Trinkwasser im Kreis Esslingen Sind die Städte zu sorglos bei der Wasserversorgung?

Im Esslinger Hochbehälter Katharinenlinde wird Trinkwasser gespeichert und von dort an die Haushalte verteilt. Foto: Roberto Bulgrin

Angesichts von Hitze und Trockenheit wird vielerorts über Wasserknappheit diskutiert. In vielen Kommunen im Kreis Esslingen steht das Thema jedoch nicht weit oben auf der Agenda – dabei wäre das laut der Landeswasserversorgung dringend notwendig.

Wasser wird immer mehr zum kostbaren Gut. Angesichts von Hitzewellen und Dürreperioden kämpft man in manchen Regionen Deutschlands bereits mit Wasserknappheit. Im Kreis Esslingen ist Wassermangel aber für viele Kommunen noch kein großes Thema – dabei wäre das laut der Landeswasserversorgung dringend notwendig. Unterdessen liegt der durchschnittliche Preis für einen Kubikmeter Trinkwasser im Landkreis über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg – vor allem in den größeren Städten ist das Wasser hier oft teurer als im Landesmittel. Ein Überblick.

 

Im Kreis Esslingen kostet ein Kubikmeter Trinkwasser nach Angaben des Statistischen Landesamtes aktuell im Durchschnitt 2,60 Euro, das sind rund 0,3 Cent pro Liter. Das landesweite Mittel liegt niedriger: Durchschnittlich fallen in Baden-Württemberg laut Statistischem Landesamt 2,44 Euro pro Kubikmeter Wasser an. Allerdings fällt zusätzlich zu diesem sogenannten Arbeitspreis, der für die verbrauchte Wassermenge berechnet wird, in der Regel noch ein monatlicher oder jährlicher Grundpreis an, der je nach Kommune sehr unterschiedlich ausfallen kann. Landesweit liegt die jährliche Grundgebühr bei durchschnittlich 57,67 Euro, im Landkreis ist das Mittel mit 44,69 Euro etwas geringer.

Vergleichsweise hoher Preis für Trinkwasser in Ostfildern

Was den Verbrauchspreis für Trinkwasser angeht, ist Ostfildern die teuerste Große Kreisstadt im Landkreis Esslingen. Ein Kubikmeter Wasser kostet hier derzeit 2,78 Euro. Für 150 Kubikmeter Trinkwasser, laut Umweltministerium Baden-Württemberg der repräsentative Jahresverbrauch eines Vier-Personen-Haushalts, fallen demnach in Ostfildern 417 Euro an. In Leinfelden-Echterdingen müssen pro Kubikmeter Wasser 2,69 Euro gezahlt werden, in Esslingen 2,61 Euro, in Filderstadt 2,58 Euro und in Kirchheim 2,51 Euro. In Plochingen hingegen liegt der Wasserpreis mit 2,28 Euro pro Kubikmeter unter dem landesweiten Mittel. Ebenso in Wernau, wo ein Kubikmeter 2,27 Euro kostet – damit würden rechnerisch etwas mehr als 340 Euro pro Jahr für vier Personen anfallen.

Die Kommunen legen ihren Wasserpreis in der Regel nach dem Kostendeckungsprinzip fest. Wichtig für die Kalkulation sind dabei die Wasserpreise der Vorlieferanten – in Esslingen sind das etwa die Bodenseewasserversorgung und die Landeswasserversorgung, in Filderstadt die Filderwasserversorgung. Auch die Kosten für Betrieb, Wartung und Instandhaltung des Versorgungsnetzes sowie Investitionen in die Infrastruktur werden bei der Preisberechnung berücksichtigt. Zudem dürfen die Kommunen einen gewissen Gewinnzuschlag ansetzen.

Die Frage nach einer möglichen Wasserknappheit kommt laut Charlotte Hänsele von den Stadtwerken Esslingen vor allem in den Sommermonaten und im Hinblick auf den Klimawandel immer wieder auf. Grundsätzlich sei man in Esslingen durch die doppelte Fernwasserversorgung mit Landeswasser und Bodenseewasser aber versorgungssicher aufgestellt. Das bestätigt der Oberbürgermeister Matthias Klopfer: „In der Region Stuttgart ist Wasserknappheit zum Glück noch kein Thema.“ So sieht man es auch in Nürtingen und Filderstadt, in Wernau geht man ebenfalls nicht von einem baldigen Trinkwassermangel aus.

Wasserknappheit bislang kaum ein Thema

In Ostfildern hingegen baut man vor: „Eine mögliche Wasserknappheit ist ein Thema, auf das sich die Stadtwerke schon im Vorfeld vorbereiten, um gewappnet zu sein“, sagt die Pressesprecherin Theresa Osterholzer. Im Ernstfall seien Preismodelle denkbar, die wassersparendes Verhalten fördern können. In Leinfelden-Echterdingen könnte man sich für den „hypothetischen Fall“ drohender Wasserknappheit vorstellen, die Bevölkerung zunächst einmal zum Wassersparen aufzurufen. In Plochingen ist man laut Stadtverwaltung bereits bestrebt, dem Thema Wasserknappheit und Wasserverluste entgegenzuwirken, etwa durch ständige Erneuerungen von Leitungen, konsequente Überwachung des Versorgungsnetzes und digitale Wasserzähler, die mögliche Lecks erkennen und anzeigen.

Bei der Landeswasserversorgung hält man solche Vorkehrungen für dringend notwendig. Denn laut Bernhard Röhrle, Sprecher der Landeswasserversorgung, ist es mitnichten so, dass man unbegrenzt Wasser liefern könne. Gerade in Spitzenzeiten im Sommer, in denen angesichts von Hitze und Trockenheit viel mehr Wasser benötigt werde als früher, komme man durchaus zeitweise an die Leistungsgrenzen. Zumal der Grundwasserstand nur noch knapp über dem bislang niedrigsten gemessenen Stand liege: „Die Situation ist angespannt“, so Röhrle.

Es sei notwendig, dass jede Kommune ihre Wasserversorgung überprüfe, so Röhrle. Denn wenn mehrere Kommunen gleichzeitig hohe Wassermengen von der Landeswasserversorgung benötigten, könne es durchaus eng werden. „Es gibt keinen Grund zur Panikmache, aber das Problem des Wassermangels ist nicht so fern, wie man denkt“, sagt Röhrle. Man müsse das System kritisch durchleuchten und die Schwachstellen beheben, um „die Wasserversorgung für morgen und übermorgen“ zu sichern, so Röhrle.

Tipps zum Wassersparen

Duschen
Laut Charlotte Hänsele von den Stadtwerken Esslingen kann man schon mit einfachen Handgriffen nachhaltig Wasser sparen. Etwa wenn man duscht statt badet: Für ein Vollbad benötige man rund 150 Liter Wasser, fürs Duschen nur 30 bis 80 Liter. Und wer beim Einseifen das Wasser abstelle, spare ebenfalls einiges an Wasser. Sinnvoll seien zudem wassersparende Duschköpfe, mit denen der Wasserverbrauch um bis zu 50 Prozent reduziert werden könne. Zudem gehörten Wasserhähne auf den Prüfstand: Laut Hänsele können durch einen tropfenden Wasserhahn zwölf Liter Wasser am Tag verloren gehen. Meist seien in solchen Fällen die Armaturen verkalkt. Diese sollten entkalkt und mangelhafte Dichtungen im Zweifelsfall komplett ausgetauscht werden.

Spülen
Auch bei der Klospülung könne man sparen, etwa durch leichteres Spülen oder die Betätigung der Spülstopp-Taste. Beim Geschirrspülen gelte, dass moderne Geschirrspüler weniger Wasser verbrauchten als beim Spülen per Hand anfalle. Wer zwischendurch selbst spült, solle nicht unter laufendem Wasser spülen, sondern das Geschirr erst im warmen Wasser in der Spüle reinigen und am Ende alles zusammen mit klarem Wasser abspülen.

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