorhaben gründlicher planen und sorgfältiger mit dem Geld der Steuerzahler umgehen“, fordert er und hofft, dass es „dieses Mal die richtigen Schrauben waren“. Dazu sagt Sebastian Engelmann, der Sprecher des Finanzministeriums: „Es ist nicht ungewöhnlich, dass bei historischer Bausubstanz unerwartete Probleme auftreten können, gerade beim Material. Das ist selbst für Experten nicht immer im voraus eindeutig festzustellen.“ Die Säule sei vor fast 180 Jahren errichtet, die Concordia vor über 150 Jahren gegossen worden. Man habe jeden Schritt mit den Metallrestauratoren des Landesdenkmalamts abgesprochen. Engelmann fragt nun: „Waren oder sind das keine Experten? Was hätte Herr Haag vorgeschlagen? Was hätte der Bund der Steuerzahler stattdessen vorgeschlagen?“