Nicht nur die Trockenheit macht Amphibien zu schaffen. Auch die Dummheit mancher Zeitgenossen, die ihre Goldfische in Waldteichen und Weihern entsorgen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Endlich Regen. Mit jedem Schauer steigt der Wasserpegel in den Tümpeln, Weihern und vor allem auch in den Pfützen, die in den Fahrspuren der Forstmaschinen entstanden sind. Besonders dort finden die bedrohten Gelbbauchunken ideale Voraussetzungen zur Fortpflanzung. Denn Unken bevorzugen flache, temporäre Gewässer wie Pfützen oder saisonale Teiche, die oft während des Frühlings oder nach Regenfällen entstehen. „Diese kleineren Gewässer erwärmen sich schneller als größere Gewässer wie Weiher, sind frei von Fressfeinden und bieten somit einen geeigneten Lebensraum für die Entwicklung der Unkenkaulquappen“, erklärt der Revierförster Hans-Joachim Bek, der auch Fachmann für Amphibien ist.

 

Sechs bis acht Wochen muss ausreichend Wasser da sein

Größere stehende Gewässer wie Weiher können oft Fischpopulationen oder auch Libellennachwuchs beherbergen, die sich von Amphibienlarven ernähren – schlecht für Nachwuchs. Pfützen und temporäre Gewässer sind weniger wahrscheinlich von Libellenlarven besiedelt, was den Unkenquappen eine höhere Überlebenschance während ihrer Larvenentwicklung bietet.

Außerdem können sich die Unken in flachen Gewässern aufgrund der wärmeren Wassertemperaturen besser entwickeln. „Dies ermöglicht es den Unken, die Larvenphase schneller zu durchlaufen und das Gewässer zu verlassen, bevor es austrocknet“, erklärt Bek. „Sechs bis acht Wochen sollte das Wasser in den Pfützen und Gräben stehen bleiben, sonst entwickeln sich die Tiere nicht ausreichend weit, um zu überleben.“ Ein weiterer Grund fürs Laichen in tiefen Pfützen, Wassergräben und anderen temporären Gewässern: Dort gibt es oft weniger Konkurrenz von anderen Amphibienarten um Ressourcen wie Nahrung und Lebensraum, was für die Überlebensrate der Unkenlarven vorteilhaft sein kann.

Nur zehn bis zwanzig Eier pro Gelege

Während Frösche und Kröten nur einmal im Frühjahr eine größere Menge Eier ablegen, meist sind es Hunderte bis Tausende, sind es bei der Gelbbauchunke nur etwa zehn bis zwanzig Eier pro Gelege. Allerdings würden die Unken öfter im Jahr laichen, um somit ihre Chancen auf Nachwuchs zu erhöhen – sofern sie geeignete Laichgewässer vorfinden.

Zu schaffen macht das diesjährige Wetter allen Amphibien. „Das Frühjahr war so heiß und trocken, dass es vor allem für die Frühlaicher wie Erdkröte und Grasfrosch problematisch war. Viele Kaulquappen konnten wegen Wassermangel ihre Metamorphose nicht abschließen und sind vertrocknet. Andere, die es geschafft haben, sind auf dem Weg vom Laichgewässer regelrecht auf dem Asphalt verbrannt.“

Unken können mit Veränderungen gut umgehen

Um die Überlebenschancen der im Bestand gefährdeten Gelbbauchunken zu erhöhen, verfolgt Forst BW seit einiger Zeit ein besonderes Konzept: Die Fahrspuren in sogenannten Rückegassen, die durch schweres Gerät verursacht werden, ebnet man danach nicht wieder ein, sondern lässt die tiefen Furchen bestehen, damit sich dort erst ausreichend Regenwasser sammelt und danach möglichst viele Unken ein zwischenzeitliches Zuhause finden. „Die tiefen Rinnen sehen vielleicht nicht schön aus, erfüllen aber einen wichtigen Zweck“, erklärt Bek. Darüber hinaus würden zusätzliche Gewässer angelegt, um den Unken und anderen Amphibien zu helfen.

Die Unke ist eine Art, die mit Veränderungen gut umgehen kann. Sie hat ursprünglich die durch die Auendynamik von Flüssen und Bächen immer wieder neu entstehenden, temporären Kleingewässer besiedelt. Aufgrund der Trockenlegung vieler Auen und Begradigung von Flüssen nutze sie heute vor allem von Menschen geschaffene Ersatzbiotope. Bek möchte auch einen Versuch starten, um sozusagen zusätzliche Swimmingpools für Unken schaffen: Es handelt sich um etwa 300 Quadratmeter große spezielle Becken. Diese werden jährlich im Mai mit Frischwasser befüllt und im Herbst wieder abgelassen. Damit wird die Dynamik der Gewässer nachgestellt und vermieden, dass sich Fressfeinde ansiedeln.

Goldfische sind eine Plage

Apropos Fressfeinde: Goldfische sollten dazu eigentlich nicht gehören, tun es aber doch. Denn immer wieder komme es vor, dass die karpfenartigen Zierfische aus heimischen Aquarien oder Gartenteichen in die Wälder transportiert und „dort von irgendwelchen Deppen“ ausgesetzt werden, wie es Bek formuliert: „Sie sind eine regelrechte Plage, vermehren sich unkontrolliert und fressen Molcheier sowie den Laich und die Kaulquappen von Fröschen und Kröten.“ Darüber ärgert sich der Förster: „Es gibt wirklich nichts Dümmeres, was man mit seinen Goldfischen machen kann.“