Auf den abstrakten Farbfeldern von Thomas Heger im Kunsthaus Keim ist auch Platz für die Lebenswelt von heute.

Stuttgart - Die einen sind auf Shopping-Tour, die anderen führen den Hund Gassi oder gehen baden. In der Kunst von Thomas Heger wird das Farbfeld zur Freizeitzone. Der 1961 geborene Wahlstuttgarter lässt monochrome Hintergründe oder Streifenmuster nicht einsam daliegen wie in der abstrakten Malerei, nein, er bevölkert die bunten Flächen mit meist sehr entspannt wirkenden Staffage-Figuren. Parallel zur Werkschau Hegers in der Städtischen Galerie Ostfildern zeigt auch das Kunsthaus Keim im Rahmen einer Gruppenausstellung neue Arbeiten des stilistischen Grenzgängers. „Das Besondere an den Bildern ist die raffinierte Kippsituation zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit“, meint Thomas Niecke vom Kunsthaus Keim.

 

Er kennt Heger schon seit den späten 80ern. „Damals stand sein Schaffen noch den Neuen Wilden nahe“, erzählt der Galerist und holt zum Beweis ein von heftigen Pinselhieben zerfetztes Punkertrio aus dem Lager. Die ruppige Gestik der Anfänge sei jedoch bald einer flächig aufgeräumten Kompositionsweise gewichen. „Mit komplett verrückten Farben!“, wie Niecke anfügt. So setzt der Maler Kühe auf neongelbe Weiden oder füllt Rundbilder mit einem leuchtenden Algengrün, als wäre der Malgrund die Petrischale eines Biologen. Dann wieder blitzen Glaskannen auf tiefem Indigoblau wie Sterne am Nachthimmel. Jüngste Arbeiten schließlich experimentieren mit nicht homogen ausgemalten Flächen, was eine verwirrende Instabilität in die Farbräume bringt.

Komplett unabhängig von Fremdeinflüssen

Besonders imponiert dem Kunsthändler eine Sache: „Heger ist komplett unabhängig von Fremdeinflüssen.“ Um die Jahrtausendwende widerstand er sogar der Versuchung, sich dem Leipziger Neorealismus an den Hals zu werfen. Ein berühmter Kollege hat am Ende aber doch seinen Stempel hinterlassen. In seiner stoischen Alltäglichkeit erinnert Hegers Passantenvolk an miniaturisierte Skulpturen von Stephan Balkenhol.

Die Preise seien über die Jahre gestiegen, allerdings im „seriösen Rahmen“, wie der Galerist betont. Das monumentale Streifenbild „Felder III“ zum Beispiel kostet 5200 Euro, kleinere Formate dagegen wechseln bereits ab 1100 Euro den Besitzer. „Bislang ist Heger kein Künstler, der spekulative Sammler anzieht“, sagt Niecke. Wer ihn kaufe, begeistere sich für das ironisch Dekorative, das aber immer auch einen klaren Bezug zur Lebenswelt von heute enthalte. Bruchstücke moderner Stadtarchitektur zeigen sich auf den Farbfeldern ebenso gern wie vertraute Küchengeräte oder Blumenvasen. Und manch einer wird sogar das Muster seines Ringelshirts aus dem Sommerschlussverkauf wiederfinden.

Bis 7. September, Marktstr. 31a, Mo-Fr 9.30-18.30, Mi -13, Sa -14 Uhr. Die Ostfilderner Schau läuft noch bis 17. September, G.-Koch-Str. 1, Di, Do 15-19, Sa 10-12, So 15-18 Uhr.