Die Vereinten Nationen haben sich nach langen Debatten in Genf auf einen Vertrag geeinigt, der die Freisetzung giftigen Quecksilbers deutlich reduzieren soll. Beim Konservierungsstoff Thiomersal für Impfstoffe haben sie eine Ausnahme zugelassen.

Genf - Nach vierjährigen Verhandlungen zur Reduktion von giftigem Quecksilber haben rund 140 Staaten in der Nacht zum Samstag den Durchbruch zu einer völkerrechtlich verbindlichen Konvention erzielt. Dadurch könnten weltweit Gefahren für die Gesundheit von Millionen von Menschen verringert werden, sagte Achim Steiner, der Direktor des UN-Umweltprogramms (Unep) zum Abschluss des Verhandlungsmarathons in Genf. Die EU und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) begrüßten die Einigung.

 

Die Konvention wird im Oktober in der japanischen Stadt Minamata zur Unterzeichnung für alle Staaten ausgelegt – der Stadt, die für den bisher größten Fall von Quecksilbervergiftung steht. 15 Jahre nach Inkrafttreten des Vertrags soll die Gewinnung von Quecksilber abgesehen von einigen Ausnahmen eingestellt worden sein. Um das zu erreichen, sieht die Konvention längerfristig die Reduktion von Freisetzungen des Schwermetalls in Industrieanlagen vor sowie mittelfristig Verbote für zahlreiche Produkte, die Quecksilber enthalten. Dazu gehören bestimmte Arten von Batterien – mit Ausnahme sogenannter Knopfzellen, die in medizinischen Körperimplantaten benötigt werden. Jährlich gelangen derzeit noch etwa 2000 Tonnen Quecksilber in die Umwelt.

Bei Impfstoffen wurde eine Ausnahme gemacht

Quecksilber soll auch aus Energiesparlampen, elektrischen Schaltkreisen, Kosmetika, Thermometern und Blutdruckmessgeräten verbannt werden. Ausnahmen wurden jedoch beim Einsatz von Quecksilber zur Haltbarmachung von Impfstoffen vereinbart. Zahlreiche Ärzte hatten sich in den Verhandlungen dafür eingesetzt, die Quecksilberverbindung Thiomersal nicht zu verbieten, da sie es ermöglicht, in Entwicklungsländern mit der Spritze mehrere Impfdosen aus einer Flasche aufzuziehen (die StZ berichtete). Thiomersal tötet dabei Bakterien und Pilze ab, die in die Impflösung gelangen.

Forderungen nach einer verpflichtenden Reduktion von Quecksilber bei der Goldgewinnung in Kleinunternehmen sowie bei der Energieerzeugung durch Kohleverbrennung konnten nur in abgeschwächter Form durchgesetzt werden. Davon sind vor allem Entwicklungsländer betroffen. Dort sind mit dem Anstieg des Goldpreises viele kleine Schürfunternehmen entstanden, die Quecksilber einsetzen, um das Edelmetall vom Erz zu trennen.

Nichtstaatliche Organisationen, die sich für ein umfassendes Quecksilberverbot einsetzen, übten Kritik an dem Konventionstext. Dass es überhaupt zu einem verbindlichen Vertrag kommt, sei zwar zu begrüßen, sagte Michael Bender von der Dachorganisation Zero Mercury Working Group. „Doch die Wirksamkeit ist eingeschränkt, weil die Kontrollen der Quecksilberemissionen aus Hauptquellen wie Kohlekraftwerken zu schwach sind.“