Der neue „Tatort“ aus Dresden hat zwar gute Darsteller, aber dennoch ein Problem: Der Autor Ralf Husmann trägt bei den Pointen zu dick auf, den kriminalistischen Plot vernachlässigt er.

Dresden - „Der ist ja komplett zugekotzt – Willkommen im Showbusiness!“, stellt die Oberkommissarin beim Anblick der Leiche fest. Die Probe für eine Volksmusikshow im Dresdner Zwinger endete augenscheinlich nicht nur wie üblich im Suff, sondern mit der Ermordung des männlichen Teils des Gesangsduos Toni & Tina. An sich ist es noch keine Heldentat, wenn der MDR, der es in seinem dritten Programm gern tümeln lässt, selbstironisch die Scheinheiligkeit der Schunkelidylle und die der Digitalisierung geschuldeten Umbrüche im Musikbusiness zum Gegenstand seines neuen Dresden-„Tatorts“ macht. Vor allem reicht es nicht aus, um einen guten Krimi abzuliefern. Was nachgerade abtörnt, ist die Penetranz, mit der der Autor Ralf Husmann und der Regisseur Richard Huber sämtliche Botschaften der Auftaktfolge „Auf einen Schlag“ an den Mann bringen wollen.

 

An den Mann, genau, denn die beiden Ermittlerinnen (gewollt schlagfertig und „normal“: Alwara Höfels, Karin Hanczewski, leider nur in der ersten Folge flankiert von einer wunderbaren Jella Haase) machen fast nichts anderes, als ihr modernes weibliches Rollenverständnis im 21. Jahrhundert zu thematisieren, während ihr Chef (Martin Brambach) sich extrem anstrengt, seine Gestrigkeit nicht nur in Genderfragen unter Beweis zu stellen und zur Slapstickfigur zu verkommen. Das ermüdet und nervt, genauso wie Husmanns Pointenbombardement. Der mit Vorschusslorbeeren bedachte „Stromberg“- und „Dr. Psycho“-Autor hätte besser daran getan, einen kniffligen Krimiplot zu entwickeln statt sich ironisierende Schlagertexte über die Heimatliebe der Sachsen auszudenken. Eine Überraschung ist es jedenfalls nicht, dass Tina (Alexandra Finder) das Coming out ihres Partners verhindern wollte.