Die US-Verkehrsaufsicht hat nach dem tödlichen Tesla-Unfall in Florida keine technischen Mängel feststellen können. Die Behörde kritisiert jedoch, dass das elektronische Assistenzsystem als Autopilot vermarktet wird.

Stuttgart - Die US-Verkehrsaufsicht hat die Untersuchung eines tödlichen Unfalls mit einem Elektroauto von Tesla eingestellt, der im vergangenen Jahr viel Aufsehen erregt hatte. Der Fahrer hatte ein elektronisches Assistenzsystem eingeschaltet, das von Tesla unter dem Namen Autopilot vermarktet wird. Der elektronische Assistent soll den Wagen automatisch in der Spur sowie den richtigen Abstand zu vorausfahrenden Fahrzeugen halten. Der verunglückte Wagen in Florida war an einer Kreuzung jedoch ungebremst auf einen Lastwagen geprallt. Weder der Autopilot noch der Fahrer hatten laut Tesla angesichts des hellen Himmels die weiße Seite des Lastwagens erkannt.

 

Die Aufsichtsbehörde NHTSA hat in ihrer sechsmonatigen Untersuchung kein technisches Versagen feststellen können. Damit ist kein Rückruf erforderlich. Es sei kein Defekt in den Sicherheitssystemen des Autos einschließlich der Notbremsvorrichtung gefunden worden erklärten das US-Verkehrsministerium sowie die Aufsichtsbehörde. Ein Sprecher der Behörde sagte, bei dem tödlichen Unfall habe „eine Reihe menschlicher Faktoren“ eine Rolle gespielt. Nach einem bereits im Sommer vorgelegten vorläufigen Bericht war der Fahrer zu schnell unterwegs.

Der Unfall hat eine heftige Sicherheitsdebatte ausgelöst

Der Behördensprecher kritisierte jedoch, dass das Assistenzsystem unter dem Namen Autopilot vermarktet werde. Dies könne Fahrer dazu verleiten, die Leistungsfähigkeit dieser Technik zu überschätzen. Hingegen müsse klargemacht werden, dass auch ein auf Autopilot eingestelltes Fahrzeug „die andauernde und volle Konzentration des Fahrers“ erfordere. Dieser müsse stets bereit zum aktiven Eingreifen sein, um einen Unfall zu verhindern. Im Internet waren im vergangenen Jahr immer wieder Videos von Autofahrern aufgetaucht, die den Wagen komplett der Elektronik überlassen hatten. Tesla bekräftigte nach der Einstellung der Untersuchungen, dass die Sicherheit der Kunden bei dem US-Autobauer an erster Stelle stehe. Das Unternehmen lobte zugleich die Gründlichkeit der Untersuchungen.

Der tödliche Unfall hatte im vergangenen Jahr eine heftige Sicherheitsdebatte ausgelöst. Das deutsche Kraftfahrtbundesamt forderte Tesla auf, den Begriff Autopilot nicht mehr zu verwenden, weil er irreführend sei. Tesla konterte, das Unternehmen habe stets betont, dass die Fahrer beim Einsatz des Systems den Überblick und die Kontrolle über das Fahrzeug behalten müssen. Der israelische Sensor- und Kameraspezialist Mobileye, der wichtige Komponenten für das elektronische Assistenzsystem herstellte, kündigte im Juli an, Tesla künftig nicht mehr zu beliefern, weil der Ruf von Mobileye und der gesamten Industrie auf dem Spiel stehe.

Roboterautos werden sehr skeptisch beurteilt

Bei einer Software-Aktualisierung hat Tesla die Sicherheit im vergangenen Jahr verschärft. Wenn der Fahrer drei Mal die Aufforderung missachtet, die Hände wieder auf das Lenkrad zu legen, schaltet sich das System ab und kann erst nach dem Parken wieder aktiviert werden.

Wie eine Untersuchung des Beratungsunternehmens Deloitte zeigt, werden voll autonom fahrende Roboterautos von den Kunden der Autokäufer weltweit weiterhin sehr skeptisch beurteilt. Die Berater haben eine internationale Umfrage unter Verbrauchern in 17 Ländern gemacht. Diese hat ergeben, dass die Zweifel an der Sicherheit von selbstfahrenden Wagen in Südkorea am größten sind. 81 Prozent der Befragten glauben dort, dass voll autonom fahrende Autos nicht sicher sind.

In Deutschland misstrauen 72 Prozent der Verbraucher einem Wagen mit elektronischem Chauffeur, der sie automatisch ans Ziel bringt. Ähnlich sieht es in den USA aus. In China zeigen sich 62 Prozent der Befragten skeptisch.

Obwohl die Autobauer kräftig investieren, um möglichst rasch Roboterautos auf die Straße zu bringen, ist die Skepsis bei den Verbrauchern in Deutschland ebenso wie in etlichen anderen Ländern nach dieser Studie in den vergangenen Jahren eher noch gewachsen. Im Vergleich mit 2014 halten drei Prozent weniger Verbraucher Roboterautos für wünschenswert. Noch deutlicher ist der Stimmungswandel in Südkorea. In China und den USA hat die Zahl der Befürworter dagegen leicht zugenommen.

Die Untersuchung zeigt zugleich, dass etablierten Autobauern in den meisten Ländern größeres Vertrauen entgegengebracht wird als IT- und Internetfirmen wie Google, Apple oder dem Fahrdienstvermittler Uber, wenn sie Roboterautos entwickeln.

Craig Griffi, der Co-Autor der Studie, sieht die PS-Branche angesichts dieser Entwicklung in einer schwierigen Lage. „Die Autohersteller stehen unter deutlichem Druck, mehr zu investieren, haben aber weniger Gewissheit als früher, dass sich dies auch auszahlen wird“, gibt der US-Autoexperte von Deloitte zu bedenken.