Lampen, die sich dem Sonnenlicht anpassen und von selbst ausgehen, wenn niemand mehr im Raum ist: In der Esslinger Pliensauschule setzt die Stadt ein neues Beleuchtungskonzept um. Es soll weiter Schule machen.

In der Pliensauschule muss der Hausmeister nicht mehr die Runde machen und nachschauen, ob in einem verlassenen Klassenzimmer oder im WC vergessen wurde, das Licht auszumachen. Das funktioniert mittlerweile automatisch. In den Zimmern gibt es einen zentralen Sensor an der Decke, der Bewegungen registriert und die Beleuchtung abschaltet, wenn niemand da ist.

 

Es ist der Not geschuldet, dass die Grundschule in der Pliensauvorstadt Modellschule für das neue Beleuchtungskonzept geworden ist, das die Stadt Esslingen künftig in allen weiteren 21 Schulen umsetzen möchte. An immer mehr Leuchtstofflampen, die vermutlich noch aus den Siebzigern stammten, waren Schäden aufgetreten. Teilweise tropfte Flüssigkeit aus den Kondensatoren auf die Tische. „Der zentrale Sicherungskasten war völlig überhitzt“, berichtet Alexander Krinn von der Städtische Gebäude Esslingen (SGE). Nach der Ursache dafür habe man lange gesucht, bis es mit Reparaturversuchen an den Leuchtstoffröhren in Verbindung gebracht werden konnte. „Wir mussten uns eine Alternative überlegen“, erinnert sich Klaus-Rainer Hillmann, Leiter der SGE-Abteilung Technisches Facility Management. Zumal Leuchtstofflampen ein Auslaufmodell sind. Seit August dürfen sie einer EU-Verordnung zufolge nicht mehr hergestellt werden.

Ein Modell für alle

Im Auftrag der Stadt hat Oliver Mögle von der Wernauer Firma Meine Mediatec ein neues Lichtkonzept entworfen. Es wird nach und nach an allen Schulen umgesetzt, auch in Neubauten. Übertragen ließe es sich auch auf andere Einrichtungen wie etwa Kindergärten. „Eine Einheitlichkeit ist uns wichtig. Das vereinfach viele Abläufe“, sagt Alexander Krinn. Ein zentrales Element ist der Umstieg auf effiziente LED-Module. In der Pliensauschule wurden zusammen mit dem Hausmeister zwei Muster-Räume eingerichtet, in denen Varianten ausprobiert und Erfahrungen gesammelt wurden. „Wir wollten Schulleitung und Lehrkräfte bei den Planungen mit ins Boot holen“, berichtet Mögle, der in Esslingen bereits den Mediennutzungsplan umgesetzt und so die Schulen fit für die Digitalisierung gemacht hat. Im Juni wurde das Beleuchtungskonzept auch der Schulleiterkonferenz vorgestellt.

Farbechtheit und weniger Schatten

„Licht hat mit Aufenthaltsqualität zu tun, es bewirkt viel im Unterbewusstsein“, sagt Klaus-Rainer Hillmann, das falle aber oft erst auf, wenn das Licht schlecht sei. Es war also nicht allein der Anspruch, effizienter zu werden. Insgesamt rund 60 Prozent Energie können durch den Präsenzmelder und dadurch eingespart werden, dass sich die Beleuchtung automatisch an das Sonnenlicht anpasst. Zusätzlich wurde darauf geachtet, dass das Licht Farben möglichst echt wiedergibt und so homogen ist, dass keine Schatten entstehen und es nicht blendet.

Lichtsteuerung per App

Der Sensor arbeitet bewusst etwas zeitversetzt. „Die Kinder merken oft gar nicht, wenn sich etwas ändert“, sagt Hillmann. Gleichzeitig ist das Gerät aber so sensibel, dass es selbst kleine Bewegungen wie etwa beim Schreiben registriert. Bei Bedarf kann der normale Lichtschalter betätigt werden. Auch die Tafelbeleuchtung funktioniert händisch. Die Lichtwerte lassen sich einfach per App verändern. „Das ermöglicht viel Flexibilität, ohne dass man gleich einen Fachmann holen muss“, erläutert Oliver Mögle.

Förderung für ein nachhaltiges Konzept

Bis auf wenige Zimmer ist die Beleuchtung in der Pliensauschule umgestellt, nach den Sommerferien soll alles fertig sein. „Das liegt auch an der tollen Kooperation mit der Schulleitung“, lobt Alexander Krinn. Die Handwerker konnten immer dann arbeiten, wenn kein Unterricht war. Rund 190 000 Euro hat die Stadt investiert. Das nachhaltige Konzept erhält eine Förderung vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Als Nächstes sollen die Realschule Oberesslingen und das Georgii-Gymnasium in ein besseres Licht gerückt werden.