Der „Tatort“ ist aus der Sommerpause zurück, und die SWR-Produktion „Hanglage mit Aussicht“ zeigt Bilder von der spätsommerlichen Schweiz. Über dem Vierwaldstättersee geschieht nämlich ein Mord - und dann kämpft der Almbauer gegen Investoren, Anwälte und Lokalpolitiker.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Luzern - Die Mühlen der Demokratie mahlen langsam. Auch oder erst recht in der schönen Schweiz. Dass vox populi vox Rindvieh ist, mögen die Herren Politiker glauben, die Anwälte oder die Investoren. Doch der kleine Mann, der ehrliche Bergbauer sieht manchmal eben doch klarer als die Großkopferten. Und gerade wenn er von der Wissifluh kommt, einer Alm hoch über Luzern.

 

Der erste Tatort nach der Sommerpause lässt manchen gewiss an den gerade zu Ende gegangenen Urlaub denken. Der Vierwaldstättersee liegt schließlich genau zwischen Deutschland und Italien, und das Rütli ist ja ohnehin eine Reise wert. Wie es allerdings zugeht dort oben auf der Alm, auch und gerade nach dem Schweizer Nationalfeiertag, das will man sich gar nicht ausmalen. Der SWR-Tatort „Hanglage mit Aussicht“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD und in der ARD-Mediathek) tut es akribisch, und natürlich geht es statt um Jux und Tollerei um einen Mord und handfeste Geschäftsinteressen – genauer: einen Hotelbau.

Mistgabeln und der Vierwaldstättersee

Mistgabeln kommen allerdings auch vor. Und Seniorchef Rolf Arnold (Peter Freiburghaus) weiß sie durchaus richtig einzusetzen. Um ihn herum ist dieser „Tatort“ gestrickt, der allerdings mit manchem Klischee aufwartet – nicht nur über die Schweiz. Die Kommissare Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) necken und bekämpfen sich, und der Kantonalpolitiker Eugen Mattmann (Jean-Pierre Cornu) hat natürlich auch ein Wörtchen mitzureden.

Vom Plot her wenig überraschend mit einer natürlich vorab nicht so leicht zu erratenden Täterkonstellation, bietet dieser Tatort (Regie: Sabine Boss) vor allem tolle Bilder vom Vierwaldstättersee, gibt sich sozial engagiert und zeigt, dass sie droben auf der Wissifluh doch nicht so doof sind, wie die da unten in Luzern denken mögen.

Schönste Krimifloskel: „An Sie haben wir dann sicher auch noch ein paar Fragen“, sagt die Kommissarin Liz Ritschard zur Tochter des Wissifluh-Bauern, während sie den Seniorchef von den Beamten mitnehmen lässt.

Heimliche Stilikone: Stets die Ärmel des Karohemds hochgekrempelt, empfängt Rolf Arnold das im Heli heranschwebende Mordopfer mit einer Mistgabel in der Hand und bellt kurz nach Ankunft der Kommissare: „Um den Lumpenhund ist’s nicht schad‘“. Der perfekte Almöhi.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Minute 36: „Die DNA-Analyse ist positiv“, sagt der Kripo-Experte, während Mistgabel-Bauer Arnold aufs Revier gebracht wird. Dass er es vielleicht doch nicht war, ahnt man erst wenig später.