Exklusiv Fraktionschef Brüderle preist die FDP als einzige Kraft, die höhere Steuern verhindern könne – zur Not auch mit einer schwarz-gelben Mehrheit von nur einer Stimme.

Berlin - - Im Gespräch mit der StZ präsentiert Rainer Brüderle die Liberalen wie in den Zeiten Helmut Kohls als Korrektiv der Union. Und er erklärt, wie er bei einer Neuauflage von Schwarz-Gelb die Fehler der Vergangenheit vermeiden will.

 
Herr Brüderle, Mitte Juni haben Sie sich den Oberschenkel und die Hand gebrochen. Viele Menschen fragen sich: warum tut der sich das mit 68 Jahren noch an?
Mir geht es gut. Ich bin nicht seit 40 Jahren in der FDP, um sie dann in einer herausfordernden Phase im Stich zu lassen. Außerdem macht mir Politik nach wie vor Spaß. Meiner Frau habe ich allerdings neulich versprechen müssen, nur noch maximal 20 Jahre im Geschäft zu bleiben.
Frau Merkel hat sich eher pflichtschuldig zur Koalition mit der FDP bekannt und durchblicken lassen, dass es mit der SPD von 2005 bis 2009 auch ganz nett war...
Die Bundeskanzlerin spricht zu Recht von der erfolgreichsten Koalition seit der Wiedervereinigung. Und sie weiß, dass eine Fortsetzung dieser erfolgreichen Politik nur mit einer starken FDP möglich ist. In allen anderen denkbaren oder undenkbaren Konstellationen gibt es massive Steuererhöhungen. Und zu einer großen Koalition nur so viel: Die ist 2009 mit Pauken und Trompeten abgewählt worden. Die Menschen wollten den schwarz-roten Stillstand nicht mehr und haben FDP gewählt. Als Abgeordneter hätte man zu Zeiten der großen Koalition manchmal gleich zuhause bleiben können. Da werden die Entscheidungen immer seltener im Parlament herbeigeführt, sondern abseits davon an runden, ovalen oder eckigen Tischen. Große Koalitionen gefährden deshalb auf Dauer die Demokratie. Wenn die zwei Großen sich in den Armen liegen, haben sie die Hände zum Arbeiten nicht mehr frei.