Das Handelsportal Kleinanzeigen, ehemals eBay-Kleinanzeigen, ist für einige Nutzer mehr als eine App, um gebrauchte Gegenstände anzubieten. Manche tragen dort auch persönliche Konflikte aus oder sticheln gegen den geliebten Fußballverein.

Baden-Württemberg: Erdem Gökalp (erg)

Das Online-Handelsportal Kleinanzeigen wirbt damit, dass Nutzer in der gesamten Bundesrepublik gleichzeitig 50 Millionen Produkte zum Verkauf anbieten. Unter ihnen befinden sich laut Angaben von Kleinanzeigen jedes Jahr auch jene, die mit besonders kuriosen Angeboten auffallen. Manche schaffen es, mit ihrer Anzeige auch Nachrichten in der Lokalpresse oder Kontroversen zu erzeugen.

 

Gründerlokal des BVB Dortmund und die „Dreckskarre der Freundin“

Ob sich tatsächlich ein Fußballfan des Borussia Dortmund gefunden hat, der die Kultkneipe „Pommes Rot-Weiß“ gemietet hat – das ist nicht weiter bekannt. Ende September haben die Betreiber jedenfalls eine Anzeige erstellt, in der sie unter anderem damit geworben haben, dass der Laden auch von Spielern des BVB besucht würde. Volles Haus an Spieltagen wird ebenfalls garantiert. Der Preis war Verhandlungssache. Ob die unzähligen schwarz-gelben Fanartikel, die die Kneipe schmücken, im Preis inbegriffen waren – das stand nicht in der Anzeige.

Andere Kleinanzeigen-Kunden nutzen die Plattform als Möglichkeit, ihre persönlichen Fehden öffentlich auszutragen, auch wenn sie einen finanziellen Nachteil davon haben könnten. Ein Nutzer namens Marcel aus Findorff-Bürgerweide hat es sich im Juli nicht nehmen lassen, in der Beschreibung Seitenhiebe gegen seine Freundin auszuteilen, weil sie ohne seine Absprache eine „Dreckskarre“ gekauft habe. In der Anzeige schreibt er, dass seine Freundin beim Erwerb jenes BMW 316ti Compact Automatik E46 „mies über den Tisch gezogen wurde“. Das habe sie davon, immerhin gebe es eine lange Liste von Dingen, die an dem Auto repariert werden müssten. Anscheinend wurde das Auto für 1280 Euro verkauft, ob die Beziehung das überlebt hat, ist nicht bekannt.

Ein AfD-Bett und eine Apple-Watch „Bauschaum-Edition“

Die ehemalige AfD-Chefin Frauke Petry sorgte im März selbst für Aufsehen, als sie ein antikes Bett für einen Schnäppchenpreis von 49 Euro angeboten hatte. Ein Nutzer habe zwar Interesse daran gehabt, „gemütlich zu schlafen wie bei den Großeltern“, er wollte das Bett in Delitzsch, Sachsen jedoch nur dann abholen, wenn sie bestätigen würde, dass sie nicht die Frauke Petry sei, die die AfD mitgegründet habe. Sie beklagte den Fall anschließend öffentlich. Daniel aus Morschen in Hessen wollte hingegen aus einem Missgeschick finanziellen Profit schlagen. Nach einem Unfall mit einer Dose Bauschaum bot er seine komplett verschmierte Apple-Watch samt dreckigem T-Shirt als „Bauschaum-Edition“ zum Verkauf an. Den zufällig entstanden Look preiste er als stilvolles Eismeerblau an.

Die Ex-Aufsichtsratskandidatin des Hamburger SV Carmen Pippig hat es sich ebenfalls nicht nehmen lassen, über eine Kleinanzeige eine persönliche Fehde öffentlich auszutragen. Sie hat im Mai den Positiv-Fußabdruck der Fußballer-Legende Uwe Seeler zum Verkauf angeboten, die als Vorlage für den Bronzefuß vor dem HSV-Stadion gedient haben soll. Da das HSV-Museum sich nicht bei ihr gemeldet habe, müsse sie die den Verkauf selbst in die Hand nehmen, schrieb sie auf Kleinanzeigen. Sie betont ebenfalls, dass die Statue von Sponsoren finanziert worden sei, der Fußballklub die Lorbeeren für das Kunstwerk aber für sich einheimsen wolle. Die Anzeige steht jedenfalls nicht mehr auf der Plattform. Es ist also gut möglich, dass sie die 5000 Euro, die sie für den Fuß haben wollte, auch erhalten hat.