Großalarm auf den Fildern: Zwei Kleinkinder sind aus einem Wohnhaus vier Meter in die Tiefe gestürzt. Ursache und Ablauf sind noch unklar – doch solche tragischen Unfälle sind in der Region keine Seltenheit.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Filderstadt - Eine Zeugin aus der Nachbarschaft kann das Geschehen nur mit Entsetzen verfolgen. Zwei Kleinkinder einer Familie spielen am offenen Fenster einer Obergeschosswohnung – und liegen plötzlich nach einem Sturz aus vier Meter Höhe auf dem Hof. Die Zwillinge im Alter von 20 Monaten werden schwer verletzt. Die Frau alarmiert sofort die Rettungskräfte. Wenig später ist an diesem Samstag kurz nach 8.30 Uhr in Filderstadt (Kreis Esslingen) die Hölle los. Streifenwagen, Notarzt, Rettungsdienst und Hubschrauber steuern den Stadtteil Sielmingen an. Der tragische Unfall hat sich in der Nähe des Rathausplatzes im Ortszentrum abgespielt. Nur etwa 100 Meter vom zentralen Platz und der Ortsdurchfahrt entfernt ist ein Großaufgebot aufgefahren, die Helfer kümmern sich um die Kleinen. Sie werden mit schweren Verletzungen mit zwei Rettungshubschraubern in Kliniken geflogen. Der Schock ist groß, und doch muss die Polizei die Details erfragen. „Vielleicht war es eine Verkettung unglücklicher Umstände“, sagt ein Polizeisprecher, „aber der Ablauf muss jetzt erst einmal ermittelt werden“.

 

Wenn die Kleinen mobil werden, wird’s gefährlich

Offenkundig, wie so oft bei solchen tragischen Unfällen, waren die Kinder kurz aus dem Blick geraten, die Eltern waren laut Polizei im Haus. „Hinweise auf ein Fremdverschulden, das zum Sturzgeschehen beigetragen haben könnte, gibt es derzeit nicht“, sagt der Polizeisprecher. Die Kriminalpolizei ermittelt nun.

Alle hoffen darauf, dass die Zwillinge einen Schutzengel haben. Wie die vielen Kleinkinder in den vergangenen Jahren in der Region Stuttgart auch – sie kamen mit dem Schrecken und dem Leben davon. Abstürze von Balkonen und aus Fenstern sind keine Seltenheit. Wenn die Kleinen so richtig mobil werden, dann wird es mitunter gefährlich. Ende Mai erlitt ein dreijähriger Bub in Wernau (Kreis Esslingen) schwere Verletzungen, als er unbeobachtet auf die Fensterbank kletterte – und dann sechs Meter tief abstürzte. Das Fenster war zum Lüften geöffnet, die Mutter war von einem weiteren Kind im benachbarten Zimmer abgelenkt worden, als es passierte. Im vergangenen Jahr war ein Dreijähriger in Nürtingen von einem Baumhaus gestürzt und hatte schwere Kopfverletzungen erlitten.

Die Alarme der letzten Jahre ziehen sich durch die Region – in Filderstadt-Bonlanden, in Göppingen, in Gerlingen und Korntal-Münchingen, in Waiblingen und Ludwigsburg, in Renningen sind ähnliche Fälle passiert. Die Kinder sind bei den Fensterstürzen zwei bis fünf Jahre alt gewesen und kamen schwer verletzt davon – eines fiel dabei gar vier Stockwerke tief.

Meist ist ein Schutzengel zur Stelle

Immerhin hatten die Kinder so etwas wie einen Schutzengel. Der ist aber nicht immer rechtzeitig zur Stelle – wie im Jahr 2012, als in der Region gleich sechs Kinder aus Wohnhäusern stürzten. Im Stuttgarter Süden kam im September 2012 ein einjähriges Mädchen ums Leben.