Mit dem Stuttgarter Tatort „Freigang“ verabschiedet sich die ARD-Krimireihe nach einer Spielzeit mit lauter Rekorden in die Sommerpause. Doch nach der Tatort-Saison ist vor der Tatort-Saison.

Stuttgart - Ein Leichen-Rekord, viel Klamauk und eine skandalumwitterte Folge, die wegen zu großer Brutalität ins Spätprogramm wanderte: Der „Tatort“ sorgte zuletzt nicht nur für Spitzenquoten, sondern auch für reichlich Gesprächsstoff. Doch jetzt geht die Krimireihe in die Sommerpause, und Fans müssen ganz tapfer sein. Am Pfingstmontag steht der vorerst letzte neue „Tatort“ auf dem Programm, erst am 3. August läuft die nächste Erstausstrahlung. Das Saisonfinale kommt aus Stuttgart: Nach dem Mord an einer Frau deuten die DNA-Spuren eindeutig auf ihren Ex-Mann als Täter hin, doch der sitzt seit Jahren im Gefängnis. Um das Rätsel zu lösen, ermittelt Kommissar Lannert (Richy Müller) undercover als Knastwärter – sein Kollege Bootz (Felix Klare) ist derweil wegen seiner Ehekrise neben der Spur und scheint zur Gefahr für den verdeckten Ermittler zu werden.

 

„Freigang“ heißt die Folge, die ein solider Ausklang für die Saison ist. Eine Saison, in der die ARD-Krimireihe das Maß aller Dinge war. Christian Ulmen und Nora Tschirner sorgten als neue Ermittler in Weimar für Aufmerksamkeit, auch das Debüt der jungen Wilden aus Erfurt fand viel Beachtung, und im superschrägen Münster-Fall mit Thiel und Boerne trieb ein Killer im Superheldenkostüm sein Unwesen.

Immer wieder griffen einzelne Folgen gesellschaftlich relevante Themen auf, etwa der Krimi „Brüder“ aus Bremen über kriminelle Clans. Für die größte Aufregung sorgte aber die Folge „Franziska“, in der die Assistentin der Kölner Ermittler Ballauf und Schenk ermordet wurde. Es war der erste Fall in der Geschichte der Reihe, der aus Jugendschutzgründen um 22 Uhr lief.

Lauter Rekorde

Ein neuer Quotenrekord wurde in der jetzt endenden Spielzeit zwar nicht aufgestellt. Insgesamt schwebte die Zuschauerzahl aber in einsamen Höhen – ob in Bremen, Köln oder Leipzig, immer wieder wurde die magische Grenze von zehn Millionen Zuschauer überschritten. Kurios: Ausgerechnet Superstar Til Schweiger musste einen herben Quotenrückgang hinnehmen, bei seinem zweiten Einsatz als nuschelnder Hamburger Haudrauf-Kommissar büßte er knapp 2,5 Millionen Zuschauer gegenüber seinem ersten Fall ein. Die mieseste Quote holte übrigens ein Schweizer „Tatort“ im April, den nur 7,28 Millionen Zuschauer sahen – der schlechteste Wert für die Krimireihe seit Sommer 2012.

In den nächsten Wochen werden sich die Fans mit Wiederholungen begnügen müssen: Wegen der Fußball-Weltmeisterschaft beginnt die Saure-Gurken-Zeit für Krimifans zwei Wochen früher als voriges Jahr. „Wir machen eine Fußball-Pause“, sagt eine ARD-Sprecherin – um das Turnier macht der Sender lieber einen großen Bogen. Im Gegenzug kehrt die Reihe aber auch etwas früher aus den Ferien zurück als im Vorjahr, – voraussichtlich mit einem Einsatz des Dortmunder Kommissars Peter Faber (Jörg Hartmann). Einziger Lichtblick bis zum Ende der langen Dürreperiode: Ein neuer „Polizeiruf 110“ aus Magdeburg mit Claudia Michelsen am 6. Juli.

Nach der Tatort-Saison ist ja zum Glück vor der Tatort-Saison, und dann dreht sich das Ermittler-Karussell munter weiter. Wer kommt, wer geht? Joachim Kròl wird seinen letzten Fall in Frankfurt lösen und macht Platz für das Duo Margarita Broich und Wolfram Koch. Simone Thomalla und Martin Wuttke hören in Leipzig auf, Boris Aljinovic in Berlin – ab 2015 sind Meret Becker und Mark Waschke die neuen Hauptstadt-Kommissare. Außerdem gibt es ein Wiedersehen mit Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm vom LKA Hannover: Im Sommer entsteht nach langer Pause eine neue Folge, die noch Ende dieses Jahres laufen soll. Wahrhaft epochal dürfte Ulrich Tukurs nächster Einsatz als Felix Murot aus Wiesbaden werden – dabei soll es nicht weniger als 47 Tote geben.

ARD,
Montag, 20.15 Uhr. Hier geht es zu unserer Vorschau auf den Tatort aus Stuttgart.