„Remigration“ ist das Unwort des Jahres 2023. Das ist eine unglückliche Wahl – aus mehreren Gründen, meint unsere Berlin-Korrespondentin Rebekka Wiese.

Berliner Büro: Rebekka Wiese (rew)

Als das Jahr 2024 begann, hatten viele Menschen den Begriff „Remigration“ noch nie gehört. Das änderte sich in der vergangenen Woche, als das Rechercheportal „Correctiv“ über ein rechtsradikales Treffen in Potsdam berichtete. Dort diskutierten Extremisten, auch Vertreter der AfD und der Werteunion, wie man Menschen aus Deutschland nach Afrika vertreiben könnte. Sie bezeichneten das als Remigration. Nun ist der Begriff zum Unwort des Jahres 2023 ernannt worden.

 

Ein Augenzwinkern in Richtung der Radikalen

Bis dahin war der Begriff vor allem in rechten und rechtsextremen Kreisen verbreitet. Ursprünglich stammt er jedoch aus der Migrationsforschung und bedeutet Rückwanderung – ohne jegliche Konnotation. Zwar hat ihn die AfD bereits 2021 in ihrem Bundestagswahlprogramm verwendet. Doch man kann nicht behaupten, dass das Wort die gesamtgesellschaftliche Debatte geprägt hätte. Remigration wurde zu einem rechten Kampfbegriff. Er ist bewusst vage gehalten, um ihn als harmlos zu tarnen, während er zugleich rechten Fantasien alle Freiheiten lässt. Wirft man der AfD nun vor, sie strebe mit Remigration Vertreibungen an, kann sie empört widersprechen, es ginge ja nur um Abschiebungen – aber immer mit einem Augenzwinkern in Richtung ihrer radikalen Anhänger: Es geht um mehr. Die Auszeichnung zum Unwort macht auf den verharmlosenden Charakter aufmerksam. Zugleich trägt sie leider zur Verbreitung eines umgedeuteten Begriffs bei.