Ein schlechter Schufa-Score ist für Betroffene ein Stigma. Jetzt gewährt das Unternehmen Einblick in die Berechnung seiner gefürchteten Bonitätsnoten.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Sie haben vor weniger als zwölf Monaten ein Girokonto eröffnet und sind bei Ihren Eltern ausgezogen? Dann stuft die Schufa Ihre Bonität (Kreditwürdigkeit) wahrscheinlich nur als „akzeptabel“ ein. In diesem Punkt bestätigt der Score-Simulator, den die Auskunftei am Donnerstag in Wiesbaden vorstellte, die Kritik an den Urteilen der Schufa. Der Online-Rechner soll helfen, die Entstehung der Bonitätsnoten zu verstehen. In einigen Fällen eröffnen sich dadurch Chancen auf Verbesserung.

 

Wie funktioniert der Simulator?

Die Nutzer müssen auf der Schufa-Website sieben Fragen beantworten: Seit wann ihr ältestes Girokonto besteht, wie viele Kreditkarten sie besitzen, ob sie Ratenkredite laufen haben, ein Immobiliendarlehen abzahlen, wie oft sie beim Online-Shopping auf Rechnung bestellen, wann sie zuletzt umgezogen sind – und ob sie in den vergangenen drei Jahren eine Zahlung schuldig geblieben sind. Wobei eine zu spät gezahlte Rechnung nicht relevant ist. Von einem „Zahlungsausfall“ spricht die Schufa erst, wenn mindestens zwei Mahnungen verschickt wurden und der Schuldner der Forderung nicht widersprochen hat. Ist sie noch immer nicht beglichen, lautet die Note „ungenügend“.

Welche Erkenntnisse bringt das neue Instrument?

In Abhängigkeit von den Antworten wird die Kreditwürdigkeit auf einer Skala von „hervorragend“ bis „ungenügend“ eingestuft. Wichtig zu wissen: Auch wenn alle Fragen wahrheitsgemäß beantwortet werden, entspricht das Ergebnis nicht unbedingt der Bewertung (Score), die bei einer echten Schufa-Auskunft herauskäme. Der Simulator liefert nur eine Annäherung. Für den Schufa-Basis-Score, den Verbraucher im Rahmen einer Selbstauskunft bei dem Unternehmen anfordern können, werden 17 Kriterien einbezogen. Sie alle im Online-Simulator zu berücksichtigen, habe sich in Probeläufen als zu kompliziert erwiesen, erklärte die Schufa. So werde für die echten Scores etwa nach Abschluss des ersten Kreditkartenvertrags und anderen historischen Daten gefragt, die nur wenige Verbraucher parat hätten.

Was nützt mir der Simulator dann überhaupt?

Durch das Ausprobieren verschiedener Antwortvarianten können Verbraucher sehen, wie ihr Verhalten die Bewertung ihrer Kreditwürdigkeit beeinflusst. So kann schon die Entscheidung, beim Einkauf im Internet immer sofort und nicht auf Rechnung zu bezahlen, die Note verbessern. Wer mehr als zwei Kreditkarten besitzt, kann eine abbestellen und dadurch eine höhere Bewertung erlangen. Es gibt aber auch Faktoren, an denen Verbraucher nichts ändern können – wie das Datum ihres letzten Umzugs.

Warum verschlechtert ein Umzug vor weniger als drei Jahren den Score?

„Wenn jemand häufig umzieht, ist die Ausfallwahrscheinlichkeit rein statistisch betrachtet höher“, erläuterte Schufa-Chefin Tanja Birkholz. Zwar wisse sie aus eigener Erfahrung, dass Umzüge mit Karriereschritten und folglich mit einer Verbesserung des Einkommens verbunden sein könnten. Doch Informationen zum Einkommen lägen der Schufa nicht vor. Seit einigen Monaten verzichtet die Auskunftei auch auf Daten von Mobilfunkunternehmen über den Abschluss von Handyverträgen. Sie reagierte damit auf Kritik von Datenschützern. Nach Darstellung der Schufa wirkten sich Informationen über einen vor längerer Zeit abgeschlossenen und regelmäßig bezahlten Mobilfunkvertrag aber positiv auf die Scores aus. Besonders junge Verbraucher hätten davon profitiert, sagte Birkholz. Sie schneiden beim Scoring oft schlechter ab als Ältere.

Wie kommt es zur Benachteiligung der Jungen?

Die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls liegt laut Schufa – über alle Bundesbürger hinweg – bei rund zwölf Prozent. Je mehr Informationen der Schufa über eine Person vorliegen, desto genauer kann sie das Risiko eingrenzen. Nimmt jemand aber erst seit Kurzem am Wirtschaftsleben teil, so muss das Unternehmen praktisch von der durchschnittlichen Ausfallwahrscheinlichkeit ausgehen.

Was will die Schufa dagegen tun?

Die Auskunftei will Verbrauchern ermöglichen, ihre Bonitätsnoten durch Preisgabe von Zusatzinformationen zu verbessern. Sie könnten sich etwa aufs Einkommen beziehen oder auf den Kontostand zum Monatsende. Weil sich diese Daten mit der Zeit ändern, arbeitet die Schufa an einer App, über die sie unkompliziert erfasst werden könnten. Sie verspricht, solche Zusatzinformationen nur mit Einwilligung der Verbraucher zu erheben und nur dann zu nutzen, wenn sie die Bewertung verbessern. Geplant ist die App für 2024.