Mit dem Ausbau des Parkraummanagements an der Universität werden zusätzliche Pendler befürchtet, die den Bezirk zuparken. Dabei sind die Leute schon jetzt genervt. Im Ort selbst steht die ersehnte Einführung der Parkregelung offenbar noch auf der Kippe.

Aus den Stadtteilen: Kathrin Wesely (kay)

Vaihingen - „Die Gegend um den S-Bahnhof in Rohr werde tagein, tagaus „brutal von Pendlern und Flughafenbenutzern zugeparkt“, schimpfte unlängst ein Leser. Der Stadtteil Vaihingens mit mehr als 8000 Einwohnern ächze unter der Blechlawine, die allmorgendlich die ruhigen Wohngegenden flute. Selbst die Geschäftsleute seien unglücklich mit der Situation: „Das ist ein massiver Eingriff in die Lebensqualität!“, klagt Ingo Vögele vom Verbund Vaihinger Fachgeschäfte (VVF). Und wirtschaftlich profitiere man auch nicht: „Pendler sind keine Kunden.“ Sie verstopften nur die Wohngebiete. „Wenn jetzt drumherum immer mehr Parkraumbewirtschaftung kommt, wird’s hier richtig lustig!“ Daher mache der Verbund seit Jahren Druck, dass auch in Vaihingen ein Parkraummanagement her müsse. „Und wir sind froh, dass da jetzt ein Sinneswandel stattgefunden hat“, sagt Vögele.

 

Fragliche Belastungsgrenze

Aber der Sinneswandel allein hilft noch nicht, wie Bezirksvorsteher Kai Mungenast erläutert. Zwar wünsche sich der Vaihinger Bezirksbeirat, dass Pendler auch hier Parkgebühren entrichten müssen. Doch die Stadt Stuttgart könne das nicht einfach einführen. Es müssten „vorgegebene Belastungsgrenzen“ erreicht sein. „Dies wurde mit einer Studie untersucht, deren Ergebnis vorliegt, aber dem Bezirksbeirat und mir noch nicht vorgestellt wurde“, sagt der offenkundig verärgerte Bezirksvorsteher. Mungenast befürchtet zudem, dass die Studie zuungunsten des Bezirks ausgefallen ist: „Es zeichnet sich wohl ab, dass die Belastungsgrenze – nach den Vorschriften, die emotionale Belastungsgrenze der Anwohner ist bereits erreicht – für die Einführung eines Parkraummanagement in Vaihingen noch nicht erreicht wurden.“

Der Bezirksvorsteher ist überzeugt, dass es Erleichterung verschaffen würde, wenn Langzeitparker von auswärts zur Kasse gebeten werden. Im Stuttgarter Westen, wo das Parkraummanagement 2011 als Pilotprojekt startete, hatte sich mit der Einführung die Zahl der freien Parkplätze tagsüber um 51 Prozent erhöht, nachts um zehn Prozent. Mungenast warnt jedoch: „Den Anwohnern muss klar sein, dass ein solches Parkraummanagement auch für sie Konsequenzen hat, beispielsweise wenn sie zu Hause Besuch empfangen und dieser nicht mehr frei an der Straße parken kann.“

Mehr Parkplätze sollen etwas kosten

Zurzeit wird die Parkraumbewirtschaftung in der Stadt ausgedehnt. In der Innenstadt gilt die Bewirtschaftung bereits nahezu flächendeckend. Letzte Lücken im Stuttgarter Norden werden nun geschlossen. Als nächstes kommen Bad Cannstatt mit Neckarvorstadt, Untertürkheim sowie der Vaihinger Ortskern zwischen Filderhofstraße und Ernst-Kachel-Straße und am Bezirksrathaus an die Reihe.

In der nächsten Ausbauphase des Parkraummanagements stehen Plieningen und Hohenheim auf der Agenda. Wenn bis dahin nämlich die Universitätsparkplätze gebührenpflichtig sind, werden sich die Pendler in der Umgebung, vor allem in Plieningen, umsehen, wie die Erfahrung zeigt: „Gleichzeitig mit der Einführung der Parkregelung in einem Großteil des Stadtbezirkes West sind aus den benachbarten Bereichen Beschwerden und Meldungen über Verdrängungsparker bei der Verwaltung eingegangen“, hieß es im Abschlussbericht zum Pilotprojekt im Westen. In den anderen Stadtbezirken wiederholte sich das Szenario dann. Auf diese Ausweichler macht man sich auch in Vaihingen gefasst. Eine ähnliche Situation entsteht für die universitätsnahen Bereiche von Vaihingen, für das Gebiet Fasanenhof/Schelmenwasen, sobald die Stadtbahnlinie U 6 zum Flughafen fertig gebaut sein wird. Deren Eröffnung ist für Ende 2021 geplant. Die drei Kilometer lange S-Bahn-Strecke beginnt dann am bisherigen Endpunkt der U 6, der Haltestelle Fasanenhof Schelmenwasen. Das wird ein künftiger Pendlermagnet werden.