IPhone-Empfang im Restaurant Pasta e Basta in Amsterdam gibt es nur im Glas. Ein altbekanntes Phänomen, das sich Dehydration nennt.

Stuttgart - Der Internetunternehmer Boris Veldhuijzen van Zanten geht gern gut essen, etwa neulich in das Amsterdamer Restaurant Pasta e Basta, das für seine singenden Kellner bekannt ist. Da er nicht reserviert hatte, musste er an der Bar Platz nehmen und bekam einen Prosecco. Er wollte seinen angenehmen Eindruck twittern, aber das Lokal liegt im Souterrain, und sein Smartphone hatte keinen Empfang.

 

Der Barmann fragte, ob er ein Glas wolle - nein, nicht noch mal Prosecco. Ein leeres Glas. Einer der Kellner habe herausgefunden, dass iPhones wieder Empfang hätten, wenn man sie in ein Glas stelle. Veldhuijzen van Zanten stellte sein iPhone in das Glas. Der Signalbalken schlug aus.

Schon mal was von Pyramidenenergie gehört?

Das iPhone im Glas berührt auch ein Grenzgebiet zwischen Wissenschaft und Wunderlichkeit. Schon mal was von Pyramidenenergie gehört? Also. Während eines Aufenthalts in Kairo um 1930 fand der französische Wünschelrutengänger André Bovis angeblich in der Cheopspyramide tote Tiere, die nicht verwest waren. Er schloss daraus, das Bauwerk bewirke, dass die Körper erhalten blieben, und begann mit Pyramidenmodellen zu experimentieren. (Später räumte er ein, nie dort gewesen zu sein).

1949 fielen seine Aufzeichnungen dem tschechischen Radiotechniker Karel Drbal in die Hände, der sich für Resonanzphänomene interessierte. Drbal kannte auch den - scherzhaften - Leserbrief, den ein gewisser Colonel Musselwhite 1939 an die "Times" geschrieben hatte. Er behauptete darin, stumpfe Rasierklingen würden wieder geschärft, wenn man sie entlang der magnetischen Feldlinien der Erde ausrichtet.

Die Ursache für die beiden Phänomene ist Dehydration

1957 meldete Drbal eine Methode zur Schärfung von Rasierklingen unter einem Pyramidenmodell zum Patent an, deren US-Nutzungsrechte von dem amerikanischen Parapsychologen Max Toth gekauft wurden, der wiederum Eric McLuhan für die Idee begeisterte, den Sohn von Marshall McLuhan, von dem der Begriff "Das globale Dorf" stammt. Eric McLuhan experimentierte mit Hamburgerstückchen unter Pyramiden.

Da Esoterik für Wissenschaftler nicht attraktiv ist, dauerte es lange, ehe sich jemand bereitfand zu erläutern, dass die beiden scheinbar so unterschiedlichen Phänomene - getrocknetes Fleisch und geschärfte Rasierklinge - dieselbe Ursache haben: Dehydration. Auch der Eindruck, dass eine Rasierklinge stumpf wird, beruht nicht auf mechanischer Abnutzung, sondern darauf, dass in die schmale Molekülschar der Klinge mit der Zeit Wassermoleküle eindringen und sie dann aufquellen lassen. Wird der Klinge das Wasser entzogen, wird sie wieder scharf.

Was das mit der Pyramidenform zu tun hat, ist nach wie vor unklar. Vielleicht sollte man das Ganze einfach mal systematisch angehen - so wie es der Barmann im Pasta e Basta macht. Als er Veldhuijzen van Zanten das leere Glas für sein iPhone hinstellte, wies er auf eine Reihe von Mobiltelefonen auf der Bar. Alle steckten in Gläsern.

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