Die Stuttgarter Straßenbahnen blicken „trotz des langen Streiks“ im Herbst auf ein erfolgreiches Wirtschaftsjahr zurück.

Stuttgart - Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) blicken „trotz des langen Streiks“ im Herbst auf ein erfolgreiches Wirtschaftsjahr 2011 zurück. „Die Planungs- und Baufortschritte bei verschiedenen Projekten waren erfreulich“, sagte der kaufmännische Vorstand Jörn Maier-Berberich im SSB-Zentrum in Möhringen. Auch die Kundschaft hält dem städtischen Verkehrsunternehmen die Stange. „Wir haben in diesem Jahr 2,5 Prozent Fahrgäste gewonnen“, teilte Maier-Berberich mit. Die Fahrgeldeinnahmen seien in den ersten drei Quartalen sogar um fünf Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr hätten Busse und Stadtbahnen fast jeden Monat mehr Passagiere als im Vorjahr befördert. Lediglich beim Streikmonat Oktober gebe es noch ein Fragezeichen.

 

Zu den besonders erfreulichen Projekten zählt für die SSB die Stadtbahnlinie U 15, die seit dem 11. Dezember zwischen den Haltestellen Ruhbank im Süden und Stammheim im Norden verkehrt. Damit habe die seit 1985 betriebene Umstellung des Straßenbahnnetzes auf die Stadtbahntechnik ihren Abschluss gefunden, hieß es .

Einigung belastet die SSB

Die Einigung im Tarifstreit belastet die SSB laut Maier-Berberich bis 2016 allerdings mit zusätzlichen Kosten von 1,6 bis 3,1 Millionen Euro pro Jahr. Gegenüber der Prognose hat sich das Ergebnis für 2011 jedoch „dank der guten Arbeitsmarktlage und tariflicher Veränderungen“ verbessert. Erfreulicherweise habe sich zudem bei der Endabrechnung der Stadtbahnlinie U 7 mit den Zuschussgebern ein Plus von einigen Millionen Euro ergeben. „Wegen dieser und etlicher anderer Faktoren ist es uns gelungen, den Ausgleichbetrag der Stadt wieder deutlich nach unten zu drücken“, so der kaufmännische Vorstand. Dieser werde statt der prognostizierten 23,4 Millionen voraussichtlich nur bei 18 oder 19 Millionen Euro liegen.

Im nächsten Jahr planen die SSB Investitionen von knapp 122 Millionen Euro. „Der Streckenabschnitt der Stadtbahnlinie U 12 zwischen dem Löwentor und dem Hallschlag ist bereits im Bau“, so SSB-Vorstandssprecher Wolfgang Arnold. Im zweiten Halbjahr 2012 solle mit dem Teilstück zwischen dem Budapester Platz und der Haltestelle Milchhof im Nordbahnhofviertel begonnen werden. Der Startschuss für den ins Neckartal führenden Abschnitt zwischen dem Hallschlag und dem Bereich Aubrücke soll laut Arnold im nächsten Herbst fallen. Auf der anderen Seite wird die Verlängerung der U 12 noch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Mit dem Bau der rund einen Kilometer langen Stadtbahnstrecke vom Industriegebiet Wallgraben nach Dürrlewang rechnen die SSB frühestens in einem Jahr. Zu den langfristigen Zielen gehört eine Stadtbahnlinie nach Pattonville und eine Verlängerung der U 5 nach Echterdingen. Wann die U 6 zum Flughafen fahre, sei noch nicht absehbar.

Alle SSB-Planungen leiden unter den immer schlechteren Förderungsbedingungen der öffentlichen Hand. „Es gibt viel mehr Anträge als Geld“, so Personalvorstand Reinhold Bauer. Zudem lasse der Bund seine Zuschüsse an die Länder bis 2019 vollständig auslaufen. „Wir kämpfen gerade um Zuschüsse, weil wir die letzten vier nicht barrierefreien Stadtbahnhaltestellen Türlenstraße, Staatsgalerie, Maybachstraße und Österreichischer Platz mit Aufzügen ausrüsten möchten“, klagt Bauer.