Die Universität Hohenheim ist bei den Studenten beliebt, sowohl in Wissenschaft als auch in der Lehre. Doch einen Wermutstropfen gibt es: den überbordenden Autoverkehr.

Stuttgart - Die Universität Hohenheim bekommt Bestnoten von ihren Studierenden. Sie ist in Wissenschaft und Lehre spitze. Einen Tribut gilt es indes für die Idylle rund um das Schloss zu zollen: die angespannte Verkehrslage. Das weiß auch Verkehrsminister Winfried Hermann, der am Mittwochabend den Campus besuchte. Eingeladen worden war er von Studierenden. Doch bevor er sich den Fragen des Studierendenparlaments stellte und das Verkehrskonzept des Landes vorstellte, ließ er sich in kleinem Kreis über aktuelle Projekte und Probleme informieren.

 

Sein Anliegen sei, Baden-Württemberg zu einer „Pionierregion für nachhaltige Mobilität“ zu machen, sagte er. Bis zum Jahr 2030, so das Ziel, solle der öffentliche Personennahverkehr doppelt so viele Fahrgäste transportieren wie heute. Geplant sei ein flächendeckendes, vernetztes Mindestangebot im Stundentakt von fünf bis 24 Uhr in allen Landesteilen, ob mit Bahn, Stadtbahn, Bus, Sammeltaxi oder Rufbus im ländlichen Raum. Bereits 2016 solle das Semesterticket kommen, mit dem Studierende in allen Öffentlichen durchs Land fahren können.

Die Situation in Hohenheim erläuterten Rektor Stephan Dabbert, Doktorandin Natali Böttcher, Agrarwissenschaftsstudent Sebastian Kern sowie Holger Fischer, akademischer Mitarbeiter und Dozent im Institut für Bodenkunde. Letzterer ist Mitbegründer der Studierenden- und Mitarbeiterinitiative Greening Hohenheim, in der sich auch Sebastian Kern engagiert. Nach einem Vortrag zum Baustellenlogistik-Projekt „SmartSite“ führten Böttcher, Kern und Fischer den Minister über den Campus, etwa in die Fahrradwerkstatt. „Hohenheim ist mit seinen über 2000 Mitarbeitern wie eine kleine Stadt“, so Kern. „Aber es fehlt an Fahrradwegen.“ Auch die Fahrradmitnahme in den Bahnen der Stuttgarter Straßenbahnen AG sei schwierig. Die SSB komme ihm mitunter wie ein Tanker vor.

Hermann erklärte, dass für die SSB die Stadt zuständig sei, das Land die Tarifverbünde bezuschusse. Der Nahverkehr auf Schiene und Straße ist wiederum dem Land zugeordnet. Stetig spreche er mit der Stadt, so Hermann. Zu den Blockaden gehörten aber Unklarheiten bei ÖPNV-Ausbau und Zugbestellungen auf Bundesebene. Vor allem Finanzminister Schäuble verschiebe die Finanzierungsfragen in eine Bund-Länder-Finanzierungskommission, die längst hätte stattfinden müssen. „So können wir keine Zukunftsentscheidungen treffen, es gibt einen großen Sanierungsstau – und es dauert, Trassen zu bauen“, so Hermann.

Mobilitätskonzept soll bis Herbst stehen

In Hohenheim, so Rektor Dabbert, sei man froh, wenn die Taktung und Haltestellen der Buslinien funktionierten. Eine Umfrage habe gezeigt, dass viele Studierende mit dem Auto nach Hohenheim kommen, weil sie im Schnitt so eine Dreiviertelstunde früher da sind als mit dem ÖPNV. Dann allerdings nerve die Parkplatzsuche, so dass 47 Prozent es überlegenswert finden, für einen garantierten Parkplatz zu bezahlen.

Für einen autofreien Campus mit nahen Park & Ride-Optionen konnte sich indes nur jede Zehnte erwärmen. Hintergrund: In den vergangenen Jahren stieg die Studierendenzahl auf über 9200 an, die Stellflächen verringerten sich gleichzeitig. Daher haben, als Teil des Masterplans 2030, Uni und Land gemeinsam einen Verkehrsplaner beauftragt, ein Mobilitätskonzept für den Campus auszuarbeiten. Hierbei geht es neben dem Autoverkehr um öffentliche Verkehrsmittel, Fahrradwege, E-Bike-Stationen und mehr. Laut Rektor Dabbert soll das Konzept im Herbst stehen.