Die ersten Zivilisten in Syrien sind aus den von Rebellen belagerten Orten gebracht worden. Auch im Osten Aleppos geht die Evakuierung weiter. Unterdessen hat der UN-Sicherheitsrat einem Kompromiss zwischen Frankreich und Russland zugestimmt.

Damaskus - Die Evakuierung der Rebellengebiete im Osten Aleppos ist nach mehr als zweitägiger Unterbrechung wieder angelaufen. Nach türkischen Angaben wurden seit Mitternacht mehrere Tausend Menschen aus den ehemaligen Rebellenvierteln der syrischen Stadt gebracht. Auch aus den von Rebellen belagerten Orten Fua und Kafarja wurden Zivilisten mit Bussen abgeholt. Der UN-Sicherheitsrat beschloss die Entsendung von Beobachtern und verlangte Zugang für medizinische und humanitäre Hilfe.

 

Die syrischen Rebellen waren nach einer wochenlangen Großoffensive von Regierungssoldaten und deren Verbündeten auf eine kleine Enklave im Osten Aleppos zusammengedrängt worden. Sie stimmten schließlich dem Abzug von Kämpfern und Zivilisten zu. Die Evakuierung verlief jedoch schleppend. Am Freitag stoppte die Regierung sie nach einer Waffenstillstandsverletzung ganz und verlangte, dass gleichzeitig mehr als 2000 Kranke und Verwundete aus Fua und Kafarja abziehen dürfen, wo mehrheitlich Schiiten wohnen. Dafür bereitgestellte Busse gingen am Sonntag jedoch in Flammen auf.

Russland, die Türkei und der Iran kündigen Beratungen an

Erst gegen Mitternacht rollten die Evakuierungen an. Die Regierungstruppen hätten fünf Bussen mit Zivilisten und Kämpfern an Bord die Abfahrt aus Ost-Aleppo erlaubt, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Nach Angaben des Kinderhilfswerks Unicef wurden auch 47 Kinder aus einem Waisenhaus evakuiert. Einige seien schwer verletzt und am Verdursten, hieß es.

Später twitterte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu, am Montag seien rund 4500 Menschen aus Ost-Aleppo herausgebracht worden, die Gesamtzahl der Evakuierten aus der Stadt liege bei 20 000.

Aus Fua und Kafarja machten sich zehn Busse mit Zivilisten in von der Regierung kontrollierte Gebiete auf, wie die Beobachtungsstelle und der im Libanon ansässige Fernsehsender Al-Majadin berichteten.

In New York beschloss der UN-Sicherheitsrat einstimmig, Beobachter in die ehemaligen Rebellenviertel in Ost-Aleppo zu schicken. Die Vereinten Nationen und andere Institutionen sollten die Evakuierungen aus Aleppo überwachen, hieß es. Zur Vorbereitung solle UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit den Konfliktparteien beraten. Diese sollen den bedingungslosen Zugang für humanitäre und medizinische Hilfe gewähren und Zivilisten in ganz Syrien schützen.

Frankreich hatte einen ersten Resolutionsentwurf eingebracht und ihn damit begründet, dass es gelte, massenhafte Gräueltaten durch regierungstreue Einheiten in den eroberten Gebieten Aleppos zu verhindern. Russland lehnte den französischen Vorstoß zunächst ab und brachte einen eigenen Entwurf ein. In mehr als dreistündigen Verhandlungen einigten sich die beiden Veto-Mächte auf einen Kompromiss.

Russland, die Türkei und der Iran kündigten zudem für Dienstag Beratungen über die Lage in Syrien an. Neben einem Treffen der drei Außenminister sei auch eines der drei Verteidigungsminister in Moskau geplant, teilte das russische Militär mit. Ziel sei es, darüber zu sprechen, wie der Bürgerkrieg beendet und UN-Sicherheitsratsresolutionen zu Syrien umgesetzt werden könnten.

Russland und der Iran sind die wichtigsten Verbündeten des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Die Türkei gilt als wichtiger Unterstützer einiger Rebellenfraktionen, die Assad bekämpfen. Ankara und Moskau konnten sich aber jüngst auf die Waffenruhe verständigen, die die Evakuierung Ost-Aleppos möglich machte.