Für untrainierte Biker und für kleine Kinder ist die Tour nicht unbedingt geeignet. Passionierte Biker kommen hingegen voll auf ihre Kosten – sie müssen allerdings erst Kirchberg am Ortsausgang in Richtung Tennisanlage verlassen.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Kirchberg - Der Auftakt ist „leider nicht so schön“, sagt Florian Bitzer. Der Bauingenieur, der beim Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) im Innovationsmanagement arbeitet, sitzt an diesem angenehm warmen Frühlingstag mitten in Kirchberg auf seinem Rad und schwitzt. Die Tour hat eben erst beim Bahnhof begonnen, im Ort geht es aber sofort steil bergauf. Für untrainierte Biker und für kleine Kinder ist diese Tour, die später bei Aspach-Altersberg mitten durch den Schwäbischen Wald und dann in einem Bogen über Oppenweiler bis nach Backnang führt, nicht unbedingt geeignet. Passionierte Biker kommen aber voll auf ihre Kosten – sie müssen allerdings erst Kirchberg am Ortsausgang in Richtung Tennisanlage verlassen.

 

Schon nach ein paar Minuten lädt das Waldheim bei der Sportanlage zu einem ersten Stopp ein. Wir radeln aber gleich weiter – durch ein Wäldchen und vorbei an saftigen Wiesen. Wer daheim die neue Radler-App des VVS auf sein Smartphone geladen hat, wird von dem Minicomputer präzise navigiert. Doch auch nur mit einer Karte und mit Hilfe der vielen Radwegschilder sollten Ausflügler alle Abzweigungen problemlos finden.

Vorbei an knallgelben Rapsfeldern und Obstbäumen

In Zwingelhausen, wo eben ein alter Mann das Beet vor seiner Haustüre gießt, fahren wir vorbei an einem Kuhstall. Wer jetzt ein paar Kalorien benötigt, kann kurz bei einer Bäckerei anhalten. Hinter dem Ort muss die Landestraße, die Backnang mit Marbach verbindet, überquert werden. Und dann beginnt Idylle pur: vorbei an knallgelben Rapsfeldern, frisch gemähten, duftenden Wiesen und weiß blühenden Obstbäumen weiter nach Wüstbachhof und zum Karlshof. In der winzigen Siedlung gibt es einen Bauernladen. Nach der Unterführung des Autobahnzubringers kommen wir nach Röhrach. „Der Ort ist die schönste Möglichkeit zur Einkehr auf dem ersten Teil der Tour“, sagt Bitzer. Er muss es wissen, schließlich ist er nicht weit entfernt, in Weissach im Tal, aufgewachsen. Vor dem Hofladen stehen Tische und Stühle, ein Schild lädt ein zum Hoffest, das am 30. Mai beginnt und vier Tage lang gefeiert wird.

Einen Überblick über alle Touren gibt die interaktive Karte:

Vorbei an Kleinsaspach und das Dröhnen der Fahrzeuge auf dem Autobahnzubringer wird immer leiser. „Links wohnt Andrea Berg“, ruft Bitzer während der Fahrt, als wir den Sonnenhof passieren. Nächster Ort Einöd – die verschlafene Siedlung macht ihrem Namen alle Ehre, es ist fast nichts los im Flecken. Ein Eichhörnchen huscht über die Straße, ein Hahn kräht. Jetzt ist vielerorts der GUK ausgeschildert, der Lehrpfad für Geschichte, Umwelt und Kultur. In Einöd plätschert ein Brunnen, wer sein Vesper mitbringt, kann hier prima Rast machen.

Fast pfeilgerade mitten hinein in den Schwäbischen Wald

Vor Altersberg beginnt die zweite der drei kurzen Bergprüfungen während dieser Tour. In Ort lädt die „offene Scheune der Schafzucht Kunzmann“ ein. Wir begegnen kaum einem Auto, Vögel zwitschern – die Stippvisite in der Provinz am Rande der geschäftigen Region Stuttgart ist wie Kurzurlaub. „Hier sind die Straßennamen noch Programm“, sagt Florian Bitzer und deutet grinsend auf zwei Schilder: die Quellenstraße führt hinunter in Richtung Einöd und die Bergstraße hoch. Wir nehmen die Bergstraße und fahren vorbei an der Gaststätte Jägerhorn. Dann scharf recht und die Hochstraße beginnt, die ansteigend fast pfeilgerade mitten hinein führt in den Schwäbischen Wald.

Zumindest ganz kurz sollten alle Radler beim sogenannten Kanapee-Parkplatz anhalten und sich die steinerne Sitzgelegenheit anschauen, die der Aspacher Künstler Gregor Oehmann vor ein paar Jahren hier aufgestellt hat. Dann führt die Hochstraße bergab in Richtung Schiffrain. Kurzer Halt bei einem Aussichtspunkt mit Tischen, Stühlen und einem grandiosen Blick ins Murrtal. Dann sausen wir mit geschätzt Tempo 40 weiter bergab. Wieder vorbei an saftigen Wiesen – und Bitzer sagt, ihn erinnere dieses Gegend an das Allgäu. Hinter Schiffrain haben wir die imposante Burg Reichenberg im Blick. Ein kurzer Abstecher zu dem Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert lohnt allemal. Die restlichen Kilometer über Oppenweiler bis nach Backnang sind schnell heruntergespult. Nach rund 33 Kilometern erreichen wir die Murrstadt. Bitzer sagt: „Eine schöne, anspruchsvolle, sportliche Tour.“ Recht hat er. In der Backnanger Altstadt beginnt die letzte Bergprüfung: hoch zum Bahnhof.

Eine anspruchsvolle Tour für trainierte Biker

Als Stopp für eine etwas längere Rast bietet sich Röhrach an: In dem Flecken hat die Besenwirtschaft Zur Grünfläche mittwochs bis sonntags zwischen 11.30 Uhr und 23 Uhr geöffnet.

Kurz bevor die Radler im Zielort Backnang ankommen, könnten sie im Mineralfreibad oder im neuen Hallenbad schwimmen gehen (www.wonnemar.de). In Backnang kann man auch mehrere Ausstellungen oder Museen besuchen.