Verkehrskonzept in Waldenbuch Gegen Verkehrsprobleme hilft keine kleine Lösung

In Sachen Lärmschutz und Verkehrsberuhigung hapert es noch an vielen Stellen in der Schönbuchstadt. Die Waldenbucher Stadtverwaltung kämpft für ein Verkehrskonzept aus einem Guss und warnt vor Rosinenpickerei.
Waldenbuch - Rücksichtnahme? Nein, danke. Am Stadteingang in der Nürtinger Straße in Waldenbuch drücken die Autofahrer weiter aufs Tempo. „Die 30er-Zone findet nur bedingt Akzeptanz“, stellt Ordnungsamtsleiterin Katharina Jacob knapp drei Jahre nach der Einführung des Tempolimits fest. Überschreitungen von zehn Prozent sind keine Seltenheit. Und etwa 17 Prozent der Menschen fuhren schneller als Tempo 40.
Das ist nur ein Beispiel dafür, dass es in Sachen Lärmschutz und Verkehrsberuhigung an vielen Stellen in der Schönbuchstadt noch klemmt. Mit einem schlüssigen Gesamtkonzept samt Verkehrsteiler an der Stadteinfahrt, neuem Kreisverkehr an der Stuttgarter Straße, einer verkehrsberuhigten Zone zwischen Gasthaus Krone und Esso-Tankstelle sowie der Neuordnung von Bushaltestellen und Zebrastreifen wollte die Kommune das Problem angehen. Doch weil die Finanzen knapp sind, bröckelt im Gemeinderat die Bereitschaft für den großen Wurf.
Nicht die Rosinen rauspicken
Gleich mehrere Haushaltsanträge zeigen: Die eine oder andere Maßnahme würde man gern zurückstellen. Vor allem das neue Rondell ist umstritten. Doch fällt ein Baustein, wackeln auch die anderen. Katharina Jacob stellte klar: „Vieles was jetzt hier auf dem Tisch liegt, funktioniert nur im Zusammenhang mit dem Kreisverkehr. Wir können uns nicht die Rosinen rauspicken.“
Bevor das Gremium am 26. November mit der Verabschiedung des Haushaltsplans die Weichen für die Zukunft stellt, hat Bürgermeister Michael Lutz im Technischen Ausschuss deshalb noch einmal die Folgen eines punktuellen Rückzugs dargestellt. Wie die Rädchen ineinander greifen, erklärte der Leiter der Verkehrsbehörde am Böblinger Landratsamt, Frank Hönig. Die angedachten Geschwindigkeitsbegrenzungen, Fußgängerüberwege und Radschutzstreifen hält er für machbar. Zwei Ausnahmen gibt es allerdings: In der Nürtinger Straße besteht die Gefahr von radelnden Geisterfahrern auf dem Schutzstreifen – alternativ soll der Radverkehr über die Bahnhofstraße laufen – und ein Zebrastreifen über die Kronenbrücke ist wegen der fehlenden Sichtbeziehungen nicht möglich. Unter dem Strich kam auch Frank Hönig zu dem Ergebnis: „Die aktuell vorliegende Gesamtkonzeption erscheint uns schlüssig und bietet der Stadt die Möglichkeit einer Verkehrsregelung aus einem Guss.“
Zwei Aspekte sind bereits auf den Weg gebracht
Damit das Verfahren nicht stockt, brachten die Stadträte schon einmal zwei Teilaspekte auf den Weg. Dazu gehören die Planungen für Radschutzstreifen in der Weilerbergstraße, der Echterdinger Straße und der Bahnhofstraße. „Wir werden in den nächsten Wochen detaillierte Untersuchungen durchführen“, kündigte die Ordnungsamtsleiterin an. Dabei geht es auch um die Frage, wie sich der Wegfall von Stellplätzen am Fahrbahnrand kompensieren lässt. Allein an der Echterdinger Straße würden durch die Radspur 21 Parkplätze verloren gehen.
Da sich die gesetzlichen Regelungen für die Bewertung von lärmbelasteten Straßen verändert haben, wird zudem schon 2020 ein neuer Lärmaktionsplan für die Gemeinde erstellt. Neben der Tübinger Straße, Stuttgarter Straße, Nürtinger Straße und Liebenaustraße werden erstmals auch die Alfred-Ritter-Straße, die Weilerbergstraße und die Echterdinger Straße in die Untersuchung mit einbezogen. Für die Anwohner in der Nürtinger Straße bedeutet das: Auch wenn die befristete 30er-Regelung nicht perfekt ist, können sie darauf hoffen, dass das Tempolimit auch nach der Sanierung des Fahrbahnbelags erhalten bleibt.
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