Während in Ludwigsburg am Sonntag – etwas abgespeckt – das Kastanienbeutelfest stattfindet, ist der verkaufsoffene Sonntag der Schillerwoche in Marbach abgesagt worden. Der Veranstalter scheut den Mehraufwand wegen der Corona-Auflagen.

Marbach - Erneut fällt der verkaufsoffene Schiller-Sonntag in Marbach aus. Der Veranstalter, die Interessengemeinschaft der Selbständigen (IGS), muss sich wegen dieser Absage vielen Fragen stellen. Zumal das Kastanienbeutelfest in Ludwigsburg, ebenfalls ein verkaufsoffener Sonntag, heuer am 10. Oktober wieder stattfindet.

 

Bei wichtigen Anlässen treten Arbeitnehmerrechte zurück

Ein verkaufsoffener Sonntag braucht ein Rahmenprogramm, beruhend auf einem nicht-kommerziellen Anlass. Der Geburtstag Friedrich Schillers in Marbach am 10. November 1759 taugt dazu nachgerade klassisch als Ereignis, das Feiern, aber auch einen Shopping-Sonntag begründet. Hier treten Arbeitnehmerrechte, eigentlich nur unter der Woche für den Handel da zu sein, zurück – wenn es die kommunale Satzung rechtfertigt. Einsprüche von Gewerkschaften und Kirchen sind bei solch gewichtigen Anlässen zwar üblich, aber meist aussichtslos.

Doch in Coronazeiten ist der Auflauf vieler Menschen ein Problem: 2- oder 3-G-Regeln müssen auferlegt und kontrolliert werden, Hygienekonzepte erfordern womöglich eingegrenzte Areale, Einbahnregelungen, Aufsichten, Kontrollpunkte, Papierkram.

Dem Stadtmarketing fehlen die Kapazitäten

Die IGS befürchtete jedenfalls einen immensen Mehraufwand. „Dafür fehlen uns leider die Kapazitäten. Wir hätten das nur geschafft, wenn die Veranstaltung beispielsweise auf dem räumlich begrenzten Burgplatz stattgefunden hätte“, sagt der IGS-Vorsitzende Friedemann Sorg.

In Ludwigsburg indes stehen am Sonntag von 13 bis 18 Uhr die Läden offen. Jungdesigner, Handwerks-Künstler und Gastronomen verwandeln zwei Stunden zuvor bereits den Rathaushof und den Arsenalplatz in einen Genussmarkt. Zudem gibt es Aktionen, die sich immer wieder um die Kastanie drehen. Vor Corona dauerte das Fest zwei Tage und nahm einen größeren Raum der Innenstadt ein.

Masken sind beim Kastanienbeutelfest notwendig

Laut Stadt und Veranstalter Luis, einem Marketingverband von 274 Akteuren, ist die 3-G-Regel unnötig, Masken aber schon. Entscheidend sei eigentlich, teilt zwar das Sozialministerium mit, ob die Besucher zum Verweilen animiert würden. Insofern sei bei einem verkaufsoffenen Sonntag schon „von einer 3-G-Pflicht auszugehen“. Warum das in Ludwigsburg jedoch nicht so ist, sei von Stuttgart aus nicht zu beurteilen. Und dann folgt ein nicht unwichtiger Satz aus der Ministerialbehörde: „Die konkrete Auslegung nehmen die Ordnungsämter vor Ort vor.“

Wie die Auslegung in Ludwigsburg aussieht, erklärt der Fachbereichsleiter für Sicherheit und Ordnung, Heinz Mayer: Das Rahmenprogramm beim Kastanienbeutelfest sei der Saisonabschluss im Blühenden Barock. Zusätzlich gebe es den Einzelhandel, die Gastronomie und die Genussmeile, die ohne 3-G möglich seien. „Letztere war ein Knackpunkt, wir haben aber weniger Stände und diese entzerrt, sodass wir coronakonform vorgehen können“, sagt Mayer. Das Gesundheitsamt habe grünes Licht gegeben.

„Die Katze war sowieso den Boom nuff“

Zwar war das Schiller-Shopping auch wegen rechtlicher Hürden, nämlich der fehlenden kommunalen Satzung, nicht möglich – IGS-Sprecher Friedemann Sorg: „Die Katze war sowieso den Boom nuff.“ Sorg räumt zudem ein, man habe beim Ordnungsamt gar nicht erst ein Rahmenprogramm und ein Hygienekonzept eingereicht.

Daher trage weder Marbachs Rathauschef Jan Trost noch andere städtische Mitarbeiter die Schuld am Verzicht auf den verkaufsoffenen Sonntag: Da, sagt Sorg, „konnte nichts abgelehnt werden“. Man setze nun auf den Schiller-Sonntag 2022. Dieses Jahr erinnern an den größten Sohn der Stadt lediglich zwei Ausstellungen – und die Schiller-Rede.

Wo, was und wann beim Kastanienbeutelfest

Kooperation
  Das Kastanienbeutelfest und der verkaufsoffene Sonntag am kommenden Sonntag, 10.  Oktober, sind ein Gemeinschaftsprojekt des Ludwigsburger Innenstadtvereins (LUIS) und des Bereichs Tourismus & Events der Stadt. Fast 70 Aussteller werden am Kunst- und Genussmarkt teilnehmen. Er startet um 11 Uhr auf dem Rathaushof und auf dem Arsenalplatz und endet um 18 Uhr. Angeboten werden unter anderem Holz-, Metall- und Steinkunsthandwerk, selbst gemachter Schmuck aus Edelsteinen, Glas oder Metall sowie Wohndekoration. Von 13 Uhr an haben die Ludwigsburger Geschäfte Gelegenheit, zu öffnen.

Regeln
 Voraussetzung für den Markt ist es, die geltenden Corona-Vorlagen einzuhalten, betont Citymanager Markus Fischer. Das bedeutet: Maskenpflicht auf dem kompletten Kunst- und Genussmarkt. Darüber hinaus können sich die Besucher von 11 Uhr an auf dem Marktplatz beraten und impfen lassen.