Die beiden Skifahrer, die am Sonntag am Feldberg tödlich verunglückt sind, waren wohl keine Anfänger. Sicherheitsexperten vermuten, dass die beiden dachten, außer ihnen sei niemand mehr auf der Piste.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Feldberg - Wie es zu dem tödlichen Skiunfall am Sonntagnachmittag am Feldberg gekommen ist, konnten sich am Montag weder Polizei noch Bergwacht erklären. Bisher ist lediglich klar, dass zwei Skifahrer – ein 29-jähriger Mann aus dem Elsass und ein 30-Jähriger aus dem Kreis Böblingen – am Sonntag gegen 16.30 Uhr, nachdem die Lifte bereits geschlossen waren, beim Resilift nahe der Talstation auf einer Familienabfahrt („blaue Piste“) zusammengestoßen sind. Die beiden Skifahrer kannten sich nicht. Beide verstarben noch auf der Piste.

 

Auf Anfrage sagte eine Sprecherin der Polizei in Freiburg, dass es bisher keine Hinweise auf Verletzung von Sicherheitsbestimmungen gegeben habe. Die Skifahrer hätten Helme getragen und seien auch nicht betrunken gewesen. Laut der Polizei waren die beiden keine Anfänger. „Der Kenntnisstand lag bei einigen Jahren“, sagte die Sprecherin. Eine Obduktion könnte Aufschluss über die genaue Todesursache geben – das muss aber die Staatsanwaltschaft entscheiden. Die Kriminalpolizei spreche nun mit Zeugen, um den Unfallhergang detailliert aufzuklären.

Fahrer dachten vermutlich, sie seien allein auf der Piste

„Solche tödlichen Unfälle kommen absolut selten vor“, sagt der Sicherheitsexperte beim Deutschen Skiverband (DSV) Andreas König. „Der letzte Unfall in diesem Ausmaß war jener mit dem ehemaligen thüringischen Ministerpräsident Dieter Althaus.“ Althaus war am Neujahrstag im Jahr 2009 in Österreich mit einer Skifahrerin kollidiert. Die Frau starb auf dem Transport ins Krankenhaus an den Unfallfolgen. Später gab er an, dass er sich an den Unfallhergang nicht mehr erinnern könne.

Andreas König ist sich sicher, dass die beiden verunglückten Skifahrer vom Feldberg mit sehr großer Geschwindigkeit unterwegs gewesen sein müssen. „Der Unfall ist gegen 16.30 Uhr passiert, eine Zeit, in der die Piste nicht mehr stark frequentiert ist“, erläutert er. „Wahrscheinlich dachten beide Fahrer, es sei nicht mehr viel los und sie könnten jetzt noch eine richtig schnelle Abfahrt machen.“ Er nimmt an, dass die Männer der Meinung waren, außer ihnen sei keiner mehr auf der Piste. Daher hätten sie nicht richtig geguckt – und seien bei vollem Tempo ineinander gekracht. In einem solchen Fall könne auch ein Helm nicht mehr viel helfen, sagt König. Zwar könnten generell durch den Kopfschutz mehr als 80 Prozent der Kopfverletzungen verhindert werden. König vermutet aber, dass die beiden innere Verletzungen erlitten haben – wie etwa einen Rippenbruch, bei dem sich die Rippe dann in ein Organ geschoben habe. Insgesamt kollidierten zwar jährlich immer noch viele Menschen beim Skifahren – dies verlaufe aber üblicherweise glimpflich. „Meistens stürzt ein Skifahrer aufgrund eines Fahrfehlers und rutscht dann in jemand anderen auf der Piste hinein“, sagt der Sicherheitsexperte.

Die Sicht war gut – daran kann es nicht gelegen haben

Auch der Sprecher der Bergwacht ging in einem Gespräch mit dem Südwestrundfunk von inneren Verletzungen als Todesursache aus: „An der Stelle passieren zwar manchmal kleinere Unfälle, aber das sind meist Anfänger, die einfach hinfallen.“ Er vermutet, dass zumindest einer der Skifahrer mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs war. Denn die Sicht am Sonntag sei sehr gut gewesen, sodass dies nicht als Unfallursache in Frage käme. Die Rettungswacht sei schnell am Unfallort eingetroffen und habe noch etwa 30 Minuten lang versucht, die beiden zu reanimieren. Das Unglück ruft auch Erinnerungen an den Unfall des ehemaligen Formel-1-Rennfahrers Michael Schumacher wach, der am 29. Dezember 2013 beim Skifahren mit dem Kopf gegen einen Felsen prallte und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitt. Schumachers Zustand war anschließend lange kritisch, im Juni 2014 teilte seine Managerin mit, dass er nicht mehr im Koma liege und das Krankenhaus verlassen habe, um „seine lange Phase der Rehabilitation fortzusetzen.“

Insgesamt wird Skifahren immer sicherer. Seit Beginn der 80er Jahre ging die Zahl der Verletzten dem DSV zufolge um knapp zwei Drittel zurück. Das liegt vor allem daran, dass mehr Fahrer einen Helm tragen. Etwa 39 000 Deutsche mussten im vorigen Winter nach einem Skiunfall in Behandlung, davon wurden zwischen 6400 und 6700 Menschen stationär behandelt.

Tödliche Unfälle auf der Piste

Eigentlich wird Skifahren immer sicherer. Zwar verletzen sich Tausende Deutsche alljährlich beim Skisport. Die Zahl der Unfälle geht aber seit Jahren kontinuierlich zurück, vor allem dank besserer Ausrüstung. Tödliche Unfälle wie jetzt im Schwarzwald sind nach Angaben des Deutschen Skiverbandes extrem selten. Konkrete Zahlen gibt es nicht. Nachfolgend einige Fälle:

Dezember 2015
Im Salzburger Pinzgau fährt ein 21-Jähriger aus Münster über den Pistenrand hinaus, stürzt eine Böschung hinab und prallt gegen mehrere Bäume. Jede Hilfe kommt zu spät. Auch ein Wintersportler aus München stirbt in den Tiroler Alpen. Er hatte bei der Abfahrt eine Geländekante übersehen und war mit dem Kopf auf die Piste geschlagen.

Februar 2015
Ein 26-Jähriger kollidiert mit einer Skiläuferin im oberbayerischen Lenggries und wird gegen eine Schneekanone geschleudert.

Dezember 2014
Ein 31-Jähriger verliert im freien Gelände die Kontrolle: Im österreichischen Skigebiet Montafon stürzt er kopfüber in den Tiefschnee und erstickt.

März 2013
Im österreichischen Skigebiet Golm kommt ein 17-Jähriger von der Piste ab und prallt gegen einen Baum. Er ist auf der Stelle tot.

Januar 2012
Auf dem Weg durch felsiges Gelände überschlägt sich ein 45-Jähriger in den österreichischen Alpen, er stürzt kopfüber in einen zugefrorenen Bach. Der Mann wird tödlich verletzt. (dpa)