Mit dem Motto „[F]empower“ wollen die Esslinger Frauenwochen auf Missstände aufmerksam machen, aber auch ermutigen und vernetzen. Die Veranstaltungsreihe im März öffnet sich zudem der queeren Szene, etwa mit einem „FLINTA* Poetry Slam“.

Warum es auch 33 Jahre nach der ersten Ausgabe noch immer Frauenwochen braucht? „Wenn man sich die Situation der Frauen anguckt, sieht man, dass es immer noch notwendig ist, auf die Unterschiede hinzuweisen“, sagt Jitka Sklenářová, Beauftragte für Chancengleichheit der Stadt Esslingen. Drei Wochen lang gibt es 28 Veranstaltungen aus den Reihen der Mitgliedsorganisationen des Frauenrates. Dieser organisiert das Programm gemeinsam mit dem Referat für Chancengleichheit. Unter dem Motto „[F]empower“ sind Vorträge, Kurse, Führungen, Filme und mehr geboten.

 

Als Beispiel für diese Unterschiede nennt Sklenářová den „Gender Pay Gap“. Diese Verdienstlücke zwischen Männern und Frauen hat 2023 laut Statistik in Deutschland durchschnittlich 18 Prozent betragen. Die Frauenwochen starten zwar offiziell am 8. März, dem Weltfrauentag. Ins Programmheft ist aber auch eine Veranstaltung aufgenommen, die bereits am 6. März stattfindet. An diesem Tag ist Equal Pay Day – bis dahin arbeiten Frauen rein rechnerisch unbezahlt. Der Jugendspielclub der Württembergischen Landesbühne zeigt das selbst entwickelte Stück „A woman’s world“. Die jungen Leute begehren laut Programmbeschreibung auf der Bühne gegen die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft auf.

Queere Angebote bei den Frauenwochen

Eine Haltung, die das ganze Programm durchzieht. Vom Ziel der Chancengleichheit für alle Menschen unabhängig ihres Geschlechts sei man noch weit entfernt, sagt Sklenářová. „Deswegen ist es nötig, nicht aufzuhören, auf die Frauenperspektive aufmerksam zu machen.“

Für das aktuelle Programm habe man sich mehr mit Gender-Diversität beschäftigt. Anstoß hat unter anderem die erste Christopher-Street-Day-Demo in Esslingen 2023 gegeben. Aus deren Umfeld heraus wurde der Verein Queer ES gegründet, der in Kooperation mit der evangelisch-methodistischen Kirche den Workshop „Feministisch Queer in Esslingen“ gibt (11. März). Darüber hinaus zeigt der Verein Frauen helfen Frauen den Dokumentarfilm „Feminism WTF“, der sich unter anderem die Frage stelle, wer Frau sein darf (21. März). Und am 8. März gibt es einen „FLINTA* Poetry Slam“. Veranstalter sind das Jugendhaus Komma gemeinsam mit der Beauftragten für Chancengleichheit, wobei FLINTA* für Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht-binäre, trans- und a-gender Personen steht.

Veranstaltungen für Männer offen

„Es geht nicht nur darum, auf Missstände aufmerksam zu machen, sondern darum, Frauen und deren Geschichte zu entdecken“, sagt Sarah Frost, eine der Sprecherinnen des Frauenrates und Dramaturgin an der WLB. Das Motto „[F]empower“ stehe dafür, dass Frauen zur Selbstbehauptung und -verwirklichung ermutigt werden. Das Programm solle aber auch die Möglichkeit zum Netzwerken geben. Die Männer braucht es nach Überzeugung der Organisatorinnen auch. Die meisten Veranstaltungen sind auch für sie offen.

„Ich bin sehr stolz auf die Frauenwochen in Esslingen“, sagt Hanna Scherieble, ebenfalls Sprecherin des Frauenrates und zweite Vorsitzende des Stadtseniorenrates. Als diese vor mehr als 30 Jahren von der ersten Frauenbeauftragten Beate Latendorf ins Leben gerufen worden seien, sei die Reihe ein Alleinstellungsmerkmal gewesen. „Die Strahlkraft der Veranstaltung geht weit über den Kreis hinaus.“ Deswegen sei es gut, dass das Programm auch online abrufbar sei.

Mehr Infos gibt es unter www.esslingen.de/frauenwochen